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Tribute: Breaking Barriers (1986) (Review)

Artist:

Tribute

Tribute: Breaking Barriers (1986)
Album:

Breaking Barriers (1986)

Medium: CD
Stil:

Oldfieldscher Art-Rock auf schwedischen Abwegen

Label: Sireena Records
Spieldauer: 41:58
Erschienen: 28.06.2013
Website: -

TRIBUTE aus Schweden!
Das war wirklich fast eine TRIBUTE-Band. So glaubte man es zumindest nach deren erstem, grandiosen Instrumentalalbum „New Views“, das mit musikalischem Leib und kompositorischer Seele locker als ein gelungenes MIKE OLDFIELD-Album seine Berechtigung gefunden hätte. Eins der Alben, das noch nicht diesen sich so herrlich vermarkten zu lassenden Pop-Popel der 80er im „Moonlight Shadow“ der Radio-Landschaften erstrahlen ließ. Nach „Five Miles Out“ und „Crises“, in der die alteingesessenen Oldfield-Fans ein wenig ihren Glauben an den Tubular-Bells-Gott verloren, boten TRIBUTE plötzlich mit „New Views“ eine alternative Rückschau auf die guten alten Oldfield-Zeiten von „Ommadawn“ & „Hergest Ridge“ sowie natürlich „Tubular Bells“. Zwei Jahre später jedoch hinterließen sie 1986 mit ihrem zweiten Album „Breaking Barriers“ bei denjenigen, die durch die Schweden wieder Hoffnung auf alte Oldfield-Erinnerungen geschöpft hatten, stellenweise pures Entsetzen, denn auch bei ihnen schienen die „Crises“-Zeiten angebrochen zu sein!

„Breaking Barriers“ ist ein Album voller Höhen und Tiefen! Allerdings sind die Tiefen mitunter so abgründig, dass sich beim Hören die Nackenhaare aufstellen. Bereits der eröffnende Song, der dem Album seinen Namen verleiht, ist Pop. Auch noch höchstens mittelmäßig gesungener, der den erwartungsfrohen, noch in „New Views“-Erinnerungen schwelgenden Hörer glattweg aus den Prog-Socken haut. Hier werden keine Grenzen eingerissen, sondern errichtet – aus Pop-Schrott und Plastik-Rock. „Streamlined“ gibt dann als Instrumental erst einmal eine leichte Pop-Entwarnung und klingt wie SUPERTRAMP für eingeschlafene Füße mit viel Plastik-Keyboard und Du-Du-Duu---Du-Du-Daa-Rhythmen. Da hilft dann auch kein kurzes, verzerrtes Gitarren-Solo mehr. „Streamlined“ ist wie das gesamte Album: durchwachsen, mit mehr Tiefen als Höhen – obwohl dann „Diesel Engine“, besonders durch das unvergessliche Bass-Solo am Anfang, wirklich zum Höhepunkt von „Breaking Barriers“ wird. Warum bitteschön hauen die Schweden nicht das komplette Album in dieser Qualität raus?

Bei „A Kumma Ki Yidi“, einem dynamischen, in eigenwilliger Sprache gesungener und von Schlag- und Percussion-Instrumenten dominierten Song, kommt dann doch wieder Hoffnung auf, dass sich TRIBUTE, diesmal mit Hilfe des TRIBUTE-Neueinsteigers PIERRE MOERLEN, der ja als Schlagzeuger von MIKE OLDFIELD schon ein wenig Musik-Geschichte schrieb, doch noch aus dem Pop-Morast retten können. „Scottish Mystery“ zerstört diese Hoffnung dann aber ganz schnell wieder – ein Folk-Rock-Instrumental mit einem weihnachtlich anmutenden Schlitten-Klingeling im Mittelteil, das irgendwie eher zu den DUBLINERS als zu TRIBUTE passt. Und wenn dann „Die Blätter von den Bäumen fallen“, während sich zart schmelzender, männlicher und weiblicher Gesang hart am Schmacht-Schmalz vorbeihangelt, dann möchte man nur noch weinen, selbst wenn nach dreieinhalb Minuten noch einmal so richtig SUPERTRAMP die Ehre erwiesen wird. Hey, TRIBUTE, setzt nicht auf den falschen Dampfer – denn solche Sänger wie RODGER HODGSON oder RICK DAVIES werdet ihr definitiv nicht in euren Reihen entdecken. Schuster, bleib bei deinen Leisten – TRIBUTE bleib bei deinem MIKE OLDFIELD!

„I Felt Like It ...“, der letzte Song, der dieses Album abschließt und für den sich ausschließlich der Neuzugang PIERRE MOERLEN verantwortlich zeigt, versöhnt ein wenig mit dieser seltsamen, nicht Oldfield-Fisch, noch TRIBUTE-Fleisch-Scheibe. Schade, dass es die einzige Komposition ist, die der GONG-Moerlen auf „Breaking Barriers“ beisteuert, denn hier werden wir mit der totalen „Incantations“-Breitseite eines MIKE OLDFIELD verabschiedet, auf der dieser herrliche Gong des Moerlen eine so wichtige Rolle spielte. Ein bisschen mehr Oldfield und ein bisschen weniger Pop hätten diesem Zweitwerk verdammt gut getan. Leider aber bleibt genau dieser Wunsch ungehört und verschwindet hinter „Break, Break, Breeeeaaaak Barriers“ auf Nimmerwiedersehen.

Mutet es sich mit diesem Break-Hintergrund nicht seltsam an, dass genau in dem gleichen Jahr wie „Breaking Barriers“ tatsächlich ein Album von PIERRE MOERLEN'S GONG erscheint, welches den Titel „Breakthrough“ trägt? Und ist es nicht noch verblüffender, wenn man sich die Besetzungsliste dieses Albums durchliest und feststellt, dass wir es hier nicht mit GONG, sondern TRIBUTE zu tun haben, die auf „Breakthrough“ in (fast) kompletter Besetzung (Nur Gideon Anderson wurde am Bass gegen Hansford Rowe ausgetauscht!) Moerlen an den Instrumenten und beim Gesang unterstützen. Doch auch dieses, das zugleich letzte, PIERRE MOERLEN'S GONG-Album ist ein ziemlicher Rohrkrepierer und hinterlässt eine beinahe blamable Fußnote in der GONG-Historie.

FAZIT: Diese digital im Jahr 2013 liebevoll bei Sireena Records remasterte Ausgabe klingt zwar soundtechnisch toll, ist aber musikalisch nur schwaches Mittelmaß. TRIBUTE reißen keine Grenzen ein, sondern errichten neue, indem sie sich genau dort versuchen, wo Oldfield zwar materiell erfolgreich war, aber künstlerisch komplett abgestürzt ist. In der Kombination aus Pop und etwas Prog im Stil der 80er Jahre. Das kann nicht gut gehen, sondern endet in einer neuen Form von Musik-Gefälligkeit, die sich einerseits bei einem neuen Publikum anzubiedern versucht, aber andererseits auch das alte so nicht mehr halten kann.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4531x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Breaking Barriers
  • Streamlined
  • Diesel Engine
  • A Kumma Ki Yidi
  • Scottish Mystery
  • Leaves Are Falling
  • I Felt Like It...

Besetzung:

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