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Trettioåriga Kriget: Seaside Air (Review)
Artist: | Trettioåriga Kriget |
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Album: | Seaside Air |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock aus dem Hause „Mellotronen“, das sagt doch schon alles ;-) |
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Label: | Mellotronen / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 43:23 | |
Erschienen: | 17.06.2016 | |
Website: | [Link] |
Ein Name wie dieser weckt kriegerische und apokalyptische Musik-Visionen, die metallisch brettern und brachial krachen müssten. TRETTIOÅRIGA KRIGET heißt aus dem Schwedischen übersetzt „Der Dreißigjährige Krieg“ und solche Musik gerät auch noch einem pazifistischen Musikkritiker unter die Laptop-Tastatur!
Doch schon der Titel des Albums „Seaside Air“ vermittelt ein gänzlich gegensätzliches, herrlich natürliches Gefühl zu all dem kriegerischen Bandnamen-Getöse! Und auch - welch Glück - die progressiv unglaublich warm, fast zärtlich klingende Musik hinter diesem Album-Titel bestätigt dieses Gefühl vollends.
Traumhafte Musik für progressive Träumer, die hinter „ihren“ KING CRIMSON und „ihren“ ÄNGLAGÅRD oder ANEKDOTEN besonders die ruhigen, in Mellotron-Höhen schwebenden Klänge lieben und denen statt Komplexität eine harmonische Melodie wichtiger ist. Wenn dann auch noch zwei hervorragende, der Stimmung dieses Albums völlig entsprechende Sänger hinzukommen, dann haben wir es mit TRETTIOÅRIGA KRIGET zu tun, einer schwedischen Band mit zusätzlichem österreichischem Sänger, die es schon seit den frühen 70er-Jahren gibt und es insgesamt auf bisher neun Alben brachten.
Das unerwartet Neue an „Seaside Air“ ist allerdings, dass alles Kriegerische - aber auch Metallische - aus ihm gewichen ist und erstmals nicht in der schwedischen Muttersprache, sondern im englischen Stiefvater-Sprech gesungen wird. Die Ur-Proggies werden darüber tirilieren, die etwas offeneren, auch gern andere Sprachen liebenden Prog-Freigeister wohl ein wenig traurig sein. Dafür aber bekommen wir Texte geboten, die wir einerseits sofort verstehen und die andererseits auch eine spannende, manchmal sogar konzeptionell anmutende Geschichte erzählen, die am Ende fast in erschreckender Weise an den durch einen deutschen Piloten herbeigeführten absichtlichen Flugzeug-Absturz erinnert. Um dies zu veranschaulichen, erwecken die Schweden eine Gestalt der römischen Mythologie, Palinurus, zum Leben, der einst ein zuverlässiger und umsichtiger Steuermann war, doch nun: „Palinurus, far or near / Can you still recall the fear? [...] Palinurus, can you feel / You‘re a shadow, yet you‘re real? [...] Palinurus, carry on / You‘ll be there when we are gone.“
Mehr soll hier aber nicht verraten werden!
Auf „Seaside Air“ dürfen wir jedenfalls im progressiven Wohlklang schwelgen, der mit „The Photograph“ beginnt und bei dem auch Flöten, akustische Gitarren, Mellotron-Flächen und sogar eine Violine nicht fehlen dürfen. Bereits hier werden Erinnerungen an „In The Wake Of Poseidon“, einem der ruhigsten Crimson-Alben schlechthin, wach, das mit „Cadence And Cascade“ zugleich ihre schönste Ballade enthält. Und diese Erinnerungen tauchen während der 45 „Seaside Air“-Album-Minuten immer wieder auf, so als wären sie ein „Cadence And Cascade“-Gedächtnis-Refugium.
Dann aber gibt es auch noch „Snow“, einen Song, den die Band wohl noch aus dem Jahr 1975 liegen hatte, welcher anfangs deutlich an KING CRIMSONS „The Night Watch“ erinnert und eine ähnliche Atmosphäre, die einen fast hypnotisch in ihren Bann zieht, aufbaut.
Wen wundert‘s?!
Erschien doch im gleichen Jahr Crimsons „Starless And Bible Black“ samt besagt-besungener „Nachtwache“!
TRETTIOÅRIGA KRIGET klingen auf „Seaside Air“ ein wenig wie die musikalischen Nachlassverwalter der ruhigen KING CRIMSON-Songs, denen sie in ihrem Sinne ein neues Kleid anlegen, das sich neben der offensichtlichen Retro-Naht besonders auch durch den ansprechenden Gesang von STEFAN FREDIN und ROBERT ZIMA sowie entspannte, traumhafte Melodien auszeichnet.
FAZIT: Wenn die See eine Melodie schreibt, dann fangen sie TRETTIOÅRIGA KRIGET auf und lassen daraus retroprogressive Musik mit viel Mellotron und Gefühl entstehen. All das und vieles mehr verbirgt sich hinter „Seaside Air“ der schwedischen Band mit langer, bis weit in die frühen Siebziger zurück reichender Prog-Geschichte!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Photograph
- Seaside Air
- Forgotten Garden
- Snow
- Billy
- Dreaming Of Vermeer
- Behold The Pilot
- Bass - Stefan Fredin
- Gesang - Stefan Fredin, Robert Zima
- Gitarre - Christer Åkerberg, Robert Zima
- Keys - Mats Lindberg
- Schlagzeug - Dag Lundquist
- Sonstige - Mats Lindberg (Saxofone), Dag Lundquist (Geige)
- Seaside Air (2016) - 12/15 Punkten
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