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Chlorine Free: Free Speech (Review)
Artist: | Chlorine Free |
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Album: | Free Speech |
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Medium: | LP/CD | |
Stil: | Jazz, Electronica, Funk, Blues, Hip Hop, Avantgarde |
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Label: | Dunose Productions | |
Spieldauer: | 54:44 | |
Erschienen: | 19.01.2018 | |
Website: | [Link] |
Es ist eine der wohl ungewöhnlichsten Musik-Mischungen, welche uns die französische Band CHLORINE FREE zu Gehör bringt, wenn sie afroamerikanischen Jazz im Stile eines „Bitches Brew“-MILES DAVIS mit Electronica, Funk, Blues, groovenden Beats und im Hip-Hop-Stil vorgetragenen Texten mixt. Eigentlich möchte man kaum glauben, dass solch ein hochexplosives Gemisch funktioniert, ohne immer wieder irgendwelche unangenehmen Knalleffekte zu hinterlassen. Bei CHLORINE FREE funktioniert es. Voraussetzung dabei ist aber, dass der Hörer sich nicht von vornherein (Ähnlich wie es eigentlich dem Kritiker dieser Zeilen erging!) dem Hip Hop ablehnend gegenüberstellt. Denn der taucht oft auf „Free Speech“ auf – und (Darum sollte dieses Album unbedingt von allen Musikfreigeistern gehört werden!) er funktioniert in dieser Kombination tatsächlich! Hochachtung! Die Franzosen können neuerdings nicht nur wieder richtig gut Fußball spielen, sondern sich auch wagemutig in verwirrende Musik-Exzesse stürzen und diese als kompositorische und instrumental überzeugende Sieger hinterlassen!
Ein ähnlich intensives Stil-Wirr-Warr-Album bekommt in dieser Form aus klassischen Jazz- bis top-modernen Beat-Elementen sonst wohl nur ein HERBIE HANCOCK hin.
In der Ankündigung zu diesem, Anfang des Jahres erschienenen Albums heißt es: „Einzigartig und gekonnt schaffte es die französische Combo CHLORINE FREE mit einer Mischung aus Broken Beat, zeitgenössischen Funk und Hip Hop gewagte, ungehemmte Kräfte zu einer neuartigen, mitreißenden musikalischen Welle zu verbinden“, und was ein wenig dick aufgetragen klingt, bestätigt sich dann tatsächlich, wenn die Scheibe ihre wilden Rotationen auf dem Plattenteller oder im CD-Player hinlegt.
Auf ihrem bereits dritten Album hauen die Franzosen nicht nur einen wilden Stilmix raus, sondern auch eine breite Palette an textlichen Themen, die – wie es für den Hip Hop ja typisch ist – sich mit den unterschiedlichsten Problemen knallhart auseinandersetzen, egal ob es dabei um völlige Unterwerfung unter Systeme oder Gruppen, den durch die Wirtschaft angefeuerten Konsum-Wahn oder die radikal zerstörerischen Formen bei der Ausbeutung der ökologischen Ressourcen geht. Alle Texte kann man auf dem zu einem großen Poster entfaltbaren Booklet lesen, welches auf der Bildseite die Inhalte als schwarz-weiß-orange-gezeichnete Collage darstellt. Und ähnlich verwirrend wie der erste Eindruck zu diesem Bild ist dann auch die Musik, in der immer wieder Flöten und Posaunen auftauchen – aber ganz besonders intensiv auch die reichhaltigen Percussion-Instrumente, an denen sich gleich vier Musiker leidenschaftlich austoben, zum Zuge kommen, während an allen Ecken und Kanten noch dazu – wie beispielsweise bei „Days Speech (feat. Racecar)“ ordentlich gescratcht wird und der Gesang größtenteils im Hip-Hop-Stil seine kritischen Botschaften verbreitet.
Die finale Botschaft hinter dem Album erscheint dann auch klar und deutlich in „Lifelines“, gesungen von NYA: „We don‘t want them pipe lines, non of them pipe dreams / We don‘t wanna be a part of their shemes / These mountains and forests / These rivers and streams / They‘re the blood in our veins / Our lifelines!“
Andere Texte wiederum verbreite ihre Aussagen sogar in französischer und arabischer Sprache.
Ein kristallklarer und zugleich bassgeladener Sound mit herrlichen Stereo-Effekten rundet den guten Gesamteindruck dieses Freistil-Albums dann zusätzlich ab.
FAZIT: CHLORINE FREE sind menschlich und musikalisch und textlich absolute Freistil-Kosmopoliten, die Jazz mit Hip Hop, Funk mit Electronics, Blues mit Avantgarde und moderne Beats mit klassischen Kompositionsstrukturen vereinen. „Free Speech“ beschränkt sich dabei nicht nur auf eine intensive musikalische Stilmischung im kristallklaren Klangbild, sondern auch die zeitkritischen Texte bewegen sich zwischen englischer, französischer und arabischer Sprache. Weltmusikalischer Beat der Neuzeit für Leute, die ihr Hirn nicht in der Hose und ihre Ohren nicht am Arsche tragen!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Opening
- Lifelines (feat. Nya)
- Gather Soul
- Days Speech (feat. Racecar)
- Breaking News
- Clifford Day
- Too Many Mirrors (feat. Mike Ladd)
- Freves Perdus
- Get Up (feat. Soweto Kinch & Marc Nammour)
- Let‘s Walk
- Bloody Headz
- Chagrin
- Avril
- We Don‘t Give A F*ck
- Café Canelle (feat. Mobydick)
- Elsa
- J.H
- Bass - Virgile Lorach
- Gesang - Nya, Mike Ladd, Racecar, Soweto Kinch, Marc Nammour, Mobydick
- Gitarre - Romain Clerc-Renaud
- Keys - Virgile Lorach, Romain Clerc-Renaud, David Monet
- Schlagzeug - Maxim Zamperi, Gautier Garrigue, Virgile Lorach, Michael Escande
- Sonstige - Yann Cléry (Flöte), Benoit Giffard (Posaune), Doc Jones, Mr Viktor (Scratch)
- Free Speech (2018) - 11/15 Punkten
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keine Interviews