Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Nina Hagen: Unity (Review)

Artist:

Nina Hagen

Nina Hagen: Unity
Album:

Unity

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop, Alternative- und Deutsch-Rock

Label: Grönland
Spieldauer: 40:16
Erschienen: 08.12.2022
Website: [Link]

So ist das eben, wenn man sich einmal zum lebenden Gesamtkunstwerk stilisiert hat. Dann spielen irgendwann kommerzielle Überlegungen, Formate, konkrete Ziele und Absichten und schon gar künstlerische Regelwerke überhaupt keine Rolle mehr.
Deswegen ist es auch nicht ganz einfach zu eruieren, was uns NINA HAGEN mit ihrem neuen Album sagen will – oder ob sie das überhaupt vorhatte.

Ein gutes Jahrzehnt nach ihrer letzten Veröffentlichung „Volksbeat“ von 2011 hatte NINA offensichtlich wieder mal Lust, aus dem unerschöpflichen Setzkasten von Ideen zu schöpfen, über den sie nach 50 Jahren im Geschäft offensichtlich immer noch verfügt.
Hierbei vermischen sich die Themen, die ihr am Herzen liegen auf höchst kurzweilige, unberechenbare und teilweise auch verwirrende Art.

„Shadrack“ ist eine deutschsprachige Paraphrasierung einer Bibelgeschichte aus dem 3. Buch Daniel (wie es ihre Website ausweist), „United Women Of The World“ ist ein aktualisiertes, schwesterliches, feministisches Manifest, „Unity“ eine musikalische Wertschätzung der Black Lives Matter Bewegung, „16 Tons“ die Coverversion des frühen sozialkritischen Gewerkschafts-Folk Songs, der später in Country- und Blues-Kreisen musikalische Duftmarken hinterließ…

...„Atomwaffensperrvertrag“ ein Zusammenschnitt aus verschiedenen Reden (auch einer eigenen) zum zur Zeit wieder aktuellen Atom-Thema im Hörspiel-Stil, „Redemption Day“ eine weitere Coverversion – dieses Mal eines Songs von SHERYL CROW mit religiösem Unterton, den selbige dereinst mit JOHNNY CASH performte – und auf die Idee, DYLANs „Blowing In The Wind“ relativ unironisch mit dem deutschen Text von MARLENE DIETRICH als „Die Antwort weiß ganz allein der Wind“ zu performen, muss selbst eine NINA HAGEN erstmal kommen (die ironische Distanz kommt hier nämlich eher über die musikalische Seite zustande). Und mit „Geld, Geld, Geld“ findet sich auch noch ein veritabler konsumkritischer Protestsong im Stil der seligen Neuen Deutschen Welle auf dem „Unity“-Album.
Zusammenpassen tut das alles natürlich nur bedingt. Aber es ist immens unterhaltsam, kurzweilig und amüsant.

Auf jeden Fall ist es das stärkste NINA HAGEN-Album seit – nun ja – Jahrzehnten.

FAZIT: Nicht nur die thematische Ideenvielfalt zeichnet das neue Album „Unity“ von NINA HAGEN aus – auch in Bezug auf die musikalische Umsetzung bietet das Werk viele bemerkenswerte Überraschungen: „Shadrack“ basiert auf einer Komposition des amerikanischen Spiritual-Komponisten ROBERT MacGIMSEY. Auf „United Women Of The World“ arbeitete die Hagen mit der jamaikanischen Reggae-Künstlerin LIZ MITCHELL und der New Wave Ikone LENE LOVICH zusammen – es ist aber kein Reggae-Song. Der folgt dann auf dem Fuße mit dem Titel „Unity“, eine Kollaboration mit dem Funk-Master GEORGE CLINTON, den sie in Folge des Todes von GEORGE FLOYD verfasste und dabei gleichzeitig noch den Blues-Klassiker „Wade In The Water“ mit einfließen ließ. Und im „Atomwaffensperrvertrag“ verwurstet NINA HAGEN neben einer eigenen Rede zum Thema von 2009 die Rede des ehemaligen demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten DENNIS KUCINICH und kombinierte das mit galoppierenden Dub-Rhythmen, Melodica-Sprengseln und Twang-Gitarren. Bei all dem geht beinahe unter, dass NINA HAGEN ihren parodistischen Nerv-Faktor heutzutage nicht mehr als Dauer-Sperrfeuer einsetzt, sondern punktuell – und mit der Bereitschaft, sich performerisch auch mal in den Dienst des Songs zu stellen – freilich ohne dabei gleich Altersmilde zu wirken.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2388x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Shadrack
  • United Women Of The World
  • Unity
  • 16 Tons
  • Atomwaffenspüerrvertrag
  • Gib Mir Deine Liebe
  • Venusfliegenfalle
  • Redemption Day
  • Geld, Geld, Geld
  • Die Antwort Weiß Ganz Allein Der Wind
  • Open My Heart (Dinner Time)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was kommt aus dem Wasserhahn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!