Partner
Services
Statistiken
Wir
Glass Hammer: Live At The Tivoli (DVD) (Review)
Artist: | Glass Hammer |
|
Album: | Live At The Tivoli (DVD) |
|
Medium: | DVD | |
Stil: | Progressive Rock |
|
Label: | Sound Resources / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 100:36 | |
Erschienen: | 21.11.2008 | |
Website: | [Link] |
GLASS HAMMER – ja! Live im Tivoli am 17. Oktober 2006 – ja!
Sogar zwei „glas(s)hammerharte“ Konzerte laufen an diesem Tag, wohl nur, um aus beiden eine halbwegs ordentliche Live-DVD hinzubekommen und den Aufwand mit Riesen-Chören und Streichern zu rechtfertigen – ja!
Und hat sich das alles gelohnt? Nein!
Es ist die nunmehr dritte Live-DVD der neoprogressiven Retro-Band, die keinerlei Aufwand scheut, um ihre Konzerte mit viel Brimborium aufzublähen und sie in mitunter noch größerem Stil erscheinen zu lassen als ihre unverkennbaren Vorbilder YES, KANSAS und EMERSON, LAKE & PALMER. Und da bekanntlich aller guten Dinge drei sind, belehren uns GLASS HAMMER mit einer Umkehrung dieser Weisheit eines Besseren. Denn wie es scheint, sind wohl auch aller schlechten Dinge drei (GLASS HAMMER DVDs).
Bereits die Menuführung der DVD, die uns mit einem Bild beglückt, welches das leere Tivoli-Theater aus der Bühnenperspektive zeigt und die Funktionen „Play From Start“ und „Scene Selection“ anbietet, verärgert. Denn, egal wie man auf seiner Fernbedienung die Pfeiltasten bedient, auf dem Bildschirm ist nicht zu erkennen, ob man nun gerade einen einzelnen Titel oder das komplette Konzert ansteuert. Doch das ist nicht das einzige Ärgernis an dieser DVD.
Es reicht einfach nicht, wenn man gebetsmühlenartig auf Promo-Zetteln immer wieder betont, dass wir es hier mit einer „führenden Band der amerikanischen Prog-Rock-Szene und zugleich der Weltspitze symphonischen Progressive Rocks“ zu tun haben. Auch die insgesamt neun symphonischen Studioalben stehen nicht zugleich für ansprechende Live-Qualitäten, genauso wenig wie der neue Sänger CARL GROVES von SALEM HILL. Der ist eher Makel als Bereicherung – eine Feststellung, die mir sehr schwer fällt, besonders weil „The Robbery Of Murder“ von SALEM HILL zu einer meiner Lieblings-Prog-Scheiben gehört … na ja, aber in erster Linie nicht des Gesanges wegen.
Kreativer und musikalischer Kopf der gläsernen Amerikaner ist ihr Keyboarder FRED SCHENDEL. Und Mr. Schendel lässt mal wieder an den Tasten gehörig den WAKEMAN raushängen, der abwechselnd mit einem leichten Hauch von EMERSON die Klaviatur bearbeitet.
