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Helloween: Unarmed - Best Of 25th Anniversary (Review)

Artist:

Helloween

Helloween: Unarmed - Best Of 25th Anniversary
Album:

Unarmed - Best Of 25th Anniversary

Medium: CD
Stil:

Deutschmetall im Genrewolf

Label: Sony / SPV
Spieldauer: 59:15
Erschienen: 08.01.2010
Website: [Link]

Dass Michael Weikath mit der klischeetriefenden Metalszene auf dem Kriegsfuß steht, wissen wir - dass er mit seinen Spitzen die Fans manchmal vor den eisernen Kopf stößt, geschieht zwangsläufig, da er sich nicht zu blöde ist, übers Ziel hinauszuschießen. Man kann es drehen und wenden, wie man will: HELLOWEEN werden an den "Keeper"-Scheiben gemessen und allenthalben von der totalen Reinheitsfraktion ob ihrer rohen Debüttaten geschätzt. Beides ist häufig zu kurz gedacht, denn die mittlere Ära Deris (bis zum Gipfel "Better Than Raw") sowie - kecke Behauptung - die grenzgeile Melodic-Scheibe "Pink Bubbles Go Ape" sind weitere Beispiele dafür, dass HELLOWEEN guten Metal ohne (!) Scheuklappen spielen können, ohne mit oberflächlichem Schund der post-Hammerfall-Zeitrechnung auf eine Stufe gestellt zu werden. Dies wird und wurde in den Medien stets verzerrt wiedergegeben. Die Band hält ihre eigene Falschdarstellung offenbar für die Realität und geht mit Absonderlichkeiten wie dieser Jubiläumsscheibe dagegen an ... als Schattenboxer sozusagen.

Eingedenk all dessen gerät "Best Of 25th Anniversary" wenn nicht zum Ärgernis, so doch zu einer überflüssigen Angelegenheit. Man braucht seine Überlegenheit nicht mit Zunge-in-Backe-"Witzischkeit" herauszukehren, wenn man einmal Killer wie "Push" geschrieben hat oder auch schöne Balladen, die hier teilweise vollkommen trivialisiert werden. Der Verdacht beschleicht den Beobachter der neueren Bandgeschichte, das Lineup sei ohne Grapow und Kusch nicht mehr auf der Höhe. Seit deren Ausstieg geraten HELLOWEEN weiter in ein Formtief der Beliebigkeit, was ihre neueren Alben betrifft. Live sind sie eine Bank, wobei man sich an den aktuellen Stücken nicht stößt, allerdings auch nicht zum Jubelschrei (etwa angesichts des "Keeper III"-Schachzugs) anhebt ... aber nun zur Besprechung.

"Dr. Stein" wurde mit Bläsern und Saxophonsolo zum Mainstream-Jazzer aufgeplustert, ohne zumindest an Energie zu verlieren. "Future World" gerät zum seichten Akustikgitarrenrocker mit Flötentönen, den man in dieser Form auch Jethro Tull nicht wünschen möchte, und "If I Could Fly" - auch im Original schon kein Bringer, vereint Loop-Unsäglichkeiten und melodisches Bass-Geschmeide zum Lounge-Feger, bei dem man engumschlungen tanzen kann ... oder auch nicht. Ähnliches geschieht mit "Where The Rain Grows" - vermeintlicher Zeitgeist verhunzt den ursprünglichen Höhrenflug eindeutig.

Für die für die Presse groß herausgestellte "Trilogy" opfert Deris sich dem orchestralen Bombast; Refrains bekommen Schlagerqualitäten, wobei die Klassik-meets-Metal-Skizze im Sinne von Rages erstem "Lingua Mortis"-Experiment zu sehen ist: Bis auf die Rhythmusgruppe überwiegen die Orchesterinstrumente, weshalb sich der "S & M"-Effekt glücklicherweise nicht einstellt. Gekonnt ist das alles - doch wer will es von dieser Band hören? Selbst die ganzen Tributprojekte, die harte Musik auf Bluegrass, Piano oder was auch immer bürsten, braucht kein Mensch - und derlei Nestbeschmutzung auch nicht.

"Eagle Fly Free" ist nicht zerstörbar, gleichwohl Frauengesang das Lied zum klischeeträchtigen Formatsong mutieren lässt, der keinen Radiohörer vergrault. "Perfect Gentleman" hätte einst "Wind Of Change" als charakteristischen "Tschörman"-Pfeif-Rocksong abgelöst, wenn es eine gerechte Welt gäbe; die neue Version ist angesichts des schwachen Reinmetall- Bezugs des Originals wenigstens nicht so ärgerlich. Mehr Schmalz und Chor machen "Forever & One" der ursprünglichen Fassung gegenüber nicht besser oder schlechter, während "I Want Out" den eingesetzten Kinderchor offenbar als "Another Brick In The Wall"-Rückgriff versteht. "Fallen To Pieces" ist der dritte Song im Nu-Jazz-Kaffeehaus-Bunde (selbst das Original gehört nicht zu den Bandklassikern, warum ist's also hier vertreten?), und "A Tale That Wasn't Right" erzählt als üppig orchestrierte Ballade vom Broadway - an dem HELLOWEEN niemand sehen will, sie selbst womöglich auch nicht. Wozu also das alles?

FAZIT: HELLOWEENs Geburtstagstorte schmeckt abwechselnd zu süß oder nach Fisch und Fleisch, wo man nichts als Tortenboden, Guss und wahlweise Schoko oder Frucht haben möchte. Zudem ist die Songauswahl wenig repräsentativ für ein Best-Of-Unterfangen, dass angesichts der Diskographie (ähnliche Compilations, Live-Offerten) nicht notwendig gewesen wäre. Nett gemacht, aber entbehrlich. HELLOWEEN sind offenbar zur Band geworden, die verzweifelt nach Themen sucht und dazu in Büchern blättert, die nicht in ihrer Sprache geschrieben wurden ... Wann kommt das Afrobeat-Tributalbum an Cradle Of Filth?

