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SWMRS: Drive North (Re-Release) (Review)
Artist: | SWMRS |
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Album: | Drive North (Re-Release) |
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Medium: | CD | |
Stil: | Pop Punk/Pop |
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Label: | Fueled By Ramen/Warner Music | |
Spieldauer: | 45:56 | |
Erschienen: | 14.04.2017 | |
Website: | [Link] |
Sie haben erst ein Album veröffentlicht und stehen schon im Vorprogramm von BLINK-182 und GREEN DAY. Aber wer sind SWMRS, woher kommen sie, womit haben sie sich das verdient und wie spricht man sie aus? Fragen, die erstaunlich einfach zu beantworten sind, wenn man die nächstbeste Internetsuchmaschine bemüht. Die Ernüchterung, die sich bei der Durchsicht der Antworten einstellt, setzt sich dann auch leider fort, wenn man sich an „Drive North“ versucht, dem vermeintlichen Debütalbum aus dem Jahr 2016, das vor dem Trip nach Europa noch einmal neu aufgelegt wird.
Aber der Reihe nach: SWMRS haben bereits drei Alben produziert, nur firmierten die Jungspunde bereits unter den verschiedensten Namen. The Raining Souls und The Clocks hießen sie bei ihren ersten Gehversuchen, während es als Emily's Army zu zwei Alben reichte. 2014 erfolgte dann die Umbenennung in Swimmers, das nun in eingedampfter Fünf-Buchstaben-Form als Name dient. Die dadurch zum Ausdruck gebrachte Weiterentwicklung gegenüber Emily’s Army besteht in der Anreicherung ihres Pop Punk-Ansatzes durch Elemente des Surf Punks sowie einer gewissen elektronischen Brachialität. Aber es liegt nicht nur daran, dass SWMRS gerade auf einer Erfolgswelle reiten.
Anno 2017, in dem die genannten GREEN DAY und BLINK-182 Festivals headlinen, scheint Pop Punk wieder ein lukratives Betätigungsfeld auch für jüngere Bands zu sein. SWMRS profitieren aber auch von einer guten Portion Vitamin B: Drummer Joey Armstrong ist der Sohn von Billie Joe Armstrong, dem GREEN DAY-Frontmann. Dieser hat sich schon zu Emily’s Army-Zeiten der Band angenommen und ihre beiden Alben produziert. Das Vater-Sohn-Beziehungen nicht immer fruchtbar sind, zeigen die diversen Bands der IRON MAIDEN-Sprösslinge, die von den riesigen Tourneen im Vorprogramm ihrer Väter kaum profitieren konnten. Im Fall von SWMRS versucht man den Sprung in die Eigenständigkeit mit einer Neuausrichtung, doch auch da wäre es wahrscheinlich erfolgsversprechender, wenn sich der Herr Papa da raushalten würde.
Die beiden Emily’s Army-Alben waren belanglose Einträge ins Genre-Geschichtsbuch, nicht umsonst haben die Bandmitglieder sich von diesem Namen getrennt. Die neuerliche Pop Punk-Sympathie würde eigentlich schon ausreichen, um mit dem neuen Ansatz genügend Teenager von sich zu begeistern, was ja auch bis zu einem gewissen Grad funktioniert. Man wird aber leider nicht das Gefühl los, dass im Hintergrund weiterhin Strippen gezogen werden, um die Jungs aufs Gleis zu setzen. Die alte Debatte, wie Pop und Punk überhaupt zu einem Genre verschmelzen konnten, wird bei SWMRS deswegen aktuell, weil sie sich dabei in noch mehr Widersprüche verstricken als ihre Vorbilder.
Wenn man das Cover und den Klappentext im Booklet zurate zieht, könnte der Eindruck entstehen, SWMRS seien eine rohe Punkband, die sich ganz dem Do-It-Yourself-Charakter verschrieben hat. Und ja, im Vergleich zu vergleichbaren Kombos gibt es etwas mehr Laut und etwas mehr Geschepper, aber eben auch nur ab und an wie im eröffnenden Punker ‚Harry Dean‘. Ansonsten dominiert Hubba-Bubba-Pop Punk, der sich ausschließlich an gut betuchte Skate-Teens richtet, die einen Soundtrack für ihren pseudo-alternativen Lebensstil suchen. First-World-Problem-Musik für First-World-Problem-Kids, die maximal 17 Jahre alt sein können, um das auf vertretbare Weise gut finden zu dürfen.