Währenddessen scheint Mr. GROVES, seine SALEM-HILL-Vergangenheit vergessend, in trauter Eintracht mit einem dreistimmigen Damenchor oder zwei riesigen Chören hymnische Stimm(ung)en heraufzubeschwören. Nur klingt Groves’ Stimme bei diesen Live-Aufnahmen eindeutig zu leise und zu dumpf. Warum das so ist, bleibt wohl das ewige Geheimnis des verantwortlichen Tontechnikers. Auch erweist sich SUSIE BOGDANOWICZ im ersten Konzertteil als die eindeutig bessere Sängerin, da kann man auch beruhigt darauf „scheißen“, dass sie wohl ihr Bühnen- mit ihrem Strand-Outfit verwechselt hat. Irgendwie spielt sie wohl den singenden Kanarienvogel – na ja, aber braune Samt- und Seidenhemden sind auch nicht mehr der letzte Schrei. Da möchte man als Zuschauer, ohne in Verruf modischer Extravaganz oder Arroganz zu geraten, einigen der Musiker zurufen: „Hey, auf einer DVD hört man euch nicht nur, man sieht euch auch!“
Dagegen ist die Optik der Kameraführung, bei der manchmal mehrere Bilder nebeneinander stehen oder ineinander übergehen, recht professionell und ansprechend. Doch das täuscht nicht über die akustischen Schwächen hinweg, die im letzten Titel, einer YES-Coverversion, ihren absoluten Höhepunkt finden. Vorher allerdings bereitet einem CARL GROVES so einige Ärgernisse mit schrägen Gesängen, fehlerhaften Einsätzen, gezwungenen Gesten, einfallslosen Ansagen und einem braunen Hemd … da kommt so ziemlich alles zusammen, was Aschenputtel ins Vogel-Kröpfchen statt ins Töpfchen werfen würde.
Trotzdem ist eine Steigerung des schlechten Geschmacks auch hier noch möglich. Der Sangesdemokratie wegen bekommen wohl auch die beiden anderen Backgroundsängerinnen ihre Solo-Einsätze. Die klingen dann tatsächlich so, dass selbst unser Kanarienvogel BOGDANOWICZ sich ein Grinsen (Welches man natürlich sieht!) nicht verkneifen kann. Da kommen Erinnerungen auf, an den legendären letzten gemeinsamen Auftritt von PINK FLOYD bei Live8, diese kurze, verhasste Wiedervereinigung der beiden Kampfhähne WATERS und GILMOUR, die nach Punkten eindeutig zu Gilmours Gunsten ausging, da Waters’ Gesang dermaßen katastrophal war, dass Gilmour während einem extrem schiefen Waters-Ton hämisch in Richtung des trommelnden MASON grinste.
Besonders albern wird die ganze Konzert-Geschichte dann bei „Lirazel“, wo plötzlich der große „Chor der keuschen Mädchen“ (GPS Girls Choir, geleitet von DAVID KAMMERDIENER) auftaucht – ganz in Schwarz gekleidete, größtenteils blonde junge Damen, die schüchtern und leise im Hintergrund „HaHaHa … HaHaHa“ singen. „Ha Ha Ha“ kann man da nur sagen, besonders dann, wenn Herr Schendel seine Keyboards auch noch wie sakrale Kirchenorgeln klingen lässt – Amen!
Bei „Helden und Drachen“ zeigt sich der singende Front-Mann dann wirklich mal von seiner „heldenhaften“ Seite. Er spielt eine akustische Gitarre und darf endlich, tontechnisch richtig ausgepegelt, singen – angenehm und sauber, solche Musik scheint ihm offenkundig besser zu liegen. Auch die drei Streicher, die fast jeden Titel mal mehr, mal weniger bereichern und bis dahin gegen jeglichen elektronischen und choralen Bombast anzukämpfen versuchten, kann man endlich deutlicher hören. Leider ist das aber in Bezug auf das gesamte Konzert eher die Ausnahme.
Selbstverständlich gibt es dann endlich auch bei „Knight Of The North“ ein obligatorisches Schlagzeugsolo, das bereits nach zwei Minuten vom Keyboard begleitet wird und an die guten alten Zeiten von EMERSON, LAKE & PALMER erinnert. Dieser Longtrack wird alsbald zum bombastischen Kleinkunstwerk, das sicher jedem Prog-Head, der in den 70er Jahren eine große Liebe dabei empfand, RICK WAKEMAN auf seiner „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ zu begleiten, so einige Freude bereiten wird. Zusätzlich steigt sogar der zweite Chor, wieder in Schwarz, aber mit blauer Jeans, ein. Er ist gemischt, riesengroß und ungeheuer gut (THE LEE UNIVERSITY CHORAL UNION, geleitet von Dr. WILLIAM GREEN) – endlich stehen da mal ein paar Leute, wohl mehr als 100, auf der Bühne, die tatsächlich sauber und im Einklang miteinander singen können. Natürlich bekommt dieser Chor dann auch mit „Beati Quorum Via“ seinen Solo-Auftritt. Trotzdem ist ein solcher Auftritt, im Rahmen eines GLASS-HAMMER-Konzerts, nicht unbedingt passend, auch wenn nun ein verstärkt an klassischen Klängen orientiertes Korsett angelegt wird. Purer Symphonik-Rock eben, der so ziemlich jedes Klischee und jedes Vorurteil bedient.
