Partner
Services
Statistiken
Wir
Limp Bizkit: Gold Cobra (Review)
Artist: | Limp Bizkit |
|
Album: | Gold Cobra |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Nu Metal |
|
Label: | Flip / Interscope | |
Spieldauer: | 64:35 | |
Erschienen: | 24.06.2011 | |
Website: | [Link] |
Nu Metal ist seit fast einem Jahrzehnt tot. Blasphemisch gesprochen könnte man an dieser Stelle mit Jesus gleichziehen: Das ist gerade lange genug, um wieder aufzuerstehen. Inzwischen ist der Zeitpunkt erreicht, da erwartet man, dass etwas extrem Lebendiges aus der Höhle kriecht. Und wer könnte prädestinierter sein für eine solche Inkarnation als Heils- und Hassbringer LIMP BIZKIT?
Andererseits: Was ist das eigentlich für ein Boden, in den die Jacksonviller ihre neue Saat pflanzen? Was erwarten ehemalige Fans heute von einer Band, die vor ewig zurückliegenden elf Jahren auf dem Höhepunkt ritten und ihre eigene „Generation“ begründeten? Fortschritt wahrscheinlich nicht, denn dann hätte vor sechs Jahren schon „The Unquestionable Truth, Pt. I“ einschlagen müssen. Tat es nicht.
Also einfach Back To The Roots? Das ist auch nicht so ganz einfach, wie unter anderem im letzten Jahr KORN bewiesen haben. Die Anhängerschaft hat sich weiterentwickelt und frönt in der Regel anspruchsvollerer Musik – man lebt eben nicht mehr nur noch „for the Nookie“.
Heute erkennen Durst und seine Mannen die Nostalgie als stärkste Antriebsfeder ihrer Anhängerschaft und spielen diesen Trumpf gekonnt aus, ohne stumpfsinnig an alte Alben anknüpfen zu müssen. Das nimmt seinen Anfang beim Austausch des Coverartworks. Die in einer Schatzhöhle hausende Goldkobra mit integrierten Boxen in der Nackenhaube scheint dem Anspruch der Selbstironie nicht hinreichend genügt zu haben, also nehmen drei halbnackte, verkrampft züngelnde Karikaturen schöner Frauen Platz an der Stelle, an der früher tatsächlich schöne Frauen Platz genommen hätten.
„Gold Cobra“ ist Coolness, überzeichnet mit Albern- und Hässlichkeit. Es verfügt über die Doppelbödigkeit eines Pixar-Animationsfilms: Kids haben wie gehabt ihren Spaß und die Erwachsenen werden mit dem Augenzwinkern zwischen den Zeilen bei Laune gehalten. Die Intertextualität macht aus dem peinlichen Gestrig-Gebolze eines Mannkindes mit Redcap eine wahrhaft interessante Angelegenheit. Bling-Bling war gestern, sagt das aufdringlich funkelnde Goldkettchen-Bandtag, aber richtig angepackt lässt sich aus der alten Bizkit-Engine noch so viel Leben pressen, dass klar wird, warum diese Band mal die Macht hatte, Angst und Schrecken auf der Welt zu verbreiten.
Damit das alles funktioniert, braucht es natürlich trotzdem die Aggression, die Grooves, die Riffs und den Funk, mit dem mal alles angefangen hatte. Und in Windeseile hört man heraus, dass die Originalbesetzung erstmals seit „Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water“ wieder zusammen ist. Insbesondere Wes Borland, kreative Birne der Kekse, versprüht literweise Duftmarken. Wo er sich auf der „Unquestionable Truth“-EP noch dem Konzept unterordnen musste, bändigt nun nichts mehr seinen Interpretationsspielraum. Zwar erfindet er das Rad keineswegs neu, allerdings reaktiviert er seine alten Trademarks und destilliert das Konzentrat aus ihnen. An jeder Ecke springen dicke Riffs aus dem Busch und werden mit verzerrten Gitarrenlicks akzentuiert, die Borland identifizieren. Auf „Bring It Back“ fauchen sie wie ein in die Ecke gedrängtes Tier, „Gold Cobra“ dienen sie als jaulendes Wiedererkennungsmerkmal, für „Shark Attack“ begleiten sie krächzend die Strophen. Der Mann mit der Maske ist endlich wieder vogelfrei.
Am besten sind LIMP BIZKIT natürlich immer, wenn sie ihren Nu-Metal-Standard im Stil des rohen 3-Dollar-Bill-Debüts soweit übersteuern, dass Hardcore draus wird und der Mainstream weinend davonrennt. Solche Momente lassen sich beispielsweise auf „Get A Life“ finden. Hier kotzt sich Durst auch mal wieder herzlichst die Innereien aus dem Leib – ebenso auf „Walking Away“, das ansonsten eigentlich die alleinige Halbballade und damit der Ruhepol des Albums ist – Hitsingle also ausgeschlossen.
Allerdings definiert man sich immer noch über den Mainstream, sonst würde ein zweischneidiges Schwert wie „Autotunage“ auf der Tracklist keinen Platz finden. Es möchte den Autotuning-Wahn, der den Popmarkt seit CHERs „Believe“ heimsucht, auf die Schippe nehmen, setzt sich mit der Verwendung des Effekts aber selbst der Kritik aus. Darüber hinaus sind LIMP BIZKIT nicht die Ersten, die sich des Themas musikalisch nähern; der Rapper B.o.B. hat es bereits mit dem Stück „Autotune“ vorgemacht.
Erstaunlich gut funktioniert sogar „Shotgun“, das als Single-Auskopplung fast einfallslos wirkte, im Albumkontext mit seinen rhythmisch abgefeuerten Schrotflintenschüssen aber als Eckpfeiler fungiert und so etwas wie den heimlichen dramaturgischen Höhepunkt in der durchweg verflucht starken ersten Albumhälfte markiert.
Die zweite Hälfte ruiniert vor allem „Loser“, das mit seiner schlaffen Midtempo-Einfallslosigkeit an die katastrophalen „Results May Vary“-Zeiten anknüpft. Für Käufer der Deluxe Edition verstärkt sich der Eindruck, dass am Ende die Luft ausgeht, da „My Own Cobain“ und „Angels“ sich in einem ähnlich trägen Flow verfangen und der reine Hip-Hop-Track „Middle Finger“ abgesehen von einem recht primitiven Chorus ebenfalls nichts zu bieten hat. Wenigstens die zusätzliche Dreingabe „Back Porch“ lässt sich mit seinem lässigen Groove noch gut hören. Ansonsten befinden sich aber auch noch das grundsolide „90.2.10“ und das vorab veröffentlichte „Why Try“ auf den hinteren Plätzen und holen die Kohlen endgültig aus dem Feuer.
FAZIT: This Golden Cobra Bites! LIMP BIZKIT bringen hier völlig unerwartet die bislang am meisten überzeugende Nu-Metal-Reaktivierung auf den Markt, die in diesem Jahrtausend veröffentlicht wurde. Auch wenn ein paar Rohrkrepierer zeigen, dass Dursts Teegebäck die Hits nicht gerade von den Bäumen schüttelt: Das Zeug brennt in den Augen und hinterlässt Schmerzen im Nacken.
Das ist Stillstand? Vorbei die Zeiten? So what – „The Unquestionable Truth“ bleibt musikalisch definitiv das ambitionierteste Material der Weichkekse, unverkrampft geht es aber erst 2011 wieder zur Sache. Früher war Nu Metal das Sprungbrett vom Kommerz in den Anspruch; „Gold Cobra“ dreht die Sache um und zeigt dem weiterentwickelten Homo Musicalis, wo der Pfeffer hängt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Introbra
- Bring It Back
- Gold Cobra
- Shark Attack
- Get A Life
- Shotgun
- Douche Bag
- Walking Away
- Loser
- Autotunage
- 90.2.10
- Why Try
- Killer In You
- Back Porch (Deluxe Edition Bonus Track)
- My Own Cobain (Deluxe Edition Bonus Track)
- Angels (Deluxe Edition Bonus Track)
- Middle Finger feat. Paul Wall (Deluxe Edition Bonus Track)
- Bass - Sam Rivers
- Gesang - Fred Durst, Paul Wall
- Gitarre - Wes Borland
- Keys - DJ Lethal
- Schlagzeug - John Otto
- Sonstige - DJ Lethal (Turntables, Samples)
- Gold Cobra (2011) - 11/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
tom
gepostet am: 05.07.2011 User-Wertung: 13 Punkte |
dj lethal gehört nicht zu limp bizkit? |
Sascha G. [Musikreviews.de]
gepostet am: 05.07.2011 |
Uups, ganz vergessen, den guten Mann... ist hiermit nachgetragen, danke. |
philip
gepostet am: 03.02.2012 User-Wertung: 13 Punkte |
die kritik trifft es auf den punkt....ich habe mich sehr auf das album gefreut und enttäuscht wird man nicht...altbewerter limp bizkit sound der an alte zeiten erinnert...! |