Partner
Services
Statistiken
Wir
Eclectika: Dazzling Dawn (Review)
Artist: | Eclectika |
|
Album: | Dazzling Dawn |
|
Medium: | CD | |
Stil: | Whatever Metal |
|
Label: | Asylum Ruins | |
Spieldauer: | 48:59 | |
Erschienen: | 26.02.2010 | |
Website: | [Link] |
Aufmerksame Leser kennen meine stilistische Offenheit sicherlich – keine Mixtur ist mir zu wild, roher Sound ist kein Abschreckungskriterium für mich, nichts ist mir zu sperrig, es geht nicht krank genug, auch der Mut zählt, bla, blubb, undundundoderoderoder. Ein ganz kurzer Klick auf die Myspace-Seite der Band gab mir den Impuls, diesem französischen Tongeschöpf doch mal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, doch letztendlich muss ich mir die Frage stellen, ob ich denn wirklich nur Kaffee getrunken hatte, als die Hörproben auf mich herniederprasselten. Doch ich habe es nicht anders gewollt - die Strafe für so viel Naivität dauert länger als eine dreiviertel Stunde.
Von Ambient über Dark Wave, Klassik, Gothic Metal, emperoresken Black Metal, Blues-Soli bis hin zu Death-, Doom und Progressive Metal ist ECLECTIKA nichts heilig, und so wildert Multiinstrumentalist Sebastien Regnier, der bis auf zusätzliche vokalistische Unterstützung alles im Alleingang geschrieben, performt und produziert hat, ohne Rücksicht auf Grenzen und Songschemata in all diesen Genres. Von der Idee her eine lobenswerte Sache. Eigentlich. Denn uneigentlich scheitert Regnier an seinen eigenen Ansprüchen – gnadenlos, kläglich, ja regelrecht peinlich.
Gerade die schwarzmetallischen Passagen könnten aus dem Kultbuch des Black Metal entwendet worden sein, nur mit dem Unterschied, dass eine Kopie der Kopie der Kopistenkopisten niemals auch nur ansatzweise so gut klingt wie das Original. Bei den Keyboards setzte der junge Mann sein Vertrauen offensichtlich ganz in den Hersteller seines Klangerzeugers, so tönen die synthetischen Sounds, als ob man einfach die Werkseinstellungen übernommen hat: „Hey, Klangfarbe 17 klingt cool, nehmen wir!“
Die gothische und dunkelwavige Komponente benötigt mehrere leere Behälter oder zumindest eine meterhohe Schicht Handtücher unter sich, damit all die Klischees, die auch aus der letzten Ritze triefen, nicht den ganzen Fußboden ruinieren. Doch auch wenn es kaum zu glauben sein mag, so ist dies nur die Spitze des tragischen Eisbergs, denn erst die gesangliche und technische Inkompetenz, die gefährlich nahe an Körperverletzung grenzt, offenbart das Drama in seiner Gänze.
Fatale Timingfehler lassen jedem halbwegs talentierten Musiker vor Entsetzen unkontrolliert übelriechende Körperflüssigkeiten entweichen. Eine fast ausnahmslos neben der Spur opernfiepende Alexandra Lemoine zaubert einem eine Gänsehaut über den Körper, die nicht gerade der ähnelt, die durch eine Feder, welche über den nackten Rücken gleitet, erzeugt wird, sondern eher der, die durch Fingernägel, die an einer Schultafel kratzen, entsteht.
Der Dilettantismus ist überall - wie Kriechöl hat er sich auch in die letzten kleinen Löcher hervor gearbeitet. Die amateurhaften Rhythmen, die mit dem Drumcomputer zusammengestümpert wurden, erwecken den Eindruck virtuellen Topfschlagens, und die pseudoaggressiven Black Metal-Vocals tragen endgültig zur unfreiwilligen Selbstparodie und Selbstdemontage bei, da sie ob ihrer Überambitioniertheit so lächerlich beim Hörer ankommen, dass dessen Mund sich in eine Kaffeehochdrucksprühdüse verwandelt. Das saure, krümelige Sahnehäubchen auf diesem ganzen musikalischen Haufen Elend ist, dass ECLECTIKA, wenn man sich Artwork und Texte zu Gemüte führt, ihr Ding völlig ernst meinen.
FAZIT: Durch totale Talentinsuffizienz zerstört Sebastien Regnier seine eigene musikalische Vision, so als ob man in tagelanger Arbeit eine Sektglaspyramide von sechs Metern Höhe gebaut hat, dies feiert und dann sturzbetrunken in sein gerade errichtetes Kunstwerk fällt. Schade um das an sich originelle Rezept – doch wenn die Zutaten minderwertig sind und der Chefkoch schon mit Fertiggerichten und Mikrowelle überfordert ist, kann nichts Genießbares auf dem (Platten-)Teller landen. Wie masochistisch muss ein Musiker veranlagt sein, um sich diese digitale Selbsterniedrigung wieder und wieder anzutun?
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- The End
- Dazzling Dawn
- Sophist Revenge
- Les Démons Obsédants Du Regret
- There Is No Daylight In The Darkest Paradise
- Experience 835
- The Next Blue Exoplanet
- Marble Altar
- Stokholm Syndrome
- 11 Corpse Déscharnés
- Gesang - Sebastien Regnier, Alexandra Lemoine, Aurelien Pers
- Sonstige - Sebastien Regnier (alle Instrumente)
- The Last Blue Bird (2007) - 5/15 Punkten
- Dazzling Dawn (2010) - 3/15 Punkten
- Lure Of Ephemeral Beauty (2012) - 2/15 Punkten
-
keine Interviews
Kommentare | |
Arlette
gepostet am: 14.10.2010 |
Ein superbes Review. So muss ein Verriss sein. Talentinsuffizienz... *lol* Ganz grosses Kino, Herr Chris P.! |