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Tiles: Fly Paper (Review)
Artist: | Tiles |
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Album: | Fly Paper |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | InsideOut | |
Spieldauer: | 49:36 | |
Erschienen: | 2008 | |
Website: | [Link] |
Beim neuen Werk „Fly Paper“ der Detroiter Band TILES um Mastermind und Gitarrist Chris Herin machte mich zuerst das Cover neugierig. Es zeigt einen aus Zeitungspapier gefalteten Papierflieger, der über New York hinwegfliegt. Der mit Wolken verhangene Himmel in dusterem braungrau verheißt nichts Gutes. Auf Nachfrage zum Konzept des Albums sagt Chris Herin (Zitat, gem. CD-Infoblatt): „Die Songs sind durch das Thema ‚menschliche Verwundbarkeit´ verbunden und wie wir Menschen ständig damit beschäftigt sind, unser Wohlergehen vor schädlichen Bedrohungen zu schützen (...)“. Vermutlich nur schlecht übersetzt, aber wir ahnen schon, um was es sich da dreht. Zum Artwork sagt er weiter: „Nachdem ich mit Hugh Syme über die Texte gesprochen hatte, kam er mit der simplen aber beruhigenden Idee des Papierflugzeugs über New York, welches ganz offensichtlich eine Bedrohung in einer Welt nach dem 911 darstellt, obwohl es nur aus Papier ist. Das Flugzeug besteht aus Zeitungspapier um zu verdeutlichen, dass das geschriebene Wort eine eigene historische Bedeutung für eine politische und literarische Bedrohung hat.“ Hugh Syme ist übrigens der Mann, der das Plattencover gestaltet hat und auch die Keyboards in dem Stück „Crowded Emptiness“ spielt. Als weitere Gäste sind zuhören: Alex Lifeson (RUSH), Alannah Myles, Gitarrist Kim Mitchell, Sonya Mastick (Percussion), Matthew Parmenter (Keyboards und Vocals) und Nate Mills (Vocals).
Die fünfte Studioveröffentlichung der 1993 gegründeten Band, die von dem früheren RUSH-Produzenten Terry Brown produziert wurde, ist ein ganz besonderes Stück Musik. Nach mehrmaligem Hören bin ich mir immer noch nicht schlüssig, was ich davon halten soll. Wer die Band kennt und sich das progressive Flair einer „Presents Of Mind“ in Erinnerung ruft, könnte mit „Fly Paper“ etwas enttäuscht werden. Klar sind immer noch die unverkennbaren Rhythmen und Riffs vorhanden, die mit ihrem vertrackten und ins melancholische schweifenden Flair eine ganz besondere Stimmung in einem heraufbeschwören. Aber irgendetwas scheint zu fehlen.
Erneut nimmt das Bassspiel von Jeff Whittle einen überaus wichtigen Platz ein. Er zieht die Fäden als Bassmann zwar eher im tonalen Hintergrund, steuert aber damit stets das große Ruder (ok, es wird sich dann wohl eher um Seile anstatt Fäden handeln). Unglaublich, wie wichtig einem bei dieser Art von Musik die Rolle des Basses vorkommt. Dagegen wirkt das Gitarren- und Keyboardspiel teilweise geradezu zweitrangig. Das mag vor allem auch an dem etwas gewöhnungsbedürftigen Gitarrensounds liegen. