Partner
Services
Statistiken
Wir
Dennis Durant: Leise Kämpfer (Review)
Artist: | Dennis Durant |
|
Album: | Leise Kämpfer |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Statt leidenschaftlichem Soul mehr deutsche Liedermacherei |
|
Label: | DWEDA Records | |
Spieldauer: | 46:20 | |
Erschienen: | 14.12.2018 | |
Website: | [Link] |
Warum nur vollzieht DENNIS DURANT einen dermaßen radikalen musikalischen Wechsel von „Soulmate“ hin zu „Leise Kämpfer“?
Hat er vielleicht in letzter Zeit zu viel REINHARD MEY und zu wenig den guten alten Soul der Motown-Ära gehört?
Diese Frage stellt sich unvermittelt nach dem ersten Hören von „Leise Kämpfer“ – dem neuen Album des freundlichen Typen aus dem Dörfchen Ellhofen, welches nunmehr auf seinem aktuellen Album doppelte Berühmtheit erlangt. Doch dazu später.
DENNIS DURANT stellt zu „Leise Kämpfer“ stolz fest: „Ich glaube, ich habe meinen Platz gefunden. Ich merkte, dass ich im Deutschen die Dinge, die mich bewegen, besser auf den Punkt bringen kann.“
Und wenn der Kritiker in dem Moment vielleicht auch arrogant erscheint, er ist ja schließlich nicht der Musiker, sondern nur der „Drüberschreiber“, so sollte dem singenden leisen Kämpfer, der so leidenschaftlich und wohl auch überambitioniert bei seinem erstmals in deutscher Sprache eingesungenen Album zur Sache geht, trotzdem deutlich widersprochen werden.
Der Grund für diesen Widerspruch liegt nicht etwa in den deutschen Texten – die allerdings auch noch so einige Reserven aufweisen und nicht den verhängnisvollen Versuch starten sollten, nach REINHARD MEY zu klingen (Der ist nach so vielen Jahren genauso unerreicht wie beispielsweise ein HERMAN VAN VEEN!) und den bis dahin so sehr verehrten JIM CROCE in den Hintergrund zu rücken – sondern in der überdeutlichen Abkehr von den musikalischen Qualitäten seines Vorgänger-Album, welches von Soul und Funk sowie Swing und Sechziger-Jahre-Flair lebte, dass es eine Freude war, Durant zuzuhören, die Melodiebögen zu genießen und in diesem jung gebliebenen Musiker einen schon alten „Soul“-Hasen herauszuhören, der seine englischen Texte so zugleich ansprechend „transportierte“. Musik, die Texte umschmeichelt.
Doch was ist nun?
Plötzlich scheinen die nunmehr deutschen Texte in den Vordergrund zu treten, die Musik aber in gewisser Weise in den Hintergrund, wodurch sie manchmal fast schlagerhaft wirkt, wie beispielsweise bei „Bring mich zu Ende“ mit unzähligen Wiederholungen der gleichen Textzeilen und einem permanenten „Oija-Oija-Dab-Dab“.
Der schmale Grat zwischen Liedermacher und Schlagerbarde ist für DENNIS DURANT zu schmal ausgefallen, sodass er eben auch ins Schlagerhafte und/oder Banale abrutscht. Und warum nur muss der Ellhofer sich als Cover-Version seines offensichtlich übergroßen Vorbilds REINHARD MEY gerade „Über den Wolken“, diesen in allen Radiostationen (besonders denen, die sich durch Schlagermusik „auszeichnen“) durchgenudelten und selbst von Mey nicht als sonderlich großartig empfundenen Hit – der ebenfalls mit einer banalen Schlagerstimmung aufwartet – auswählen?
Vielleicht weil er im dazugehörigen Video uns seinen Tandem-Sprung aus einem Flugzeug zeigen wollte?
Selbst der Versuch der Durant-Version durch das KAISER QUARTETT einen klassischen Hauch zu verleihen, verwässert in Streicher-Schmalz.
Auch sein alter, schon im Jahr 2015 deutsch gesungener Song „Mein Sankt Pauli“, der in der Ursprungsversion voller Jazz-Feeling und zusätzlichem weiblichen Gesang überzeugend präsentiert wird, fällt in der neuen Version, wiederum mit dem Kaiser Quartett eingespielt, hinter der Urversion um Längen zurück.
Selbst der das Album eröffnende Song „Gewonnen“ will sofort eine Mey-Atmosphäre heraufzubeschwören, bei der Durant sogar versucht, in einem ganz ähnlichen Duktus wie R. Mey zu singen.
