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Yellowknife: Retain (Review)
Artist: | Yellowknife |
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Album: | Retain |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Indie Rock |
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Label: | Grand Hotel Van Cleef / Indigo | |
Spieldauer: | 42:36 | |
Erschienen: | 21.09.2018 | |
Website: | [Link] |
Zäsur im Stilistischen wie Privaten: YELLOWKNIFE-Kopf Tobias Mösch ist von Köln nach Hamburg umgezogen, umgezogene Kölner, die Band zum Trio geschrumpft, und überhaupt viel im Leben passiert. Die Binsenweisheit, es würde die besten Geschichten schreiben, darf man unterdessen auf das vorliegende zweite Album der Gruppe bezogen getrost als zutreffend unterschreiben.
"Retain" ist ein musikalisch locker anmutendes und inhaltlich dennoch tiefsinniges Album. Die Texte ranken sich um Freundschaft und Treue, ohne dass Mösch in schwülstige Fettnäpfchen treten würde, und wenn er sich dabei nach Konstanz sehnt oder beendeten Beziehungen nachtrauert, spiegelt sich das keineswegs in behäbigen, konservativ gestrickten Songs wider.
Keine Frage, die Stücke wirken allesamt irgendwie vertraut und perspektivisch nach "hinten" gerichtet, aber nicht irgendwie retro oder gar ohne zwingende Einfälle komponiert, im Gegenteil. Wenn jemand wie Oliver Zülch (The Notwist) die Abmischung des Materials übernommen hat, deutet dies zwar nicht auf die Ausrichtung von "Retain" hin, lässt aber erahnen, dass sich YELLOWKNIFE einen gewissen Eigensinn vorbehalten.
Man denkt darum manchmal, die naive Begeisterung eines jungen Musikentdeckers, der sich in dämmrigen, schimmligen Kellern ('In Basements') herumtreibt, um Krach zu schlagen, würde durchschimmern, und dass 'Don't You Ever Arrive' das Künstlerleben als ständige Prokrastination bzw. "work in progress" beschreiben mag. Der Verlust juveniler Unschuld in mehrfacher Hinsicht, den 'The Twist' behandelt, drückt sich hingegen in Wehmut aus, der man durchaus auch ein wenig Zorn andichten kann. Manche Tracks (etwa 'Travels', nicht nur wegen seines Titels) wirken wie Kulissen programmatischer US-Roadmovies - diesig, staubig und doch zuversichtlich.
Ob das alles bloß Einbildung ist? So oder so, das Album heißt eben "Retain" und nicht etwa "Cling To", denn statt sich verzweifelt an die Vergangenheit zu klammern, bewahren YELLOWCARD vermeintlich schöne Zeiten von einst mit warmem Gefühl im Gedächtnis, um für die Zukunft davon zu zehren.
Mit der abschließenden, treibenden Video-Nummer 'A Saturday' bringen YELLOWKNIFE vielleicht auf den Punkt, worum es auf "Retain" geht: Hinter Sänger Tobi liegen schwierige Zeiten, ein wirklicher wie spiritueller Winter, und nun darf die Sonne wieder scheinen … zumindest ein wenig.
FAZIT: Die Art und Weise, wie "Retain" verhaltene Aufbruchsstimmung verbreitet, gemahnt an die Anfänge der nordamerikanische Independent-Szene ab den ausklingenden 1980ern, und rein musikalisch scheinen YELLOWKNIFE dies nur zu forcieren. Entstanden ist so ein in sich geschlossenes Gesamtwerk voller aus der Zeit gefallener, aber letztlich doch aktueller Alt-Rock-Perlen, wie sie nur noch wenige in petto haben.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Don't You Ever Arrive
- Second Hand
- In Basements
- Shaky Knees
- The Twist
- Pelicans
- Travels
- Whispers in the Dark
- Over the Treetops
- A Saturday
- Retain (2018) - 12/15 Punkten
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