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Alpha Tiger: Beneath The Surface (Review)
Artist: | Alpha Tiger |
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Album: | Beneath The Surface |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Heavy Metal |
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Label: | Century Media | |
Spieldauer: | 56:42 | |
Erschienen: | 25.01.2013 | |
Website: | [Link] |
Es mag sich ein wenig widersprüchlich anhören, wenn ein Schreiber eines Online-Magazins feststellt: Das Internet ist ein Fluch. Was aber zweifelsfrei die Wahrheit ist. Zumindest einige Teile des Internets. Und zwar vor allen Dingen dann, wenn Schlaumeier sich hinter dem Schutzwall der Anonymität verstecken und unerträgliche Dummheiten von sich geben, für die man nicht einmal mehr eine eigene Reality-Doku auf RTL2 bekommen würde.
Insbesondere gilt das für den musikalischen Bereich. Die Gleichung „je weniger Ahnung, desto größer die Klappe“ ist in Foren und auf öffentlichen Marktplätzen gelebte Internetkultur. Im Falle von ALPHA TIGER schreiben die selbst ernannten Hipster und Nickelbrille-beim-Beurteilen-Zurechtrücker so etwas wie „die klingen ja wie QUEENSRYCHE“ oder „das alles haben IRON MAIDEN doch schon gesagt“ oder „haha, der Sänger singt ja voll hoch“ oder „hihi, gumma, gumma, Spandexhosen!“. Natürlich setzen solche Aussagen voraus, dass man maximal „Silent Lucidity“ kennt (hat man damals auf einem Balladensampler für die erste und einzige Freundin aufgenommen, die aber nach zwei Tagen Schluss gemacht hat) oder „Fear Of The Dark“ mal in einer Metaldisco gehört hat, nachdem man mit drei Promille versehentlich nicht in den Puff gestrumpelt ist, sondern die Türe nebenan erwischt hat. Ansonsten war man in den 80er und 90er Jahren entweder zu klein und hing noch Mama an der Brust oder ist schon damals hechelnd dem Flavour Of The Week hinterhergerannt.
Der Rest der „fundierten“ Meinung kommt zustande aus dem Speichellecken bei selbst ernannten Szenewächtern, dem 15-sekündigen Angucken von Youtube-Videos über Laptop-Lautsprechern und dem Irrglauben, selbst einer musikalischen Geschmackselite anzugehören. So ganz nebenbei: das tut niemand, denn jede Musikrichtung hat ihre Berechtigung. Leider gibt’s auch genügend Ewiggestrige, die ihrerseits nichts unversucht lassen, alles, was nicht nach 1980-Kohlekeller-Proberaumaufnahme klingt, zu verhöhnen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich kein noch nicht gefestigter Nachwuchsfan – egal welcher musikalischer Richtung man entstammt – von selchen Schlaumeiern verunsichern lässt oder gar entmutigt wird, auch weiterhin seinen musikalischen Weg zu gehen.
Oben beschriebene Probleme kennen auch Anhänger von ALPHA TIGER, die 2011 mit „Man Or Machine“ eines der besten deutschen Metal-Debüts der letzten 15 Jahre veröffentlicht haben. Irgendwo zwischen IRON MAIDEN und QUEENSRYCHE bewegte sich das Quartett, versehen mit extrem hohen Vocals („haha, der Sänger singt ja voll hoch“).
Die Erwartungen an das zweite Album waren hoch, zumal das Quartett einen Vertrag bei Century Media unterschrieb und somit die Zeichen ganz klar auf Markterweiterung standen. Was tut man in solch einem Fall? Man verkrampft, versucht verzweifelt, an die Klasse des Debüts anzuknüpfen, und scheitert glorreich. Oder man macht es wie ALPHA TIGER: Man schmeißt einiges an Maiden-Ballast über Bord, macht es sich ein wenig mehr in der QUEENSRYCHE-Ecke gemütlich, fährt darüber hinaus den US-metallischen Anteil nach oben und lässt Sänger Stephan Dietrich noch höher singen, schert sich einen feuchten Dreck um die Erwartungshaltung – und schüttelt ein Album raus, das nochmals eine Steigerung gegenüber „Man Or Machine“ darstellt. „Beneath The Surface“ klingt erwachsener, hat aber nichts von der ungestümen Frische eingebüßt, die das Erstwerk auszeichnete.
