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King Of Agogik: The Rhythmic Drawing Room (Review)

Artist:

King Of Agogik

King Of Agogik: The Rhythmic Drawing Room
Album:

The Rhythmic Drawing Room

Medium: CD
Stil:

Instrumentaler Prog-Rock

Label: sAUsTARK Records / Eigenvertrieb
Spieldauer: 133:28
Erschienen: 20.11.2009
Website: [Link]

Liebe Leute, lasst euch von diesem verrückten König der „lebendig gestalteten Musikstücke“ (Agogik) ja nicht aufs Glatteis führen! Ihr werdet nach zweieinviertel Stunden Hörgenuss von „The Rhythmic Drawing Room“ mit einem irren Blick und durchgelüfteten Ohrtrompeten vieles nicht mehr begreifen, außer was sich genau hinter diesem einen Wort AGOGIK verbirgt.

Ein Doppelalbum voller instrumentaler (Miss-, Un- & Selbst-)Verständnissen, durchgedrehten Samplings und Titelnamen, die einen entweder am eigenen Verstand oder am Verstand des verSCHMITZten Kopfs hinter der Musik zweifeln lassen. Was hier abgeht ist eben nicht normal, genauso wenig wie der Titel des Albums, der an Doppeldeutigkeit kaum zu übertreffen ist.

Aus dem „Crimson Drawing Room“ (Titel 4 und 5 der 2. CD) wurde das „Rhythmic Drawing Room“ auf dem Album-Cover. Dieser „Crimson“-Raum ist weltbekannt, denn in ihm empfängt die alte, abgetakelte englische Königin ihre Ehrengäste und viele andere, oftmals genauso alte und abgetakelte, Schleimbeutel, die wild darauf sind, einen Diener oder Knicks vor ihr zu machen. Dagegen empfängt im „Rhythmic“-Raum, also dem „rhythmischen Wohnzimmer“, Herr SCHMITZ seine akustischen Gäste, um diese gehörig unter Trommelfeuer zu setzen. Das macht er nunmehr schon seit vier Jahren und drei Alben so – als ein König ohne Volk, der sich einen Scheißdreck um den musikalischen Massengeschmack oder Katzenbuckel-Menschen kümmert, dafür aber jeden in seinem Königreich willkommen heißt, der sich als Hörer oder Musiker auf die Suche nach „lebendig gestalteten Musikstücken“ begibt.

Ein Album wie ein königliches Märchen, das erst geschrieben werden muss – ganz ähnlich wie „Ali Baba und die vierzig Räuber“. Doch während Ali Baba vor dem Berg steht und „Sesam öffne dich!“ ruft, steht man bei SCHMITZ vor seinem Schloss mit hoch gezogener Zugbrücke und braucht nur „Agogik erklinge!“ rufen und schon senkt sich die Brücke. Nachdem man diese überquert hat, erwarten einem im Schloss neben dem Trommelfeuerwerk bombastische Klanggebilde zwischen progressivem Rock und Metal bis hin zu Fusion- und Jazz-Stücken, die auch mal ganz ruhig und akustisch ihr Dasein fristen können.

Jeder Raum, den man betritt, führt oftmals über eine gesampelte Überraschung oder verrückte Tonschnipsel, die mal aus der Muppet-Show, mal von John Cleese, mal Walgesänge oder Vogelgezwitscher samt Grillengezirpe, mal ein Blasorchester, mal von John Lennon (Die Aufzählung aller „Überraschungen“ würde hier den Rahmen sprengen!) sind. Der Schlüssel zu allen Titeln ist vorrangig das Schlagzeug, wobei besonders oft die Snare-Drum herhalten muss. Aber im Gegensatz zu den beiden Vorgängeralben dominiert diesmal nicht der Drumstick, sondern er ist häufig gleichberechtigter Partner von Bässen, Keyboards (sogar Mellotron und Minimoog), akustischen oder elektrischen Gitarren und Mandolinen.

