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We Stood Like Kings: USSR 1926 (Review)
Artist: | We Stood Like Kings |
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Album: | USSR 1926 |
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Medium: | CD/LP | |
Stil: | Filigraner Post Rock/Soundtrack |
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Label: | Kapitän Platte/Cargo Records | |
Spieldauer: | 75:26 | |
Erschienen: | 30.10.2015 | |
Website: | [Link] |
Der mediale Wühltisch namens World Wide Web erlaubt es problemlos, sich den dokumentarischen Stummfilm »A Sixth Part Of The World« des russischen Regisseurs Dziga Vertov aus dem Jahr 1926 anzuschauen, unterlegt mit einem Soundtrack von Michael Nyman. Atmosphärisch ist die Musik gar nicht weit entfernt von der WE STOOD LIKE KINGS-Interpretation. Bei Nyman spielt das Klavier eine untergeordnete Rolle, es dominieren Streicher und Blasinstrumente. Die repetitive, minimalistische Spielwiese, die trotz relativ großer Besetzung fast kammermusikalisch klar umrissen bleibt, verhält sich zu Klassik wie die Klänge von WE STOOD LIKE KINGS zu Rock. Post-Klassik trifft Post-Rock sozusagen. Beides ergänzt und spiegelt sich verblüffend einträchtig.
„USSR 1926“ ist der zweite Soundtrack der belgischen Band, nach der Vertonung des deutschen Stummfilmklassikers „Berlin - Sinfonie einer Großstadt“ von Walter Ruttmann. Das Semi-Dokumentarische scheint ein passendes Betätigungsfeld für eine ambitionierte Post-Rock-Band zu sein, die das rein Instrumentale präferiert. Prägend für den Sound ist das lyrische, impressionistische Klavierspiel von Judith Hoorens. Sie führt Zuschauer und Hörer mit leichter Hand, hochkonzentriert durch die artifizielle Dokumentation Dziga Vertovs, die das alltägliche Leben in der sozialistischen Sowjetunion eindrucksvoll mittels ausgefeilter (und erstaunlich zeitloser) Montagetechniken bebildert.
Gitarre, Bass und Schlagzeug sind dabei mehr als bloße Begleiter, sie sorgen für das brodelnde Fundament, das trotz gelegentlicher heftigerer Ausbrüche erstaunlich leicht, fast fragil und in seiner eher melancholischen Tendenz bildverbunden bleibt. Keine permanenten Steigerungsläufe hin zu erodierenden Soundwällen, stattdessen kurze Folk-Anklänge vom West-östlichen Divan; feingliedrig vibrierende Kompositionen, die sich im Rock-Grenzgebiet mit den Nachbarn Jazz, Folk, Ambient, Industrial und Neoklassik wohlfühlen. Erdiger als SIGUR ROS oder Ólafur Arnalds, nicht so wuchtig wie GODSPEED YOU BLACK EMPEROR – die allesamt im Presse-Info erwähnt werden - aber von allem ein bisschen und höchst gekonnt dazwischen.
FAZIT: „USSR 1926“ ist ein andächtiger und faszinierender Soundtrack, weit mehr als bloße Filmbegleitung. Die vielschichtige Musik funktioniert prächtig auch ohne die dazugehörigen Bilder. Es lohnt sich trotzdem, den sehenswerten, gerade technisch erstaunlich jung gebliebenen Film Dziga Vertovs anzusehen. In beiden Versionen: Mit Michael Nymans Interpretation und der von WE STOOD LIKE KINGS. Beides eindrückliche Erfahrungen.
PS.: Michael Nymans Filmmusik ist separat auf Tonträger erhältlich.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Capital
- Downfall
- Siberian Taiga
- Are You A Master Too?
- Kremlin
- Immense Wealth
- Caravans
- Samoyedes
- The Black Sea
- Icebreaker Lenin
- Volchovstroy
- Bass - Colin Delloye
- Gitarre - Steven Van Isterdael
- Keys - Judith Hoorens
- Schlagzeug - Mathieu Waterkeyn
Interviews:
-
keine Interviews