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Soen: Tellurian (Review)

Artist:

Soen

Soen: Tellurian
Album:

Tellurian

Medium: CD
Stil:

Progressive Metal

Label: Spinefarm Records
Spieldauer: 52:46
Erschienen: 03.11.2014
Website: [Link]

Die Kopfwelten von „Cognitive“ werden verlassen, jetzt geht es um das Sensorische, den Griff in die Erde mit der bloßen Hand. Mit „Tellurian“ beweisen SOEN, dass die zwar unumgänglichen, in ihrer Häufung aber irgendwann penetranten TOOL-Vergleiche auch der thematischen Ausrichtung des Debüts geschuldet waren. Immerhin befassen sich auch Keenan & Co. vornehmlich mit geistigen Entitäten, was in beiden Fällen zu einem gespenstischen, abstrakten Soundgewand mit ähnlichem Klang führte.

Zwar bedienen SOEN immer noch so manches „Tool“ in vertrauter Weise. Alleine Joel Ekelöfs nasale Vocals leiten das ein oder andere „Kéenàn-Vu“ in die Synapsen, dazu webt Martin Lopez am Schlagzeug so manch verdächtiges Tribal-Muster, und wenn das Picking nach rund 50 Sekunden „Pluton“ nicht TOOL in allen Fingerspitzen hat, möge man mir einen Werkzeugkoffer über den Kopf ziehen.

Die Emanzipation jedenfalls, sofern sie nötig war, ist vollbracht. „Tellurian“ zeichnet sich – trotz Beibehaltung einiger Trademarks des Vorgängers - durch eine Verschiebung der Ansätze aus und bietet anstatt einer einfachen Stilverfeinerung gleich eine deutlich spürbare Weiterentwicklung. Es ist dicht und schwer wie ein Lehmboden, wo „Cognitive“ hohl und verschachtelt war wie das Innere eines Kirchturms, der durch Bleiglasfenster in schillernde Lichtmosaike getaucht wird. Der konstante Hall in der Stimme Ekelöfs, wie sie mit ihrem pastoralen Einschlag Melancholie verströmt, verleiht nicht mehr länger Flügel, sondern wirkt sich gegenteilig aus wie ein schweres Gewand, das sich mit fallendem Regen aufsaugt. Hin und wieder lüftet sich der sandige Sturm aus schweren Gitarren und macht Platz für einen zarten Moment des Wimmerns, wie er noch am ehesten an das Debüt erinnert, etwa im A-Capella-Ausklang von Kuraman oder im mit Streichern untermalten Ende von „The Words“, das so auch auf einer der letzten KATATONIA-Platten stehen könnte. Insgesamt zeigt sich „Tellurian“ aber auf seltsam tröstliche Art heavy, undurchdringlich, mitunter auch von unberechenbaren Tempowechseln geprägt. Es bietet kaum Angriffsfläche, allerdings auch ebenso wenig Möglichkeiten, sich einen Zugang zu erarbeiten. So dauert es lange, bis sich die Schlüssigkeit des Albums offenbart.

Erst die beiden Longtracks am Ende üben sich in einem klar ersichtlichen Aufbau. „The Void“ reitet im Riff-Galopp voran und fasst die sich durchs gesamte Album ziehenden Math-Synkopen, die ungewöhnlicherweise mit dem unsauberen, schweren Sound des Grunge geführt werden, zusammen, bevor es in einem lichten Bass- und Percussion-Bad abklingt; auf „The Other’s Fall“ gelingt die beste Dramaturgie, wiederum angetrieben durch Lopez’ äußerst lebendiges und dabei vordergründiges Drumming.

FAZIT: „Tellurian“ ist im Gesamten nicht schön, eher liegt es wegen seiner Grundstimmung und trotz manch leichtfüßiger Passage wie Blei im Magen. Aber SOEN gewinnen mit ihrem zweiten Album ihre Eigenständigkeit, nichts anderem folgend als ihrem eigenen Konzept. Kein zweites „Cognitive“, kein x-tes TOOL… selbst wenn eine Restsperrigkeit übrig bleibt – das ist etwas Gutes.

Sascha Ganser (Info) (Review 6518x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 10 von 15 Punkten [?]
10 Punkte
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Tracklist:
  • Komenco
  • Tabula Rasa
  • Kuraman
  • The Words
  • Pluton
  • Koniskas
  • Ennui
  • Void
  • The Other's Fall

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Sualokin
gepostet am: 03.11.2014

User-Wertung:
14 Punkte

War beim ersten druchhören völlig begeistert! „Tellurian“ - ein richtig gutes Album! Könnte ein richtig "großes Ding" werden (bzw. ist es schon). Noch minimal zugänglicher und 15 Punke wären drin (ist aber Kritik auf hohem Niveau...). Reinhören und kaufen.
Armitage
gepostet am: 11.11.2014

User-Wertung:
5 Punkte

Zugegeben:
"Tellurian klingt durchaus wie ein emanzipiertes SOEN, das sich vom Stil des großen Bruders "Tool" lösen möchte." - was sicherlich nicht zuletzt an den massiven Negativ-Kritiken zum ersten Album "Cognitive" liegen mag.

Aber:
Leider verfolgen SOEN auch auf der neuen Platte "Tellurian" ihr altes Konzept des "Kopierens". Das fällt vorallem auf, wenn man das von SOEN herangezogene "Inspirationsmaterial" kennt.
Tool steht hier klar nicht mehr so stark im Vordergrund, aber dafür findet man hier viele Passagen die sehr auffällig an "Karnivool", Katatonia, Opeth und allen vor allem auch an die weniger bekannten "Tides of Man" erinnern.

Gleich der erste richtige Song "Tabula Rasa" erinnert so stark an den Titel "Not my Love II" von "Tides of Man", dass ich nach "Cognitive" auch hier nicht an Zufälle glauben kann. Die Gesangsmelodie der Strophe und die Harmonien sind nahezu identisch, wenn auch in einer tieferen Tonlage. Was sehr negativ ins Gewicht fällt, da auch die anderen Songs nachweisliche Klone anderer Bands zu sein scheinen.

Alles in allem wirkt Tellurian wie ein fader Brei, der aus Zutaten aller möglichen Progressive-Vertreter besteht. Lieblos in den Mixer geworfen, zerrissen und vermischt bis praktisch keine wirklich prägnante und vor allem EIGENE Geschmacksnote mehr herauszukosten ist. Das Etikett "Soen" verspricht zwar spielerisches Können, aber keinerlei Kreativität.

Für mich persönlich ist klar:
Cognitive war ein gescheiterter Versuch sich an Stil und Erfolg "Tools" zu laaben. Tellurian wird es nicht viel besser ergehen. "Tool" bleiben aber einfach unnachahmlich und ebenso sind "Tides of Man" eine wahre Perle des Progressive Rocks, die man einfach nur weiterempfehlen kann.
Soen hingegen hat es aber weder mit der ersten, noch mit der zweiten Platte geschafft, mich in irgend einer Form zu begeistern.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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