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Johnny Marr: „Spirit Power: The Best Of Johnny Marr“ (Review)
Artist: | Johnny Marr |
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Album: | „Spirit Power: The Best Of Johnny Marr“ |
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Medium: | CD/Download/Do-LP | |
Stil: | Indie Pop, Alternative Rock, Folk |
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Label: | BMG/Warner | |
Spieldauer: | 84:38 | |
Erschienen: | 03.11.2023 | |
Website: | [Link] |
Das Weihnachtsfest steht schon halbwegs vor der Tür, die Adventstürchen wollen bald geöffnet werden und die Suche nach den passenden Weihnachtsgeschenken ist bei vielen schon in vollem Gange. Und damit man als Band oder Musiker auch einen kleinen Happen mit abbekommen und seine musikalischen Kinder – oder besser Songs –, die langsam in die Jahre kommen, aber man mangels ernsthafter neuen Ideen nicht auf die Schnelle noch ein neues Album raushauen kann, greift man gerne auf die „Best Of“-Variante vor den Rauschebart-Festlichkeiten, die mit der Geburt des Jesuskindleins begannen und festgenagelt am Kreuz endeten, zurück. Auch ein JOHNNY MARR, der bereits so einige musikalische Meilensteine auf seinem Musikerweg hinterließ, die natürlich mit der Gründung von THE SMITHS im Jahr 1982 begannen, sich dann 1989 mit THE THE sowie 1991 mit ELECTRONIC plus 2007 mit MODEST MOUSE sowie 2009 THE CRIBS fortsetzten und sich gegenwärtig in den letzten zehn Jahren im Rahmen seiner Solo-Karriere vollendeten…
...lässt sich diese Vorweihnachts-Chance nicht nehmen und veröffentlicht mit „Spirit Power: The Best Of JOHNNY MARR“ eine Zusammenstellung aus seinen vier Solo-Alben – als da wären:
* The Messenger (2013)
** Playland (2014)
*** Call The Comet (2018)
**** Fever Dreams Pts. 1-4
Und wie man den Alben anhören kann, war es keine falsche Entscheidung, sich solistisch ganz auf sich zu verlassen, ähnlich wie es sein alter, etwas verdreht wirkender ehemaliger THE SMITHS-Bandkumpel MORRISSEY schon seit über drei Jahrzehnten – beginnend nach der Auflösung seiner Stammband im Jahr 1987 – tut und überall seine „Meat Is Murder“-Mentalität zur Schau trägt, die so weit geht, dass dieser auch mal ein Konzert abbricht, weil ihm der Geruch von gegrilltem Fleisch auf der Bühne in die Nase steigt – oder, wie in Dresden geschehen, ein fest gebuchtes Konzert absagt, weil es im 'Alten Schlachthof', einer ehemaligen Schlachterei-Halle, stattfinden sollte.
Da ist ein JOHNNY MARR – ebenfalls Veganer – doch deutlich entspannter, auch wenn er wegen Streitigkeiten mit MORRISSEY, dem der Musikstil der Band angeblich zu eingefahren war, es zur Auflösung von THE SMITHS kam. Marr ist einfach ein angenehmerer Zeitgenosse, selbst wenn er durchaus zeitkritische Themen in seinen Songs aufgreift. Auch dass Marr wie Morrissey Veganer ist, lässt ihn im Umgang mit 'tierischen' Themen einen kritischen Blick auf Tierquälerei und Massentierhaltung werfen, aber statt verbissen darauf einzuschlagen, setzt er viel mehr auf „Spirit Power & Soul“ und eingängige Melodien.
Zu seiner musikalischen Sozialisierung stellt Marr jedenfalls fest: „Ich habe im Laufe der Jahre in vielen Arenen gespielt, und was das Songwriting angeht, kann man sich nirgendwo verstecken. Damit ein Song funktioniert, muss er ein Knaller sein. Ich weiß, dass es fast schon uncool ist, so zu denken, aber ich bin in einem Haus aufgewachsen, in dem meine Eltern Motown hörten, wo man keinen Song veröffentlichen konnte, wenn er nicht voller Hooks war.“
Da weiß der geneigte Marr-Hörer natürlich gleich, was ihn auf „Spirit Power: The Best Of JOHNNY MARR“ erwartet. Denn der singende Gitarrist, der gerne auch in die Keyboardtasten greift, und seine drei musikalischen Begleiter an Bass, Schlagzeug und Keyboards, hat ein verdammt feines Gespür für Melodien, die sofort ins Ohr hinein, aber danach ganz schwer nur wieder heraus gehen. Genau dieses Gespür machte bereits THE SMITHS so erfolgreich – und man hört es umso mehr auch auf seinen Solo-Alben oder ganz besonders dieser Doppel-LP „Spirit Power: The Best Of JOHNNY MARR“ heraus.
