Partner
Services
Statistiken
Wir
Dark Suns: Everchild (Review)
Artist: | Dark Suns |
|
Album: | Everchild |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
|
Label: | Prophecy Records | |
Spieldauer: | 81:31 | |
Erschienen: | 03.06.2016 | |
Website: | [Link] |
Obwohl auch DARK SUNS zuletzt mit „Orange“ die Goldene Ära der progressiven Musik besucht hatten, machen sie den vorwärts gewandten anachronistischen Weg der Kollegen nicht mit. Ihre 70er Jahre münden nicht ordnungsgemäß in die 80er, sondern betreten eine Dimension jenseits von Zeit und Raum, vielleicht in jener Zeitachse, in die auch KING CRIMSON eingebogen sind, als sie die 80er betraten. Losgelöst vom eigenen Frühwerk, von jeglicher Einordnung in eine Zeitlinie, schwebt „Everchild“ verloren im Nimbus, aus sich selbst heraus entstanden und sich selbst in gewisser Weise auch genügend.
Um so schwieriger ist das aktuelle Werk der Leipziger zu fassen, die es ihrer Hörerschaft aber noch nie einfach gemacht haben. Die Verblassung des Metal ist dabei nicht einmal ihr Alleinstellungsmerkmal; die längst obsolet gewordenen Vergleiche mit OPETH lassen sich an dieser Stelle ausnahmsweise wieder anwenden. Überhaupt werden die Schweden heuer wieder gerne aus dem Hut gezogen, um die Musik auf „Everchild“ zu beschreiben, ebenso wie der nimmermüde Verweis auf PORCUPINE TREE. Was die Idee der Kompositionen angeht, mag das vielleicht auch gar nicht so falsch sein; getragener Artrock mit hohem Anspruch und experimenteller Instrumentierung findet immerhin statt. Was die Vergleiche jedoch in endlose Ferne rückt, ist die fehlende Präsenz großer Melodien.
Wohlgemerkt wird damit keinesfalls eine Nichtexistenz jener Melodien behauptet, denn vorhanden sind sie durchaus. Alleine Niko Knappe kitzelt mit seiner Gildenlöw-a-like-Technik weitere Nuancen aus den Bögen, die in Stücken wie „Codes“, „Everchild“ oder dem Bonustrack „Yes, Anastasia“ (auf Doppel-CD in bester Präsentation mit eigens gepresstem Silberling) besonders gut zur Geltung kommen. Trompete und Piano setzen eigene Farbtupfer und dezentralisieren die Leitquelle der Melodien in bester Jazz-Manier.
Alleine fehlt das Moment, indem die mühevoll wie bei einem Drahtseilakt errichtete Zartheit mutwillig wieder zerrissen wird. Man muss irgendwann erkennen, dass Knappes hohe Stimmlage nicht etwa die Spitze eines schillernden Eisberges ist, sondern bereits der ganze Berg als solcher; dass all die Andeutungen auf labyrinthartige Abgründe nichts weiter sind als hübsch gemalte Matte Paintings in einer Studiokulisse. Illusion zu guter Letzt.
Man wird also mehr oder minder über Oberflächlichkeiten dazu drangsaliert, die Musik als anspruchsvoll zu begreifen, was sie technisch wohl auch sein mag. Sperrigkeit gewinnt sie jedoch durch ihr Scheitern, die angestrebte Substanz fühlbar zu machen. Nur weil man Klischees konsequent entweicht, ist damit noch längst nicht der Universalschlüssel zu etwas Großem gefunden. Zu sehr verlassen sich DARK SUNS darauf, dass in der Andeutung bereits die Quintessenz gefunden ist.
FAZIT: „Everchild“ ist ein Album, das die kraftvollen Mechanismen des Pianoforte mit Nachdruck anstrebt, darüber jedoch allzu oft das Forte vergisst: Leise, akzentuiert wiegeln sich die Kompositionen auf und lassen schleichende Spannung entstehen, ohne sie gegen die versprochene Entladung einzutauschen. Bezeichnenderweise ist das einzige Stück mit spürbarem Crescendo ausgerechnet ein Cover. Die Eigenkompositionen hingegen treiben in kunstfertigen Wogen vor sich hin und bestätigen damit alle Vorbehalte gegenüber der umstrittenen Subsparte des Art Rock auf hohem Niveau.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The Only Young Ones Left
- Spiders
- Escape With The Sun
- Monster
- Codes
- The Fountain Garden
- Unfinished People
- Everchild
- Torn Wings
- Morning Rain
- Yes, Anastasia
- Bass - Jacob Müller
- Gesang - Niko Knappe, Lena Hatebur
- Gitarre - Maik Knappe, Torsten Wenzel
- Schlagzeug - Dominique "Gaga" Ehlert
- Sonstige - Ekky Meister (Piano, Synthesizer, Orgel), Evgeny Ring (Saxophon), Govinda Abbott (Trompete, Flügelhorn)
- Grave Human Genuine (2008) - 13/15 Punkten
- Orange (2011) - 15/15 Punkten
- Everchild (2016) - 8/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Robert
gepostet am: 12.01.2018 |
Ich persönlich kenne von Dark Suns nur die letzten drei Alben, die ich alle auf ihre Weise spannend, innovativ finde und mir trotz unterschiedlicher Gesamtausrichtung alle drei gleich lieb sind, d.h. Orange ist sicher kein 15 Punkte Überwerk und Everchild finde ich mit 8 Punkten zu schlecht bewertet, alles irgendwie so im 12 bis 13 Punkte Bereich…
Ich finde es auch gut, dass die Band immer nach neuen Wegen sucht und es auch schafft, diese zu finden und weiterhin zu überzeugen (es gibt ja auch genug Gegenbeispiele wie Falling into infinity, Turbo, Love beach oder Load, die aus kommerziellen Gesichtspunkten neue Fans erschließen sollten und oft auch haben, aber alte vergrault haben). Naja, kommerzielle Gesichtspunkte werden für eine Band mit dem Bekanntheitsstatus der Dark Suns wohl keine Rolle spielen, von daher ist es doch super, dass sie sich immer –in gewisser Dosis- weiterentwickeln, auch wenn es jemanden wie hier Sascha vielleicht mal nicht packt…mich hat das Album gepackt… Also macht ruhig weiter so…aber Vorsicht: Lasst eure Musik nicht zu sehr verstrahlen, sonst gibt es nachher Radiation! |