Unser König hat aber nicht nur ihm dienende Musiker mit in sein Schloss geholt, sondern er beweist auch jede Menge Humor. „The Disgusting Life Of Lupus W.“ dreht sich um einen, dem König wohl bekannten Nachbarn mit tierischem Namen, der sich bei Vollmondnächten aus dem Haus schleicht und danach ziemlich angeschlagen wieder zurückkehrt. „Prog’N’Roll“ ist schon vom Titel her nicht ernst zu nehmen – und klingt auch so. „Welcome To The Butchery“ ist extrem schwarzer Humor und soll klanglich das widerspiegeln, was wir Menschen den Tieren antun.

Aber auch ernsthafte oder sehr persönliche Themen kommen beim KING OF AGOGIK zum Tragen. „Ostia“, eingeleitet mit Wellenrauschen, dreht sich um den alten Hafen Roms, der eine bewegte Geschichte mit Glanz und Glorie hinter sich hat und dann dem Untergang geweiht war. Hier gibt’s die instrumentale Geschichtsbewältigung dazu – wahrscheinlich wären nicht nur die römischen Seeleute darauf stolz. Bei „Moonlit Window“ und „Moonlit Night“ (GENESIS, ick hör dir trapsen!) sieht „der alte“ Schmitz, autobiographisch betrachtet, den 14jährigen J/jungen Schmitz am Fenster sitzen, der durch die Musik in eine andere Welt entrücken kann. Zitat Schmitz: „Ich bin immer noch der Junge“ – und weil er wohl auch weiß, wie das Jung(e)sein so war und immer noch ist, darf sogar sein jüngster Sohn Philipp mit seinen 15 Jahren und seinem mehrjährigen Klavierunterricht bei „The Disgusting Life Of Lupus W.“ und „Leave“ gleich mal die Tasten mit drücken. Und dass der Junge was drauf hat, also der Apfel nicht weit vom Stamm und dem väterlichen König kein Zacken aus der Krone fällt, ist unüberhörbar. Allerdings wird die Adelung dieses Albums endgültig mit „The Crimson Drawing Room“ vollzogen – ein 23minütiger Longtrack, der so ziemlich alles (bis auf Gesang) enthält, was des Proggies Musikherz höher schlagen lässt, inklusive eines wundervollen, recht außergewöhnlichen Schlagzeugsolos.

Und wenn ich diese Kritik schon mit dem „Glatteis“, auf das wir nicht geführt werden wollen, begonnen habe, will ich es auch mit diesem „Glatteis“ beenden. Eine Vielzahl der Titel von „The Rhythmic Drawing Room“ lässt vermuten, dass (un-)heimliche Brücken zu anderen, jedermann bekannten Musiklegenden, wie GENESIS, YES oder ganz besonders KING CRIMSON geschlagen werden. Doch auch hier werden wir reingelegt. Selbst wenn nach eigener Aussage HANS JÖRG SCHMITZ bekennender King-Crimson-Fan ist, so begeht er nicht den Fehler, plötzlich wie deren Kopie zu klingen. Wenn überhaupt, gibt’s nur mal ein paar ganz entfernte musikalische Erinnerungsfetzen besagter Bands zu hören. Na ja, bis auf eine Ausnahme. Das siebenminütige „Bob Food“ ist inspiriert von KING CRIMSONs „Cat Food“. Ja – und das hört man wirklich, auch wenn es am Anfang deutlich mit den so genannten „Frippertronics“ beginnt, die der große Bob hauptsächlich auf seinen Solo-Alben zum Einsatz brachte!

Bleibt nur zu hoffen, dass der Leser dieser Kritik nunmehr vielleicht halbwegs klüger ist, um sich am königlichen Hofe der Agogik etwas besser zurechtzufinden. Ist dies nicht der Fall, so warten auf euch die um sich schlagenden Stöcke eines außer Rand und Band geratenen musikalischen Königs.

