Nein, bei diesen LEGEND handelt es sich nicht um die britische NWOBHM-Legende, die 2013 mit „The Dark Place“ ein fantastisches Album auf den Markt gebracht hat. Zwar kommen auch diese LEGEND aus dem Vereinigten Königreich, sind aber in progressiven Gefilden unterwegs. Schon seit 25 Jahren gibt es die Prog-, ähem, Legenden, die mit „Spirit“ härtetechnisch deutlich zugelegt haben.

Neben den üblichen Versatzstücken des Progressive Metal – verschachtelter Songaufbau, unterschiedliche Stimmungen, ausufernde Instrumentalpassagen und manchmal enervierende Keyboardelegen – setzen die Briten auf „Spirit“ vor allen Dingen auf die Trumpfkarte „Bombast“. Mehr als einmal übertreibt es Bandleader Steve Paine allerdings, wenn er das Vibrato von Neu-Sängerin Beck Sian bis unter die Decke ausreizt und zudem alles mit opulenten Chören und sinfonischen Tastentönen abgedeckt wird. Das artet manchmal so aus, dass NIGHTWISHs jüngste Alben im Vergleich wie Unplugged-Aufnahmen klingen. Vor allen Dingen im längsten Track des Albums, „A Tangled Skein“, wird alles in den Topf geworfen: Gesangsmelodien mit krassesten Tonlagensprüngen, tausendfacher Heldenchor, Gothic-Metal-beeinflusster Elfengesang, hektisches Drumming, ebenso hektische Keyboards – an mancher Stelle braucht der Hörer starke Nerven.

Allerdings bleibt „A Tangled Skein“ – und dieser auch nur in Teilen – der anstrengendste Part des Albums. Weitgehend funktionieren die Melodien erstaunlich gut, der operettenhafte Gesang von Beck Sian fügt sich gut in das theatralische Songmaterial ein, die einzelnen Parts wirken gut verzahnt und funktionieren auch ohne selbstdarstellerisches Gefrickel. Dem klassischen Prog-Metal-Fan könnte „Spirit“ allerdings dennoch zu aufgesetzt und überfrachtet daherkommen.

FAZIT: Prog Metal trifft auf Bombastrock – wer sich eine Mischung aus LANA LANE, Gothic Rock, NIGHTWISH und klassischen Progstoff vorstellen kann, sollte durchaus einmal reinhören. Doch Vorsicht – es gibt noch die anderen LEGEND…