Es ist erstaunlich, dass die Jugendkultur kaum neue Ausdrucksformen findet und erschreckend, dass die Musikindustrie damit immer noch Millionen macht. SWMRS sind entgegen der eigenen Aussage keine spontane Band, die einfach rausgehen und rocken will. „Drive North“ ist ein durchweg auf Kommerz ausgelegtes Album, das von vorne bis hinten durchgeplant ist. Es ist zwar bemerkenswert, dass die Bandmitglieder größtenteils selbst geschrieben haben, trotzdem wird schnell klar, dass das Ganze rein gar nichts mit ehrlicher Musik zu tun.
SWMRS wildern in jeder Jugendkultur-Epoche und machen dabei weder vor Rock ’n’ Roll und Punk, noch vor Skatern, 5 SECONDS TO SUMMER Boyband-Pop und Electro Halt. Die Band schießt mit einer großen Streuung und hofft möglichst viele Nerven zu treffen. Ziel ist eine Gruppe von jungen Menschen, die gegen sanften Pop rebelliert, denen richtiger Punk oder Metalcore aber zu hart ist. So kommt auch das fragwürdige Lebensgefühl amerikanischer Suburb-Kids zustande, das SWMRS besingen. Die jungen Burschen berichten von der Suche nach Freiheit, dem langweiligen Leben, der blöden Schule, der Sommerliebe und merken dabei gar nicht, dass sie gar keine Probleme haben. Da ist es nur konsequent, dass sie Miley Cyrus zur „Punkrock-Queen“ erheben.
Aber in einer Hinsicht sollten SWMRS besser die Wahrheit gesagt haben: Die Texte wirken tatsächlich so, als wären sie in fünf Minuten bei der Bandprobe entstanden. Kein Klischee wird ausgelassen, keine Metapher ist zu einfach und dadurch gibt es auch keinerlei Substanz zu übersehen. Dass im Pressetext u.a. PUBLIC ENEMY, KURT COBAIN und A TRIBE CALLED QUEST als Referenzen herangezogen werden, sollte man besser ignorieren. Natürlich ist bei SWMRS alles augenzwinkernd gemeint, aber worauf bezieht sich diese Ironie denn überhaupt? Da ist schon so viel Sinn gebrochen worden, dass da nur noch eine hochauflösende Fassade ohne Kern steht, auf der ein quietschbunter Glitzer-Donut in der Kloschüssel prangt. Da ist es bezeichnend, dass das Bild auf der Rückseite das Album auch aus Kritikersicht perfekt beschreibt. Schade ist das eigentlich nur, weil SWMRS tatsächlich talentierte Musiker zu sein scheinen.
FAZIT: SWMRS spielen den Pop Punk, den sich Kritiker mit Freude als Feindbild zurechtlegen können. Das Genre wurde schon seit jeher in seinem Ansatz auseinandergenommen, doch SWMRS liefern neue Widersprüche, die es aufzudecken gibt. „Drive North“ wird dieser Tage wiederveröffentlicht, weil es im Sommer unter den Fittichen von Papa Armstrong u.a. mit GREEN DAY durch Europa gehen wird. Neben der prominenten Unterstützung tut die Ausrichtung des Albums ihr Übriges, um SWMRS als hohles Marketingkonstrukt zu entlarven. Statt versprochener roher Härte und unkomplizierter Freude am Banddasein gibt es ein durchgeplantes Projekt, das aus dem fragwürdigen Lebensgefühl amerikanischer Vorstadt-Kids Kapital zu schlagen versucht. Die Band verfügt über großes Talent, nur ist „Drive North“ eine substanzlose Sammlung von Musik, die durch das wilde Zusammenklauben von Jugendmusik-Elementen 14- bis 17-Jährige zu ködern versucht, denen Pop zu weich, Punk aber zu hart ist. Eine Marktlücke, von der man nur erstaunt sein kann, dass es sie gibt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Harry Dean
- BRB
- Miss Yer Kiss
- Turn Up
- Figuring It Out
- Ruining My Pretending
- Uncool
- Miley
- "D'You Have a Car?
- Hannah
- Silver Bullet
- Drive North
- Palm Trees
- Lose It
- Bass - Sebastian Mueller
- Gesang - Cole Becker, Max Becker
- Gitarre - Max Becker, Cole Becker
- Schlagzeug - Joey Armstrong
- Sonstige - Piano, Keyboards, Synthesizers - Cole Becker
- Drive North (Re-Release) (2017) - 4/15 Punkten
- Berkleys on Fire (2019) - 11/15 Punkten
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