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Tribute: New Views (1984) - Limited Edition In Coloured Vinyl (Review)
Artist: | Tribute |
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Album: | New Views (1984) - Limited Edition In Coloured Vinyl |
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Medium: | LP | |
Stil: | Progressive Instrumentalmusik im oldfieldschen Ur-Geist |
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Label: | Sireena / Broken Silence | |
Spieldauer: | 46:34 | |
Erschienen: | 20.11.2015 | |
Website: | [Link] |
Manchmal gibt es musikalische Momente im Leben (auch eines Musikkritikers), die einen maßgeblich prägen, niemals in Vergessenheit geraten oder gar seine Hörgewohnheiten ändern. An einen dieser Momente erinnere ich mich noch ganz genau - auch wenn der schon über 30 Jahre zurückliegt.
Es war mein TRIBUTE-Moment!
Damals saß ich noch wohlbehütet und eingemauert in einem Land, das sich so fein um seine Menschen kümmerte, dass es ihnen sogar vorschrieb, was sie zu lesen und hören hatten. Wollten die etwas Anderes hören, machten sie sich verdächtig, selbst wenn in der Musik, denen sie auch mal ein unvermauertes Ohr widmen wollten, noch nicht mal gesungen wurde.
Schon damals hatte ich die Glocken läuten gehört, die mich nie wieder loslassen sollten und nicht etwa von den in der DDR nicht sonderlich beliebten Kirchtürmen, sondern von einem Album MIKE OLDFIELDs erklangen. Schnell war eine leidenschaftliche, fast gefährliche Liebe zu Oldfield entfacht und unter mysteriösen Umständen die LP besorgt worden, für die man so viel zahlte wie drei DDR-Wohnung-Monatsmieten. Aber scheiß drauf - diese Leidenschaft konnte Mauern überwinden.
Nur dann geschah etwas ganz Schlimmes.
Plötzlich schien Herr Oldfield den Pop für sich zu entdecken, lauter Radio-Hits zu schreiben und seine „alten“ Fans mit Alibi-Longtracks, von denen er wohl selber nicht mehr richtig überzeugt zu sein schien, abzuspeisen. Und so holperte er „Five Miles Out“ (1982) statt ins „Music Wonderland“ (1981) in die totale „Crises“ (1983). Da stand ich nun, mit einer bekackten „Crises“-Platte in der Hand, in nostalgischen 78er „Incantations“-Erinnerungen schwelgend und trauerte meinem ehemaligen Musik-Helden nach. Doch dann brach der „Icebreaker“ durch die oldfieldsche Pop-Eiszeit und schenkte mir wieder genau das Gefühl zurück, welches mir Herr Oldfield seit der 80er Jahre zu verweigern schien. Wie aus dem Nichts erschien ein Freund von mir mit einem Album, das „New Views“ hieß und von TRIBUTE war. Band- und Album-Name waren so gesehen schon die reine Vorhersehung! TRIBUTE gaben uns das zurück, was uns Oldfield oder auch GENESIS plötzlich mit ihren in Richtung Pop schielenden Alben vorenthielten. Und dabei hauten sie sogar ein hitverdächtiges Instrumentalstück wie „Icebreaker“ raus, das sich sofort im Ohr festsetzte.
„A New Morning“ wiederum entführt uns in Richtung oldfieldsches „Ommadawn“, während wir bei „Climbing To The Top“ zwar im Oldfield-Gehege verweilen, diesmal aber mit einer Schlagseite Richtung ALAN PARSONS PROJECT. Bei „Unknown Destination“ glauben wir sogar, uns in ein TANGERINE DREAM-Stück während ihrer Tangram-Phase verirrt zu haben. TRIBUTE sind wohl demnach nicht nur für Oldfield-, sondern auch TD-Fans eine Entdeckung.
