Jawohl, kein Scherz …

Total geil anachronistisch, einfallsloser Titel hin oder her: KYLIE MINOGUE erfindet auf ihrem neuen Album eben nicht das Rad neu, sondern "nur" sich selbst. Die Benennung sagt bereits alles über den Inhalt aus. "Disco" erscheint passgenau zwei Jahre nach "Golden", das in Übersee höhere Wellen schlug als hierzulande, gleichwohl die Chanteuse immer noch Erfolge feiert, von denen so gut wie alle ansonsten auf diesen Seiten vertretenen Acts nur träumen können.

Die australische Popprinzessin blickt mit einem Dutzend auf Hochglanz polierter Hits auf Ansage zurück in ihre Anfangszeit, obwohl sie solche Musik in Reinform selbst eigentlich noch nie gemacht hat. Die Stücke sind auf den Glanz und Glamour der 1970er und 80er gebürstet, wobei vor allem Prince, Pointer Sisters, Donna Summer Diana Ross und Earth, Wind & Fire als Vergleiche in den Sinn kommen.

"Disco" klingt schonungslos kitschig und kompositorisch akribisch punktgenau auf Chartspitzen ausgerichtet, komplett mit anachronistisch verfremdeten Vocals und einem derartigen Optimismus ausgestattet, dass man es als realitätsfremd bewerten muss. vermittelt u.a. das selbst von schlichtesten Gemütern nachvollziehbare Gefühl, frisch verliebt zu sein ('Magic'), und wird von treibenden, süchtig machenden Tanzflächenfüllern wie 'Where Does The DJ Go?' einer- sowie sinnlich schleichendem Stoff der Marke 'Miss A Thing' bestimmt. Beides geht auf geradezu heimtückisch schnelle Art (und dauerhaft!) ins Ohr und den Kopf.

Verblüffenderweise bleibt bei alledem durchaus Spielraum zum Experimentieren, wie man etwa 'Celebrate You' anmerkt. Hört euch einfach nur die funky Sauerei 'Say Something' an und behauptet danach immer noch, ihr hättet während dieser dreieinhalb Minuten nicht verstohlen mit dem Allerwertesten gewackelt. im Übrigen pflegt die Dame ihre neue Gewohnheit weiter, sich nicht mehr nur Lieder von Dritten auf den gut gealterten Leib schreiben zu lassen, indem sie aktiv beim Songwriting mitwirkt, was in der Vergangenheit vor "Golden" eher selten der Fall war.

FAZIT: Nach drei Jahrzehnten im Geschäft, in denen sie 15 LPs herausbrachte reicht KYLIE MINOGUE ein völlig unironisches Retro-Disco-Album ein, das man einfach nicht kacke finden kann. Das angeblich im Zuge einer auf persönlicher Ebene leidvollen Zeit zusammengestellte Material (Fingernagel abgebrochen?) gehört in jeden gut sortierten Hüftschwinger Haushalt,

Shit, das Ding nutzt sich nicht ab.