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Elleven: Transfiction (Review)
Artist: | Elleven |
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Album: | Transfiction |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Melodischer NeoProg |
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Label: | Progressive Promotion Records | |
Spieldauer: | 61:19 | |
Erschienen: | 30.10.2015 | |
Website: | [Link] |
Sicher erinnern sich einige von uns, denen schon seit Jahren - oder besser Jahrzehnten - die progressive Rockmusik am Herzen liegt, an den ehemaligen deutschen Lichtblick aus der NeoProg-Szene, der den Namen CHANDELIER trug. In den frühen bis späten 90ern beglückten sie die Freunde von MARILLION und GENESIS mit ihrer progressiven Alternative zu dieser Musik. Ihr Album „Pure“ (1990) wurde sogar als eine Art Geburtsstunde des deutschen NeoProgs abgefeiert.
Nun also kehrt mit Schlagzeuger Herry Rubarth ein CHANDELIER zurück, der im zweiten Anlauf die 2001, damals von zwei CHANDELIERs gegründete Band ELLEVEN mit wiederbelebt. Das Ergebnis dieses Wiederbelebungsversuchs heißt „Transfiction“ und besitzt neben den mysteriösen Zahlen-Codes hinter den Titeln auch die alt bekannten Trademarks von CHANDELIER und den frühen 2001er ELLEVEN.
Besonders wichtig für die Band ist Sängerin Julia Graff, die nicht nur alle Texte beisteuerte, sondern ihren Gesang oftmals ähnlich wie MARIANNE FAITHFULL intoniert, aber um mehrere Stimmlagen höher als die Chanteuse des fragilen Rocks klingt. Deren Ausstrahlung vermag sie jedoch noch nicht zu erreichen. Ihre Texte verlieren sich aber glücklicherweise nicht in mystischen, weltfremden Geschichten, sondern legen oftmals ihren Finger direkt in die Wunde unserer Zeitgeschichte. Bestes Beispiel dafür ist „Sakura Tree“, der den Opfern des schrecklichen Atomkraft-Unglücks in Fukushima (2011) gewidmet ist und dementsprechend auch jede Menge fernöstliche Klangansätze, so weit diese im NeoProg funktionieren, enthalten: „The love I could give / The life we could live / Is burried down there.“
Aber auch der mit gut 11 Minuten längste Song „Dust And Light“, der uns eindringlich bittet: „Turn on the lights, you‘d be alive to make up your mind“, entwickelt sich von einer anfänglichen Ballade zu einem geilen Rock-Song, in dem E-Gitarren und fett orgelnde Keys jede Menge Freiräume erhalten. Hier gilt die progressive Weisheit, dass der längste Song eines Albums zugleich dessen musikalisches Aushängeschild ist, noch voll und ganz. Und wer glaubt, dass melodischer NeoProg deutscher Machart bereits antiquiert werden müsste, der wird durch ELLEVEN eines Besseren belehrt! Was zugleich daran liegt, dass die Band aus Neuss besonders reizvoll die stillen, balladesken Momente, die immer wieder von einem Piano bestimmt werden, auslebt.
Progressive Melancholie mit Tiefgang, ohne sich in schmalzgeschwängerten Plattitüden zu verlieren. Hier werden nicht die metallisch angehauchten Proggies glücklich, dafür aber die verträumten, denen Bands wie JADIS und COLLAGE oder FUCHS und FLAMBOROUGH HEAD noch immer zu Herzen gehen. ELLEVEN sollte nun eure Spielwiese sein. „Transfiction“ jedenfalls bittet euch in ihr geheimnisvolles Nummern-Areal voller Erinnerungen, die feine Melodien und progressive Ideen mit nachdenklichen Texten vereinen. Und schließlich wusste schon NOVALIS, dass „nicht Zahlen und Figuren“, sondern auch Klänge das wirkliche Leben ausmachen. Mit „Transfiction“ steuern ELLEVEN ihren überzeugend klangvollen Anteil dazu bei.
Mit der zerbrechlichen Ballade „Losing Tracks“ endet „Transfiction“ und hinterlässt uns ein angenehmes Gefühl des Schwelgens in den Erinnerungen einer CHANDELIER-Vergangenheit, die auf eine hoffentlich länger andauernde ELLEVEN-Zukunft trifft.
FAZIT: Melodic-Prog von einem alten CHANDELIER-Hasen sowie frischen Prog-Geistern der Szene und neuen Ideen mit hochgradigem Wiedererkennungswert. Das sind ELLEVEN.
PS: Wer mal wieder ein paar Euros bei der Bestellung des Albums sparen möchte, der sollte unbedingt bei Progressive Promotion Records vorbeischauen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Try [2307]
- Not The One [2910]
- Sakura Tree [2002]
- Blurry Road [0611]
- Anyway [2201]
- Reproduction [2809]
- Dust And Light [0307]
- Losing Tracks [2301]
- Bass - Roger Weitz
- Gesang - Julia Graff
- Gitarre - Carsten Hütter, Julia Graff
- Keys - Armin Riemer
- Schlagzeug - Herry Rubarth
- Insight (2007) - 11/15 Punkten
- Transfiction (2015) - 11/15 Punkten
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