Sicherlich, die Stimme Dietrichs könnte für den einen oder anderen eine Hürde sein, die zu hoch ist, denn der Frontmann singt durchgehend wirklich in den höchsten Lagen und liegt ein, zwei Mal auch dezent neben der Spur. Aber – that’s metal! Dafür musizieren ALPHA TIGER auf einer extrem hohen Qualitätsebene, haben ihre Songs deutlich abwechslungsreicher als zuvor gestaltet und die Melodien hier und dort nicht ganz so offensichtlich angelegt wie beim Debüt. Was allerdings im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die ganz großen Ohrwürmer fehlen würden. „From Outer Space“, „Beneath The Surface“, die Melo-Metal-Göttergabe „Waiting For A Sign“ oder „Crescent Moon“, um nur vier zu nennen, rauschen in die Gehirnrinde wie eine Dampflok, die unter vollen Kohlen fährt. Und bleiben dort für lange Zeit. Wie überhaupt das ganze Album – sofern man das nach relativ kurzer Zeit sagen kann – eine hohe Langzeitwirkung zu besitzen scheint. Da von akustischen Zurücklehn-Passagen über Thinking-Mans-Metal bis zum Speedmetal-kompatbilen Banger alles an Bord ist, ist die Verlockung groß, „Beneath The Surface“ gleich in die nächste Umrundung zu schicken.
FAZIT: Hihi, gumma, gumma, Spandexhosen! Für alle, die Musik nach dem Cover oder der Kleidung der Musiker beurteilen, ist damit der Fall erledigt. Für alle, die auch im Jahre 2013 Heavy Metal hören wollen, der über Eier, Melodien, technische Raffinesse und einen ebenso kraftvoll wie hoch agierenden Sänger verfügt, für den führt kein Weg an „Beneath The Surface“ vorbei. Weiterentwicklung in Maximum-Oldschool-Tradition.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Intro
- The Alliance
- From Outer Space
- Waiting For A Sign
- Beneath The Surface
- Along The Rising Sun
- Eden Lies in Ruins
- Rain
- Crescent Moon
- We Came From The Gutter
- Bass - Dirk Frei
- Gesang - Stephan Dietrich
- Gitarre - Peter Langforth, Alexander Backasch
- Schlagzeug - David Schleif
- Man Or Machine (2011) - 8/15 Punkten
- Beneath The Surface (2013) - 13/15 Punkten
- Lady Liberty (Single) (2014)
- iDentity (2015) - 13/15 Punkten
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keine Interviews
Kommentare | |
Andy [musikreviews.de]
gepostet am: 14.01.2013 |
Hoher Gesang? Du hast vergessen, King Diamond zu erwähnen. *g*
Sehr schönes Review! |
Thomas
gepostet am: 14.01.2013 |
Interessante Review; die erste Scheibe fand ich nicht so berauschend.
Bin mal gespannt, wie viele Kübel Unrat über des Rezensenten Kopf ausgeschüttet werden. Der Vorspann könnte für meinen Geschmack kürzer ausfallen: insgesamt vermittelt die Review aber einen guten Gesamteindruck von der Scheibe |
Daniel Schuster
gepostet am: 15.01.2013 |
Sehr schönes Review!
Aber so hoch singt der Sänger nun auch wieder nicht, da gibt es viele Bands, die es mit dem hohen Gesang mehr übertreiben! Ich finde im Vergleich zum ersten Album, welches ich ebenfalls sehr sehr geil finde, ist der Gesang nun wesentlich vielschichtiger! Der Mann kann singen! Und beweißt das er nicht nur die Höhen beherrscht! Leute, kauft euch dieses Album und unterstützt diese Band, sie hat es verdient!!! |
Oger [mussikreviews.de]
gepostet am: 15.01.2013 |
Sehr schönes Review. :-) Ich mochte die letzte. Der Richtungswechsel käme mir sehr entgegen. Bin mal gespannt. |