Vor wenigen Monaten wusste die aktuelle Langrille der US-amerikanischen, vom ultraderben Hardcore zum herrlich verranzt-zeckigen Punk konvertierten CEREMONY mit „Zoo“ zu begeistern, und an genau diese Kapelle erinnern diese vier Jungs an allen Ecken und Enden. Vielleicht sind die rasierten Damen noch etwas raubeiniger und noisiger unterwegs, aber man könnte behaupten: Wer die Zeremonienmeister mag, wird auch dieser Band hier nicht ablehnend gegenüber stehen.

BLACK FLAG, JESUS LIZARD, SEX PISTOLS, das sind so die drei Eckpfeiler, die den Stil der SHAVED WOMEN am besten einkreisen, und hohe Dosen Nihilismus, Wut und Desillusion befeuern die rüpelhaft nach vorn donnernde Dampflok, sodass die Energie sich ohne Umschweife auf den Schallwellenrezipienten überträgt. Und um noch einmal die Verbindung zu CEREMONY aufzugreifen: Ben Salyers' asselige Stimme verfügt über eine ähnliche Abgefucktheit, wie es bei Ross Farrar der Fall ist.

Schade ist es nur, dass das „Album“ eine kleine Mogelpackung ist, denn aktuell befinden sich lediglich sieben Studiosongs (mit herrlich fiesem Straßensound) auf der Scheibe - die anderen fünf der zwölf Tracks sind einem Livemitschnitt entnommen, wobei vier davon bereits als Studioversion vorliegen. Wäre nicht weiter schlimm, doch der Livesound ist unterirdisch rumpelig und breiig. Aber okay: Da dies ein Quasi-Rerelease der „Shaved Women“-EP von 2010 ist, drücken wir gerne mal beide Veilchen zu...

FAZIT: Exzellenter Stoff für die Pogofraktion, die auf glattgebügelten Möchtegern-Punk verzichten kann, doch statt einer EP plus Füllstoff hatten es gerne auch drei oder vier reguläre Studiosongs mehr sein dürfen.