Sogar der gewagte Versuch, „I Feel You“ von DEPECHE MODE mit harter Gitarre zu covern, meistert er, weil ihm auch hier gelingt, den DEMO-Geist einzufangen, ohne diesen wie eine Kopie breitzulatschen.
Ähnlich wie bei den PET SHOP BOYS oder eben DEMO verfolgt Marr bei seiner Solo-Musik ein klares Ziel, das er im Interesse der Eingängigkeit seiner Musik klar für sich definiert und gerne auch mit anderen sehr erfolgreichen Musikern ausdiskutiert: „Es ist eine Unterhaltung, die ich von Zeit zu Zeit mit Chris Lowe [Pet Shop Boys] führe, darüber, wie viel schwieriger es ist, Songs zu schreiben, die man tagsüber hören möchte. Es ist einfacher, etwas zu machen, das als cool wahrgenommen wird, wenn es ein bisschen stimmungsvoll ist. Aber für mich bestand die Mission bei diesen Platten darin, Songs zu schreiben, die man auf dem Weg zur Schule, auf dem Weg zum Fitnessstudio oder auf dem Rückweg von der Arbeit hören kann - so wie man es zum Beispiel bei Blondie getan hat.“
Nur bitte auf keinen Fall wegen seiner Worte nun einen JOHNNY MARR mit der guten „Heart Of Glass“-Debbie-Harry aka BLONDIE in einen Topf werfen, denn die Musik der Beiden liegt recht weit auseinander, selbst wenn deren Eingängigkeitsfaktor sich ähnelt. Nur BLONDIE war eben 80er-Jahre-Disco-Mucke vorgetragen von einem gut singenden Fotomodell, während bei Marr noch immer deutlich der THE SMITHS- oder THE THE-Hintergrund herauszuhören ist, die nicht auf Teufel komm raus einen massenkompatiblen Hit erzwingen muss. Trotzdem für den Weg zur Schule, zum Fitnessstudio, zur Arbeit und zurück bestens geeignet. Sogar der letzte Weg hinein in den See findet bei Marr seine eigenen selbstmörderische Vertonung.
FAZIT: Der Mann, der bei THE SMITHS für die Gitarrenarbeit und das Songwriting verantwortlich war, und sich lange Zeit ließ, um nach vielen musikalisch anderweitigen Gehversuchen (THE THE, ELECTRONIC, THE MODES MOUSE…) ab 2013 seinen eigenen Musik-Weg zu beschreiten, holt nach vier Solo-Alben zu dieser Zusammenstellung „Spirit Power: The Best Of JOHNNY MARR“ aus, der oftmals noch immer der THE SMITHS-Geist innewohnt. Die Doppel-LP im Gatefoldcover enthält sogar auf den bedruckten Innenhüllen zusätzlich alle Texte, die sich garantiert nicht nur auf Liebesgesäusel beschränken. Zudem findet man zwischen den 19 Songs dieser Auswahl zwei völlig neue, bis dato unveröffentlichte Songs sowie mit „I Feel You“ eine Cover-Version des DEPECHE MODE-Hits. „Spirit Power: The Best Of JOHNNY MARR“ passt auf jeden Fall bestens neben die THE SMITHS-Platten – noch vor die von MORRISSEY, wenn man nach der Qualität des Songwriting und nicht nur der Stimme geht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:47):
- Armatopia (3:30)
- New Town Velocity (5:12)
- Easy Money(4:03)
- Spirit Power & Soul (4:39)
- Hi Hello (4:23)
- Seite B (16:35):
- Somewhere (3:44)
- European Me (3:57)
- The Messenger (4:30)
- I Feel You (4:24)
- Seite C (22:08):
- The Answer(3:30)
- Dynamo (4:00)
- Spiral Cities (4:08)
- The Priest (5:35)
- Night And Day (4:55)
- Seite D (24:08):
- Sensory Street (5:18)
- Walk Into The Sea (6:02)
- Upstarts (3:39)
- Candidate (4:50)
- Tenement Time (4:19)
- Bass - Iwan Gronow
- Gesang - Johnny Marr, Doviak, Iwan Gronow
- Gitarre - Johnny Marr
- Keys - Doviak, Johnny Marr
- Schlagzeug - Jack Mitchell
- Sonstige - Meredith Sheldon, Nile Marr, Sonny Marr (Harmoniegesang)
Interviews:
-
keine Interviews