Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Big Star: Nothing Can Hurt Me (Review)

Artist:

Big Star

Big Star: Nothing Can Hurt Me
Album:

Nothing Can Hurt Me

Medium: DVD
Stil:

Indie Pop

Label: Universal Music Group/Magnolia
Spieldauer: 111:12
Erschienen: 27.02.2015
Website: [Link]

BIG STAR brachten es in den Siebzigern auf drei LPs, aufgenommen in unterschiedlichen Besetzungen, Konstanten waren lediglich Sänger und Gitarrist Alex Chilton und Drummer Jody Stephens, die auch an der Reunion 1993 beteiligt waren, in deren Folge 2005 noch das Album „Big Star in Space“ entstand.

Was ist das Besondere an einer Band aus Memphis, deren Alben sich nur schleppend verkauften, deren Drittwerk (und Magnum Opus) „Third/Sister Lovers“ zwar 1974 eingespielt, aber erst 1978 veröffentlicht wurde? Deren essentielle Besetzung mit Alex Chilton und Chris Bell lediglich das Debüt gemeinsam produzierte. Chilton, den seine Vergangenheit als „Wunderkind“ verfolgte, das mit sechzehn „The Letter“ mit den BOX TOPS aufgenommen hatte. Der seine Ergänzung beziehungsweise den perfekten Kontrapunkt im sensiblen Chris Bell fand, quasi der Syd Barrett von BIG STAR, der sich zwischen Religiosität und kosmischer Spiritualität schnell abseits der Band einigelte, noch das (zeitweise kaum erhältliche, fast legendäre) Solo-Album „I Am the Cosmos“ aufnahm und bereits 1978 bei einem Autounfall ums Leben kam. Als eine der vielen Rockstars aus dem berüchtigten „27 Club“.

Ein bisschen ist es wie mit VELVET UNDERGROUND, über die es in der vorliegenden Dokumentation heißt, dass zwar nur fünf Leute die erste LP kauften, diese Fünf aber alle eine eigene Band gründeten. BIG STAR sind ein Mythos, die drei ersten LPS rangieren unter den „500 Greatest Albums of All Time“ des Rolling Stone, Lester Bangs hielt die Gruppe für so bedeutsam wie die BEATLES. 1973 wurde die "First Annual Rock Writers Of The World Convention" ins Leben gerufen, hauptsächlich damit die führenden Musikkritiker BIG STAR live erleben konnten. In den 80ern und 90ern trugen so unterschiedliche Bands und Musiker wie R.E.M., JESUS & THE MARY CHAIN, TEENAGE FANCLUB, ELLIOTT SMITH, MATTHEW SWEET, die FLAMING LIPS, PRIMAL SCREAM, PAUL WESTERBERG und seine REPLACEMENTS sowie CHEAP TRICK(!) das Erbe BIG STARs als Bekenntnis und musikalisches Erbe weiter. THIS MORTAL COIL, das Vorzeige-Gothic-Dream-Pop-Projekt des 4AD Mitgründers Ivo Watts-Russell packte auf seine wenigen Alben Stücke von Alex Chilton und von BIG STAR, die eigenwillig interpretiert wurden.

BIG STARs Studio-LPs waren oft vergriffen, mit Aufkommen der CD änderte sich dies glücklicherweise. Das Interesse wuchs stetig, sodass nach (und während) Alex Chiltons wechselhafter Solo-Karriere, das Comeback mit gelegentlichen Auftritten ein kleiner Erfolg wurde.

Davon und etliches mehr erzählen Weggefährten, Verwandte, Freunde, Filmausschnitte und Jody Stephens, das einzig überlebende BIG STAR-Gründungsmitglied (Alex Chilton und Andy Hummel starben beide 2010) in Drew DeNicolas sehenswerter und unterhaltsamer Dokumentation über den steinigen Weg einer immens einflussreichen, kommerziell indes kaum relevanten Band. „The Definitive Story Of The Greatest Band That Never Made It“ klingt als Motto des Films zwar etwas großsprecherisch, aber ist ganz falsch nicht.

DeNicola gibt Einblicke in die jüngere Musikgeschichte, erzählt von Konzerten und Produktionsprozessen, von Menschen, Idealen, Träumen, von Kommerz und Herzblut, von Scheitern und zumindest ideellen Erfolgen. Mitunter gelingen ihm emotionale, anrührende Szenen, in denen Interviewpartner ihren Gefühlen freien Lauf lassen, während die Kamera ruhig weiter beobachtet. Ohne je voyeuristisch zu sein oder ins rührselige Melodram abzurutschen. Der Film bleibt selbst in den ergreifendsten Gesprächsszenen angenehm nüchtern und zurückhaltend.

Man muss BIG STAR nicht kennen, nicht einmal mögen, um Gefallen an „Big Star – Nothing Can Hurt Me“ zu finden. Interesse an Musik(geschichte) und Menschen reicht völlig.

FAZIT: „Pain transformed in Beauty“, heißt es an einer Stelle über die Besonderheit der Musik BIG STARs. Nach dem Anschauen des Films, das fast zwangsläufig zum Hervorkramen/Kauf der Alben (die derzeit vielerorts für wenig Geld verfügbar sind. Das war mal anders) führt, ist man geneigt, dem vorbehaltlos zuzustimmen.

„Big Star – Nothing Can Hurt Me” ist als DVD, Blu-Ray und DVD plus CD erhältlich.

Jochen König (Info) (Review 3996x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Hauptfilm:
  • Big Star– Nothing Can Hurt Me
  • Special Features:
  • Deleted Scenes
  • Portrait Chris Bell
  • Portrait Alex Chilton
  • Big Star In The Studio
  • Diverse Trailer

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was legt ein Huhn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!