Doch mit dem 22minütigen Opus Magnum TRIBUTEs soll uns noch eine weitere riesige Überraschung ins Haus stehen. 10 Minuten akustische Gitarre, so als würden sich der „Horizon“ von STEVE HACKETT mit der Flamenco-Gitarre von PACO DE LUCIA und AL DI MEOLA sowie akustischen YES-Träumereien zusammentun, um ein wundervolles Intro für die dann verbleibenden 12 Minuten, welche im allerbesten „Incantations“-OLDFIELD-Klanggewand daherkommen, zu eröffnen. Eine komplette LP-Seite gefüllt mit all der Musik, die uns von unseren alten Helden aus dem Hause OLDFIELD, YES und GENESIS in den 80ern so schmerzhaft vorenthalten wurden, werden plötzlich ganz im Sinne aller traurigen 70er-Jahre-Nostalgiker, zu denen sich eindeutig auch der Kritiker zählt, wiedererweckt. Meine neuen Helden jedenfalls hießen ab diesem Zeitpunkt TRIBUTE - und selbst dem vielleicht ebenfalls von dieser Entwicklung enttäuschten Oldfield-Schlagzeuger PIERRE MOERLEN schien es ähnlich zu gehen - und er erlebte ebenfalls seinen ganz speziellen TRIBUTE-Moment. Denn auf der nächsten TRIBUTE-LP „Breaking Barriers“ (1984) und ihren Live-Auftritten sollte er sie, garantiert ausgelöst durch dieses Album, begleiten, während TRIBUTE mit ihm sein „Solo“-Album „Breakthrough“ (1986) unter dem Namen PIERRE MOERLEN‘S GONG einspielten!
Als dann die Mauer fiel, gelang es mir leider nicht mehr, mein eigenes „New Views“-LP-Exemplar zu besorgen, was ich unglaublich bedauerte und eigentlich nie so richtig überwand. Zwar ergatterte ich es dann als CD, aber das war eben kein echtes Vinyl. Und es fehlte das Vinyl-Gefühl. Die große Papphülle, das vorsichtige Entnehmen der LP, das Auflegen auf den Plattenteller, vorsichtiges Entstauben der Rillen mit einer Kohlefaserbürste, Aufsetzen des Tonarms in die Leerrille und der erste Ton, vielleicht sogar begleitet von einem zärtlichen Knistern. In den schönsten Erinnerungen zu schwelgen ist mithilfe eines CD-Players im durchdigitalisierten Zeitalter nicht wirklich möglich. Trotzdem hörte ich nie auf zu suchen - und so durfte ich anno 2016 meine größte TRIBUTE-Entdeckung machen. Streng auf 1.000 Stück limitiert wurde „New Views“ in farbigem Vinyl neu aufgelegt - genau in der gleichen Farbe wie wir sie auf dem Cover in Form des Mars- oder Sternen-Nebels sehen können!
FAZIT: Eigentlich möchte man die Schweden und Sireena für dieses Album küssen, was natürlich nicht geht - aber allein das Gefühl, wenn man liebevoll über die Plattenhülle streichelt, das farbige Vinyl bewundert und zärtlich den Diamanten in die eröffnende Leerrille setzt, entschädigt uns für all das, was die alten Helden alias Oldfield und Konsorten in ihrem völlig falsch verstandenen Musik-Zeitgeist in uns zerstört haben! Ein auch vom Sound her unglaubliches Album in unglaublicher Aufmachung, das von mir hier glattweg 15 Punkte erhalten würde, wenn es nicht „nur“ ein historisches Kleinod in bezaubernd neuem Gewand wäre und von uns nur Neu-, aber keine Wiederveröffentlichungen bewertet werden!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- A-Seite (24:46):
- Icebreaker
- Too Much At One Time
- A New Morning
- Climbing To The Top
- Unknown Destination
- B-Seite (21:48):
- New Views
- Bass - Gideon Andersson, Christer Rhedin
- Gesang - Lena Andersson, Nina Andersson, Dag Westling, Christer Rhedin, Per Ramsby, Gideon Andersson
- Gitarre - Gideon Andersson, Christer Rhedin, Dag Westling
- Keys - Per Ramsby, Christer Rhedin
- Schlagzeug - Gideon Andersson, Christer Rhedin
- Sonstige - Wolfgang Bernhardt-Holtbernd (Englisches Horn)
- Breaking Barriers (1986) (2013)
- Live! The Melody - The Beat - The Heart (1990) (2014)
- New Views (1984) - Limited Edition In Coloured Vinyl (2015)
- Terra Incognita (1990) (2016)
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keine Interviews
Kommentare | |
Martin Dambeck
gepostet am: 14.02.2016 User-Wertung: 14 Punkte |
Du hast Recht - eine tolle Scheibe. Auch live waren die Schweden unschlagbar gut. Jetzt müssten nur noch die drei anderen Scheiben auf Vinyl erscheinen! |
Thoralf Koß [musikreviews.de]
gepostet am: 14.02.2016 |
Vielen Dank, Martin, dass du es genauso siehst! Ich habe wegen der hervorragenden Verpackung und das wundervolle Vinyl zwei Zusatzpunkte gegeben und bin so auf 15 gekommen! Besser geht's einfach nicht!
Und wegen der anderen Alben bin ich nunmehr auch guter Hoffnung! |