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6558x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Dr. Stein
  • Future World
  • If I Could Fly
  • Where The Rain Grows
  • The Keeper's Trilogy
  • Eagle Fly Free
  • Perfect Gentleman
  • Forever & One
  • I Want Out
  • Fallen To Pieces
  • A Tale That Wasn't Right

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
Kommentare
Totto
gepostet am: 06.01.2010

Danke für die Warnung!
Andreas
gepostet am: 06.01.2010

Büdde :-)
Nein ehrlich, Helloween hatten bei mir seit jeher einen besonderen Status, den sie in den letzten Jahren verspielt haben. Bis "Better Than Raw" war diese Band durchweg (!) großartig, egal ob "Bubbles" oder "Keeper".
Jürgen W.
gepostet am: 21.01.2010

User-Wertung:
13 Punkte

Irgendwie scheinen alle immer wieder das gleiche hören wollen, anders lässt sich der Verriss dieses Werkes nicht erklären. HELLOWEEN gehören zu den Bands, die eben nicht zum eine millionsten Male die gleichen Songs im gleichen Gewand an den Fan verhökern. Dieses Geburtstagsalbum hat sehr viele Höhen und fast keine Tiefen, wenn man nicht mit der Double-Bass-Keeper-Jericho-Brille schaut. Diese Band polarisiert, was sie gerne tun. Im Gegensatz zu anderen Bands des Genre, die nur das können, was sie jedes Mal machen, haben HELLOWEEN das Potenzial ihrer Musik entdeckt und in anderer Musikstile transferieren lassen und so bewiesen, dass ihre Kompositionen auch so noch sehr gut funktionieren.
Niemand wird gezwungen dieses Album zu kaufen und wie hat Weiki mir gegenüber gesagt: "Wir haben uns dieses Album zum Geburtstag geschenkt, danach machen wir auch wieder brav Heavy Metal!"
Bis dahin können die Alt-HELLOWEEN-True-Hardcore-Hansen-Kiske-Fans ja noch "Walls of Jericho" und "Keeper I + II" hören.
Das komplette Interview kann übrigens ab Mitte Februar im neuen Rock it! nach gelesen werden - überall im Zeitschriftenhandel.
Andreas
gepostet am: 21.01.2010

"Brav Heavy Metal" sagt alles über Weikaths Attitüde aus. Ich will keineswegs das gleiche Alte hören, sondern gutes Neues, wie sie es bis einschließlich "Better Than Raw" abgeliefert haben!
Deine Schleichwerbung in allen Ehren, aber Rock It! ist ein Käseblättchen.
Jürgen W.
gepostet am: 21.01.2010

Etwas, das unsere Leser seit über 10 Jahren anders sehen, besonders, da wir uns vom Hammer und Rockhard unterscheiden. Vielleicht bist Du nicht unsere Zielgruppe, aber dennoch haben wir mehr Berechtigung denn je, wie Du sehen könntest, würdest Du die erste Ausgabe unter neuer Führung lesen.
Nils [musikreviews.de]
gepostet am: 21.01.2010

Jedes Blatt hat seine Berechtigung - wir müssen uns hier nicht gegenseitig runterputzen. Das wäre albern.
Jürgen W.
gepostet am: 21.01.2010

Das liegt mir auch absolut fern. Ich habe das Profil von Andreas gelesen und nur festgestellt, dass wir für ihn nicht das richtige Blatt sind. Ungeachtet dessen finde ich seine Kritik stilistisch sehr gut geschrieben, inhaltlich weiche ich davon ab, aber das ist ja auch gut so.
Andreas
gepostet am: 21.01.2010

Nein, das ist Rock It! wahrlich nicht, stimmt.
Edu Hohner
gepostet am: 22.01.2010

User-Wertung:
14 Punkte

Na Andreas, das ist ja ein super Review.
So einen Schwachsinn habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Bis "Better than Raw" ist alles großartig und dannach nichts mehr ,lach lach lach ! Gerade die Keeper3 und die Gambling waren doch absolut genial. Es muss halt immer wieder Leute geben die CD Reviews schreiben und absolut keine Ahnung haben. Ich habe die CD bestellt und freue mich wahnsinnig darauf.
Also Andreas schreib weiter so du machst bestimmt noch Karriere.
Gruß Edu
Pit
gepostet am: 02.03.2010

Das Album ist Absolute Spitzenklasse. Habe in letzter zeit kein vergleichbares best of album gehört. wenn die jungs die alten songs einfach als samlper rausgebracht hätten ??? braucht doch kein mensch haben wir doch alle schon. aber das teil ist ein echter knaller.richtig geil gemacht.
joschi
gepostet am: 15.10.2010

User-Wertung:
11 Punkte

Eine tolle Idee, sehr hörenswert wenn man sich dem Konzept öffnen kann (und auch öffnen will). Intoleranz gegenüber Neuem ist hier fehl am Platz.

Helloween hatte ich mit Walls Of Jericho und Keeper Of The Seven Keys (Part 1) kennen gelernt, danach habe ich keine Veröffentlichungen mehr hören können. Von daher kann ich nichts zur Enwicklung der Band bzw. deren Musik sagen.

Unarmed aber alleine für sich betrachtet, bietet gut gemachte Musik für den geneigten Hörer.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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