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Streetmark: Sky Racer (Review)

Artist:

Streetmark

Streetmark: Sky Racer
Album:

Sky Racer

Medium: CD
Stil:

Crossover Deutsch-Rock

Label: Sireena Records/Broken Silence
Spieldauer: 33:33
Erschienen: 05.06.2015
Website: [Link]

STREETMARK schritten seit Gründung der Band auf eigenen Pfaden durch die Peripherie des Krautrocks. Könnte man bei der Besetzung mit einer starken Frau im Mittelpunkt an verwandtschaftliche Beziehungen zu FRUMPY/ATLANTIS und ähnlichen Combos denken, so würde dies in die Irre führen. Denn der Gesang gehört zu den schwachen Aspekten der Musik STREETMARKs. Zuständig dafür waren meist männliche Mitmusiker, allerdings nicht auf "Sky Racer", während die konstante Dorothea Raukes hauptsächlich für die effektvolle Tastenarbeit sorgte. STREETMARK bewegten sich zwischen Hard- und Klassik-Rock sowie elektronischer Musik, deren Bedeutung zunahm, als man den begabten Wolfgang Riechmann an Bord holte. In den besten Momenten waren STREETMARK wundersames Bindeglied zwischen frühen BIRTH CONTROL, CAMEL und NEU!, plus THE NICE-Touch.

Höhepunkte der überschaubaren Diskographie sind das Debüt „Nordland“, mit seiner Bach-Bearbeitung und der wohlgeratenen „Eleanor Rigby“-Coverversion im Zentrum; das launige „Dry“ mit höherem Electronic-Anteil auf URIAH-NOVALIS-HEEP-Basis sowie das gerne unterschlagene – und zurzeit nur sündteuer erhältliche (Sireena ist gefordert!) – „Eileen“, mit dem gleichnamigen, kleinen Hit drauf. Welches unter dem Titel „Wolfgang Riechmann & STREETMARK“ bereits zwei Jahre später wiederveröffentlicht wurde (ohne den „Choral“ und mit veränderter Songreihenfolge). Zwar war Riechmanns Einfluss exorbitant und erfrischend, doch ist das Album nicht nur nominell eine Bandangelegenheit. Aber Riechmanns hervorragendes Solo-Debüt „Wunderbar“ und sein überraschender, völlig sinnloser Tod noch vor dessen Veröffentlichung sorgten für einen traurigen Popularitätsschub, der vermutlich die zügige Neukreation bedingte. „Eileen“ ist die perfekteste Symbiose von geradlinigem Rock und sphärischer Elektronik, die STREETMARK (und wer sonst noch?) gelang.

Danach begannen die Achtziger. Die kulturübergreifende Umbrüche mit sich brachten. Und bei vielen gestandenen Bands zu einer Neupositionierung führte, die den meisten etablierten deutschen (Progressiv)-Rockern den Boden unter den Füßen wegzog. Sowohl künstlerisch wie kommerziell.

STREETMARK blieben zumindest ein bisschen eigen und folgten der NDW nicht ins musikalische Schlachthaus. Doch die gewählte Alternative ist auch keine glückliche. Die Band öffnete ihr Spektrum noch weiter, ohne die neuen Inhalte mit Gespür und Geschick füllen zu können. So beginnt „Sky Racer“ mit dem schnöden, angefunkten Rocker „We Have Won“, der Funk bleibt halbherzig und wird zu banalem Boogie-Rock, was man in „When You Got That Feeling“ fast bis zur STATUS QUO-Schmerzgrenze ausweitet. „I Will Follow You“ ist ein ALAN PARSONS-Derivat mit quietschigen Keyboardsounds. Ein paar Stücke später ist „Stick To Reggae“ der so alberne wie rührende Versuch, mit nassforschen Synthesizern instrumental den Geist des großen Jah zu beschwören. Daran sind später auch MARILLION kläglich gescheitert („Hope For The Future“), STREETMARKs kurzer Ausflug nach Jamaika ist zumindest auf nostalgische Weise putzig.

Seine Stärken hat das Album dort, wo man sich von der eigenen Substanz nährt und die weitgehend schwächlichen Gesänge außen vor lässt. Klappt zwar noch nicht ganz beim schräg gesäuselten, sphärischen „Lullabye“, aber die URIAH HEEP-meets-CAMEL-meets-DEODATO-Melange „Sky Racer“ ist schon klasse. „Settlers To The West“ hat zwar wieder Text, überzeugt dennoch als mal melancholischer, mal rumpelnder Rocker. Den seltsamen Disco-Fox „You Want It“, mit seinem knackigen Basssolo im Mittelteil, gab es schon als Bonus auf der CD-Ausgabe von „Dry“ (warum auch immer). „Streaming“ schließlich ist eine besinnliche ‚Wolkenreise‘ auf den ‚Stairways To Heaven‘ zum Abschluss eines unausgegorenen Albums, das sich kaum dafür eignet, komplett durchgehört zu werden. Außer auf nostalgischen Kostümfeten.

FAZIT: Die Achtziger forderten ihre Opfer. STREETMARK gehören dazu. Nach “Sky Racer” folgte 1981 noch eine letzte Tour, 1990 erschien die Kompilation “Dreams” (letztlich eine weitere verklausulierte „Eileen“-Variante). Ansonsten war Schicht im Schacht. Oder wie es so passend im informativen Booklet heißt: „Nach der Tour verabschiedete sich auch Bandkopf Dorothea Raukes in ein bürgerliches Leben“. „Sky Racer“ ist kein hochkarätiges letztes Lebenszeichen einer originellen Band, aber es hätte weit schlimmer kommen können (Vergleiche: GROBSCHNITT „Fantasten“). Und spaßig ist das fidele, unstete Werk allemal.

Jochen König (Info) (Review 3473x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • We Have Won
  • I Will Follow You
  • Lullaby
  • When You Got That Feeling
  • Stick To Reggae
  • Sky Racer
  • Settlers To The West
  • You Want It
  • Streaming

Besetzung:

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