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The Gabriel Construct: Interior City (Review)
Artist: | The Gabriel Construct |
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Album: | Interior City |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Progressive Rock / Metal |
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Label: | Eigenvertrieb | |
Spieldauer: | 72:38 | |
Erschienen: | 19.04.2013 | |
Website: | [Link] |
Der studierte Komponist und mit Preisen bedachte Multi-Instrumentalist stellt sich mit diesem Album einer hoffentlich breiten Öffentlichkeit vor und möchte damit Zuversicht in allen Lebenslagen spenden. Damit möglichst viele darauf hören, hat sich der Amerikaner um eine Schar wenig offensichtlicher Gastmusiker bemüht, die "Interior City" nicht zum betriebsblinden Alleingang verkommen lassen.
Travis Orbin und Tom Murphy spielten einmal bei PERIPHERY, doch damit hat es sich bereits in sachen Prominenz. Erwarten sollte man allerdings keinen modernen Prog-Metal, sondern in Anbetracht des Werdegangs von Gabriel - seine Lehrer waren wiederum Schüler des Klang-Synästhetikers Olivier Messiaen - stark von klassischer Musik geprägte, visionäre Sounds gänzlich analoger und unter Ausnahme verzerrter Gitarren auch rein akustischer Provenienz. Riccio arbeitet dabei mit völlig unkonventionellen, für normale beziehungsweise westliche Hörergewohnheiten schräg anmutenden Harmonien und Melodien, also ist eine gewisse Eingewöhnungszeit unabdingbar. "Interior City" lässt sich ansatzweise mit einigen RIO-Bands vergleichen (etwa den Italienern NICHELODEON), aber wie gesagt nur annähernd.
Nur Flügel und Stimme ("Arrival In A Distant Land") leiten das Album über sechs Minuten hinweg ein, was sich mit "Ranting Prophet" zunächst fortzusetzen scheint. Schnell jedoch wird leicht metallischer (Blastbeats!), bombastischer Progressive Rock aus der teilweise bissig aggressiven Nummer, und speziell der Einsatz von Streichern sowie Bläsern (Höhepunkt in dieser Disziplin: der Abschluss "Curing Somatization") lässt THE GABRIEL CONSTRUCT auf der Avant-Schiene gleiten, wobei ein sich wiederholender Vers die liedhafte Struktur und somit auch Eingängigkeit bewahrt.
Das stetig anschwellende, wie viele der meist recht langen Tracks auf freien Metren fußende "Fear Of Humanity" wird in der zweiten Hälfte überraschend straight und klingt mit instrumentalem Zerwürfnis nebst silbenhaftem Gesang zwischendurch wie die mittleren SIEGES EVEN auf einem ganz fiesen Drogentrip. "My Alien Father" bietet überlagerte Stimmen und eine brodelnde Atmosphäre, auf der man schließlich doch in Frieden dahinschwebt. Die Piano-Akkorde richten alle Härchen am Körper auf, genauso wie das geradezu rasende Folgestück "Retreat Underground" insgesamt in seinen zweieinhalb Minuten - so dicht und transparent klingt keine hochgepimpte, gewollt nach dem Tieflader-Zeitgeist schielende Combo der Welt!
Zieht man das Fiepen und Dröhnen im Hintergrund ab, erweist sich "Subway Dwellers" im Anschluss als geradlinigstes Stück, das einen euphorischen Klimax erfährt, bevor THE GABRIEL CONSTRUCT zum großen Finale anheben ... mit vier Longtracks zwischen acht ("Inner Sanctum" - Lärmwände stürzen über selige Harmonien herein) und elf Minuten ("Languishing In Lower Chakras" - Drone, Geräusch, Ambient). Das den langen Reigen einläutende "Defense Highway" verzeichnet zugleich die härtesten wie zartesten Ausschläge des Albums und gleicht einem Bühnenstück im Zeitraffer ohne Theatralik. Genaugenommen klingt das Projekt so wenig affektiert und nach realer Welt, wie man es von einem Kunstprodukt, wie es Musik in der Regel ist, nicht erwartet. Die in allen Komponenten fließenden Strukturen auf "Interior City" entsprechen dem Leben eines von Konventionen befreiten Menschen, ohne dass das Werk zerfasert wirkt.
FAZIT: THE GABRIEL CONSTRUCT spotten im positiven Sinn jeglicher Beschreibung. "Interior City" zeigt auf, wie Rock klingt, wenn er von einem Anhänger sogenannter Neuer Musik interpretiert wird. Der Rezensent garantiert, dass man so etwas noch nirgendwo in dieser Form gehört hat, gleichzeitig da es völlig stimmig in sich selbst klingt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Arrival In A Distant Land
- Ranting Prophet
- Fear Of Humanity
- My Alien Father
- Retreat Underground
- Subway Dwellers
- Defense Highway
- Inner Sanctum
- Languishing In Lower Chakras
- Curing Somatization
- Bass - Gabriel Lucas Riccio, Tom Murphy
- Gesang - Gabriel Lucas Riccio
- Gitarre - Gabriel Lucas Riccio, David Stivelman, Greg Loman
- Keys - Gabriel Lucas Riccio
- Schlagzeug - Travis Orbin
- Sonstige - Soren Larson (Saxofon), Sophia Uddin (Geige)
- Interior City (2013) - 13/15 Punkten