Wo nur ist der so gefühlvolle „Soulmate“-Mann, der sich noch immer unter seiner Homepage Singer/Soulwriter nennt, geblieben? Leider trifft nach „Leise Kämpfer“ eher Lieder-/Schlagermacher zu.
Mit der bewegenden Ballade „Am Meer“ ist DENNIS DURANT glücklicherweise aber noch immer auf dem rechten musikalischen, aber nicht unbedingt textlichen, Weg, auch wenn er „Über den Wolken“ und im „Rampenlicht“ arg ins Straucheln gerät.
Dummerweise sind die Meer-mehr-Wortspielereien auf „Am Meer“ überhaupt nicht gelungen, genauso wie die „Reimerei“: „Ein Tag am Meer, ein Tag am Meer, schenk mir einen Tag am Meer / Ist das so schwer? Ist das so schwer? / Ein Tag am Meer, mit dir allein / Mehr brauch‘ ich nicht / Mehr muss nicht sein / Nein, Nein, Nein!“
Das hat ein HERWIG MITTEREGGER vor über 30 Jahren auf „Immer mehr“ mit einem schlichten Refrain wie: „Immer mehr, immer mehr, immer mehr / Und der Wind weht wieder über‘s Meer / Immer mehr, immer mehr, immer mehr / Ich fang ihn ein und hol‘ ihn dir her!“, deutlich besser und klangvoller hinbekommen.
Auch der Text zu „Amerika“ – ein deutlicher Angriff gegen die neuen vereinigten Trumpschen Staaten – überzeugt unter lyrischem wie aussagekräftigem Aspekt nicht, denn statt dem Arschloch Trump (Zumindest erscheint er aus europäischer Sicht den meisten so!) den Marsch zu blasen, überträgt er dessen schwachsinnige Taten, wie die Absicht des gigantischen Mauerbaus, auf das riesige Land, indem auf pure Verallgemeinerungen zurückgegriffen wird und dabei in Vergessenheit gerät, dass eben ein Trump nicht ganz Amerika ist und ihm dort zum Glück noch genug Amerikaner die Stirn bieten. Da schmerzt dann solch ein Refrain wie dieser schon: „Amerika, gelobtes Land / Amerika, hast dich verrannt / Amerika du bist mir fremd / Amerika, gelobtes Land / Amerika, bist ausgebrannt / Amerika, was machst du da?“
Demgegenüber singt Durant seinem 3000-Seelen-Dorf „Ellhofen“ als „seine kleine Welt“ eine wahre Lobes- und Liebeshymne, die wir gleich zweimal (einmal als akustische Ballade) auf „Leise Kämpfer“ zu hören bekommen, wobei man die das Album abschließende Version „Ellhofen (feat. Musikverein Ellhofen)“ mit dem Musikverein Ellhofen als Bonustitel, nicht aber integrierten Bestandteil hätte einfügen sollen. Das gesamte Album ist schon genug zerrissen, lässt – bis auf die durchgängig deutschen Texte – einen roten Faden vermissen. Das schlimmste aber ist, es fehlt der (echte) Soul – die Seele!
DENNIS DURANT stellt am Ende zu seinem Album fest: „Ich glaube, ich habe meinen Platz gefunden!“
Oh Nein! Bitte nicht! Lieber Dennis, setze dich doch lieber wieder zwischen die Stühle, anstatt es dir auf diesem „Leise Kämpfer“-Stuhl bequem zu machen!
FAZIT: „Leise Kämpfer“ ist das erste Album von DENNIS DURANT, auf dem er deutsch textet und singt. Eigentlich eine gute Idee, wenn ihm bei dem Versuch, in Reinhard Meys Fußstapfen zu treten, nicht so viel Soul abhanden gekommen wäre, von dem sein vorheriges „Soulmate“ deutlich leidenschaftlicher lebte.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Gewonnen (feat. Kaiser Quartett)
- Am Meer (feat. Kaiser Quartett)
- Seit ich dich kenne
- Amerika
- Ellhofen
- Mein Sankt Pauli (feat. Kaiser Quartett)
- Rampenlicht
- Leise Kämpfer
- Über den Wolken (feat. Kaiser Quartett)
- Was weiß ich schon
- Bring mich zu Ende
- Ellhofen (feat. Musikverein Ellhofen)
- Bass - Michael Holland
- Gesang - Dennis Durant
- Gitarre - Tim Spohn
- Keys - Kai Lindner
- Schlagzeug - Matthias Friedel
- Sonstige - Kaiser Quartett (Streicher), Musikverein Ellhofen, Tim Spohn (Melodica)
- Soulmate (2015) - 12/15 Punkten
- Leise Kämpfer (2018) - 8/15 Punkten
-
keine Interviews