FAZIT: Der König ist wieder da – und er bereitet sich seinen eigenen Thron aus schweren instrumentalen Klanggewittern voller ironischer Anspielungen auch auf andere, beispielsweise crimsonfarbige Könige. Sein Zepter ist der Drumstick, sein Schloss die Klangvielfalt, seine Ritter große oder kleinere Tastendrücker oder Saitenstreicher & -zupfer und seine Diener lauter kleine, liebevoll zusammengestellte Tonschnipsel, die für aufregende Farbtupfer im Reich der Agogik sorgen.

PS: Diese Kritik ist nicht nur informativ, sondern auch, mit ein wenig Glück, effektiv bei der Beschaffung einer von insgesamt vier zu verlosenden KING-OF-AGOGIK-CDs, die ihr allerdings nicht so einfach gewinnen könnt. Hinter dem Erhalt der ebenfalls unglaublich spannenden „Aleatorik System“-Scheibe steckt zugleich auch eine musikalisch-moralische Verpflichtung. Die ersten vier Bewerber, denen es gelingt, sich in der Kommentar-Spalte zu besagtem Preis-Album (also nicht dieser Besprechung) mit den Worten: „Jawohl, ich will die Scheibe und verpflichte mich feierlich, auch meinen Kommentar dazu abzugeben!“, einzutragen und ihre E-Mail-Adresse dort gleich mit hinterlassen, die werden von mir angeschrieben und mit besagter CD beschenkt, die sogar, auf ebenso mysteriöse Weise, trotz noch verschweißter Verpackung, die Originalunterschrift von HANS JÖRG SCHMITZ enthält. Wie das geht? Lasst euch überraschen! Nur bitte, haltet auch Wort und schreibt eure Meinung zu dem Album, egal ob gut oder schlecht, in die euch dann schon bekannte Kommentarzeile. Also, viel Glück für euch und ein herzliches Dankeschön an den KING OF AGOGIK für seine großzügige Preisspende!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 10697x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • CD 1:
  • The Last Guru
  • Ed Gate
  • Stick, Trick & Track
  • The Disgusting Life Of Lupus W.
  • Ostia
  • 66 Scary Seconds
  • Sunset On Chinese Wall
  • T. Parade
  • The Old Backyard
  • Prog’n’Roll
  • Moonlit Window
  • Too Much Butter
  • ... There Is More To Come …
  • -
  • CD 2:
  • Leave
  • Welcome To The Butchery
  • Moonlit Night
  • The Crimson Drawing Room (Part 1 + 2)
  • Bob Food
  • Under The Ark
  • Eos
  • Withdrawal

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Franky
gepostet am: 06.02.2010

Hallo
ich habe mir mal Zeit genommen, sowie auf ihrer schönen Homepage in die CD reingehört und finde ,sie bietet eine sehr abwechlsungsreiche Darbietung verschiedenster Soundlandschaften. Schnell, sehr rockig, experimentell, lebending und wirklich gelungen.
Ist wirklich sehr belebend der Sound und ich lasse mich immer gern bereichern mit neuen Sounds.
Davon abgesehen finde ich das Boklet Artwork total schön, die Krone ist mein Lieblingssymbol!

Genau darum möchte ich auch so eine CD gewinnen, ich würd mich riesig freuen.
Franky
gepostet am: 06.02.2010

User-Wertung:
13 Punkte

P.S. Ups ;O/ Sorry ich habe vergessen zu bewerten ,also hier nochmal meine Bewertung.Hallo
ich habe mir mal Zeit genommen, sowie auf ihrer schönen Homepage in die CD reingehört und finde ,sie bietet eine sehr abwechlsungsreiche Darbietung verschiedenster Soundlandschaften. Schnell, sehr rockig, experimentell, lebending und wirklich gelungen.
Ist wirklich sehr belebend der Sound und ich lasse mich immer gern bereichern mit neuen Sounds.
Davon abgesehen finde ich das Boklet Artwork total schön, die Krone ist mein Lieblingssymbol!

Genau darum möchte ich auch so eine CD gewinnen, ich würd mich riesig freuen.
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