Peinlich stolpern wir dann dem Konzert-Ende entgegen. Es trägt den Namen „South Side Of The Sky“ ist eine Coverversion vom „Fragile“-Album der Art-Rock-Götter YES und hat solch eine gruselige Interpretation wirklich nicht verdient. Besonders die Entscheidung, SUSIE BOGDANOWICZ in die Schuhe von JON ANDERSON schlüpfen zu lassen, war falsch. Zwar könnte die gute Dame in Andersons Schuhen Boot fahren, aber anziehen hätte sie sich diese Schuhe auf keinen Fall dürfen, geschweige denn versuchen sollen, in seine Fußstapfen zu treten: Shame On You – Susie Bo!“
Leider sollte dies noch nicht die letzte Peinlichkeit sein – auch wenn sie nichts mehr mit der (eigentlichen) Musik zu tun hat. Am Ende des Konzertes werden alle beteiligten Musiker durch FRED SCHENDEL vorgestellt und euphorisch vom Publikum beklatscht. (Nun aber ein dreifaches) Leider, leider, leider – wurden bei dieser Verabschiedung die Besten des ganzen Abends vergessen: der Chor! Erst nach einem Hinweis durch Susie B. tritt Schendel ein zweites Mal ans Mikro und holt dies so ganz nebenbei noch nach. Ein „passender“ Abschluss!
FAZIT: Dies ist die dritte Live-DVD von GLASS HAMMER! Sie schließt sich gut den zwei Vorgängern an: 1. Reinfall! 2. Reinfall! 3. Reinfall! Da hilft auch kein dolbydigitaler 5.1-Klang. Ein wirklicher (GLASS) HAMMER sieht anders aus!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Eiger Dreams
- Run Lisette
- A Cup Of Trembling
- Lirazel
- Heroes And Dragons
- Longer
- Knight Of The North
- Beati Quorum Via
- Having Caught A Glimpse
- South Side Of The Sky
- Bass - Steve Babb
- Gesang - Carl Groves, Susie Bogdanowicz
- Gitarre - David Wallimann, Fred Schendel
- Keys - Fred Schendel, Steve Babb
- Schlagzeug - Matt Mendians
- Sonstige - Bethany Warren, Flo Paris, Rachel Hackenberger-Beckmann, Susan Whitacre, Rebecca James, The Lee University Choral Union, The GPS Girls Choir
- Culture Of Ascent (2007) - 10/15 Punkten
- Live At The Tivoli (DVD) (2008)
- Three Cheers for the Broken-Hearted (2009) - 4/15 Punkten
- If (2010) - 4/15 Punkten
- Cor Cordium (2011) - 8/15 Punkten
- Perilous (2012) - 10/15 Punkten
- Ode To Echo (2014) - 13/15 Punkten
- The Breaking Of The World (2015) - 11/15 Punkten
- Double Live (Deluxe Edition) - 2CD+DVD (2015)
- Valkyrie (2016) - 11/15 Punkten
- Untold Tales (2017) - 13/15 Punkten
- Mostly Live In Italy (2018)
- Chronomonaut (2018) - 13/15 Punkten
- Dreaming City (2020) - 12/15 Punkten
- Skallagrim: Into The Beach (2021) - 10/15 Punkten
- At The Gate (2022) - 13/15 Punkten
- Arise (2023) - 11/15 Punkten
-
keine Interviews