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Train: Christmas In Tahoe (Review)
Artist: | Train |
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Album: | Christmas In Tahoe |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Rock-poppige Weihnachtsmusik |
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Label: | Crush Music / INgrooves Music Group | |
Spieldauer: | 43:02 | |
Erschienen: | 13.11.2015 | |
Website: | [Link] |
Schon mit Grauen denke ich daran - an die Vorweihnachtszeit, wenn wir in den Straßen und Läden, im Radio und Fernsehen, in Betrieben und öffentlichen Einrichtungen mit weihnachtsmusikalischem Schwachsinn, der angeblich extrem verkaufsfördernd sein soll, nach und nach in den Wahnsinn getrieben werden. Unsere ganz persönliche Musik-Klapsmühle erwartet uns dann an fast jedem Ort, wo wir uns öffentlich bewegen. Keine Chance, sich dieser zu entziehen. Alltag trifft auf‘s wirtschaftsfinanzierte Weihnachtsfest überall und das kleine Jesus-Kindlein verkommt zum Goldstücke scheißenden Gold-Esel, während das Wort Nächstenliebe durch Geschenk-Orgie und gute Musik durch banale Weihnachtslieder ersetzt wird.
Manchmal kann man sich aber mit den eigenen Waffen wehren und eine heißt TRAIN, die ihre musikalischen Weihnachten mitten in Tahoe feiern. Denn während Jesus über‘s Wasser läuft, schippern TRAIN mit ihrem musikalischen Weihnachtsboot über den Lake Tahoe, einem der höchstgelegenen amerikanischen Seen, dem man im Tourismuswahn bereits seine unberührte Schönheit genommen hat, der aber noch immer inmitten einer wunderschönen Kiefern- und Gebirgs-Landschaft liegt. Auch das Seeungeheuer Tessie (Bitte nicht mit Nessie aus dem Loch Ness verwechseln!) soll dort noch wohnen. Ideal also, um mit einem Blick auf die zum Glück noch ungefällten weihnachtliche Kiefern gemeinsam mit TRAIN den Zug zu verlassen und sich auf eine Bootsreise zu begeben. Ja, Weihnachten ist eben auch das Fest der Wunder.
„‘Christmas In Tahoe‘ ist schon seit langer Zeit Teil unserer Reise”, lässt uns TRAIN-Sänger Pat Monahan wissen: „Wir sind überglücklich, dass Amazon uns die Möglichkeit bietet, unser Album mit Millionen von Nutzern zu teilen und mit uns zusammen neue Wege des Musikkonsums geht.”
TRAIN, die es garantiert bei mehr als weltweit 10 Millionen verkauften Alben nicht nötig haben, ein weiteres Weihnachtsalbum auf den Markt zu werfen, das sich in Anbetracht vorweihnachtlichen Kaufrauschs wie geschnitten Brot verkauft, gehen neue Weihnachtsmusik-Wege, die reizvoll sind. Darum gibt es ihre Songs exklusiv über Amazon als Download zu erwerben und für Prime-Kunden kostenlos im Stream. Wer will, kann aber auch ab sofort dort die physische Deluxe-Box mit 15 oder im Handel eine normale Version mit 12 Titeln erwerben. Dazu finden wir im Booklet alle Texte und auch die Gestaltung ist angenehm unweihnachtlich ausgefallen.
Und so rockt und swingt das eröffnende „This Christmas“ uns auf ein Fest ein, das so schön sein könnte, wenn man es nicht permanent mit einer übertriebenen Geschenk-Kultur zumüllen würde. Bläser und Streicher begegnen sich im Einklang mit ein paar Chören, ohne je in weihnachtlichen Plastik-Kitsch abzurutschen. Ein guter Anfang, dem fast nur angenehme Überraschungen folgen, wie beispielsweise „Christmas Island“, der hauseigene TRAIN-Weihnachtssong, welcher als BEATLEesker Rock/Pop-Song daherkommt.
„Have Yourself A Merry Little Christmas“, ursprünglich 1943 für ein amerikanisches Musical geschrieben, übertreibt es dann aber mit seinem klebrigen Streicher-Schmalz ein wenig. Na ja, schließlich ist bald Weihnachten - und dieser Song ist eben absolut typisch.
Schade, findet zumindest der Kritiker.
Dafür aber lassen es TRAIN zur Wiedergutmachung dann auch mit SLADEs „Merry Christmas Everybody“ ordentlich krachen, um soul-voll, swingend gleich danach STEVIE WONDERs Song „That‘s What Chistmas Means To Me“ aus dem Jahr 1967 wieder auszugraben, wobei es wirklich seltsam klingt, wenn ein blinder Musiker Zeilen wie „Ich sehe dein lächelndes Gesicht, so wie ich es zuvor nie sah“, verfasst.
Spätestens jetzt überfällt uns bereits die Erkenntnis, dass es seit Jahrzehnten doch tatsächlich auch richtig spannende Weihnachtsmusik mit Schmackes gibt, die einem gefällt und nicht in dieses träg-melancholische Heilige-Nacht-Gefühl verschlagert. Warum wir gerade solche Musik aber kaum zu hören bekommen, wenn wir sie nicht in unseren eigenen vier Wänden auflegen, bleibt wohl nach wie vor das Geheimnis traditionell verpeilter Werbestrategen, die glauben, uns bei tausendfachem WHAM-Ekel, wenn sie „Last Christmas“ heraufbeschwören, einen Gefallen tun, während sie es mit ihrer Wünschelrute doch nur auf unsere Portmonees abgesehen haben. Leider wird auch das Versprechen „Last Christmas“ dabei nie wahr!
FAZIT: Am Ende aber entscheiden ausschließlich wir, welche Weihnachtsmusik wir an uns heranlassen und welche nicht. TRAIN jedenfalls bieten mit „Christmas In Tahoe“ eine gelungene Musik-Alternative an, um uns gegen all die ohralen Belästigungen der gutdeutschen, unausweichlichen Adventszeit „Made in X-Mas-Music-Germany“, die ähnlich überzeugend wie die VW-Abgaswerte sind, zu wehren.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- This Christmas
- Chrismas Must Be Tonight
- The River
- Christmas Island
- Have Yourself A Merry Little Christmas
- Merry Christmas Everybody
- That‘s What Christmas Means To Me
- Wait For Mary, Christmas
- O Holy Night
- Shake Up Christmas
- 2000 Miles
- Tinsel And Lights
- Bass - Hector Maldonado
- Gesang - Pat Monahan
- Gitarre - Luis Maldonado
- Keys - Jerry Becker
- Schlagzeug - Drew Shoals
- Sonstige - Streicher, Bläser und Chöre
- Christmas In Tahoe (2015)
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