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Brother Ape: A Rare Moment Of Insight (Review)

Artist:

Brother Ape

Brother Ape: A Rare Moment Of Insight
Album:

A Rare Moment Of Insight

Medium: CD
Stil:

Progressiver Rock

Label: Progress Records / Just For Kicks
Spieldauer: 53:50
Erschienen: 15.11.2010
Website: [Link]

Die Schweden sollten vorsichtig sein, dass sie nicht eines Tages mit der gleichen Geschwindigkeit wie einige ihrer progressiven Landsleute (FLOWER KINGS, TANGENT, BEARDFISH) ein Album nach dem anderen auf den Markt werfen und Quantität sowie Qualität sich irgendwie in die Quere kommen.

„Shangri La“ (2006), für mich der bisherige, auch durch dieses Album nicht wieder erreichte Höhepunkt der Band, liegt nunmehr fast fünf Jahre zurück. Dazwischen folgten ein drittes (III 2008) und viertes Album (Turbulence 2009). Besonders das sperrige „Turbulence“ vermochte nur wenig zu überzeugen – und nun, ein Jahr danach, warten BROTHER APE bereits schon wieder mit „A Rare Moment Of Insight“ auf.

„Juggernaut“ ist ein denkbar schlechter Start für ein Album, das von den Narben, die ein Leben in das Gesicht seiner Erdenbürger zeichnet, erzählt. Die Musik klingt zwar komplex, aber wirr, so als hätten die Musiker ihre Instrumente ausgepackt und drauflos gespielt, ohne sich zuvor zu einigen, in welche Richtung es gehen soll.

„Chrysalis“ versprüht dann nicht nur musikalisch, sondern auch textlich den PORCUPINE TREE-Geruch, den man heutzutage aber viel zu oft an allen Ecken und Enden der progressiven Jünger nach KING CRIMSON und PINK FLOYD wahrnimmt. Manchmal ist das schon kein Geruch mehr, sondern viel mehr ein abartiger, „gotteslästernder“ Gestank. Auch hier sind BROTHER APE noch immer nicht dort angekommen, wo sie bereits bei „Shangri La“ waren. Und gemäß ihres schwachen 2009-Vorgängers „Turbulence“ startet dann der „Ultra Marathon“, der mit einer Spielzeit von knapp 8 Minuten gar nicht so „ultra“ ist, zwischen Melodic- und Hard-Rock durch. Der Song allerdings beschreibt mehr die Flucht vor seinem eigenen Ich als die sportliche Höchstleistungsdisziplin.

Spätestens jetzt stellt sich bei mir die Frage: „Verdammt! Wo bleibt nur endlich der Kracher, der einen ‚A Rare Moment Of Insight’ ins progressive Herzchen schließen lässt?“

Und als hätten die drei Schweden mich verstanden, präsentieren sie „Seabound“, einen auf den ersten Blick nicht sonderlich den drei vorherigen Titeln entsprechender Song. Er ist eine Ballade, fast ausschließlich aus akustischer Gitarre, ein paar Keyboardflächen und Gesang bestehend, die stark an die atmosphärischen Solo-Ausflüge eines JON ANDERSON – YES He Can – erinnert. Todtraurig auch der Text dazu, in dem der Ich-Erzähler einem geliebten Menschen über die Schönheiten des Meeres erzählt und dass er, wenn es so weit ist, seine Asche übers Meer verstreut haben möchte. Melodramatisch, aber nicht kitschig!

Und genau diese Stimmung, die mir deutlich besser als der Anfang des Albums gefällt, setzt sich nun auf „A Rare Moment Of Insight“ fort. „Instinct“ vergleicht das Leben mit einem Insekt, das sich Richtung Licht bewegt, um dort zu verbrennen. Da kommen natürlich Erinnerungen an CARPTREE auf oder auch an LITTLE ATLAS. Beides sehr beeindruckende, tiefgründige Bands, die ich bereits auf diesen Seiten besprechen durfte.

„Echoes Of Madness“, der mit 9 Minuten längste Titel, setzt sich mit dem religiösen blindwütigen Terrorismus auseinander: „His hate is blind / It’s eating his mind / Asks God to forgive him / For He is about to make a sin.“ (Sein blinder Hass / Zerfrisst sein Hirn / Und er bittet Gott um Vergebung / Für das, was er in dessen Namen anrichtet!) Toller Text mit progressiver, wieder an CARPTREE erinnernder Instrumentierung.

Jetzt hat mich das Album und lässt mich bis zum Ende auch nicht mehr los. Wobei – mehr als 10 Minuten bleiben insgesamt bis zum Ende nicht mehr übrig. Das traurige „The Art Of Letting Go“, das über die Schwierigkeiten des Loslassens (Huch – ein Freudscher Parallelismus!) philosophiert und dabei einen Balanceakt zwischen Ballade und Metall vollführt, läutet zumindest das vokale Ende des Albums ein, bevor „In A Rare Moment“ ein Instrumentalstück in bester STEVE HACKETT-Manier geboten wird: eine solo gespielte akustische Gitarre. Und das war’s dann auch – für das Album und diese Kritik!

FAZIT: Gehen wir in uns – und nehmen dabei „A Rare Moment Of Insight“ mit. Wir werden viel Entdecken auf unserer Reise ins eigene Ich. Dinge, die uns gefallen, aber auch Dinge, die uns weniger gefallen. Ganz ähnlich verhält es sich mit diesem progressiven, aber manchmal auch enttäuschenden Album.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4354x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Juggernaut Now
  • Chrysalis
  • Ultra Marathon
  • Seabound
  • Instinct
  • Echoes Of Madness
  • The Art Of Letting Go
  • In A Rare Moment

Besetzung:

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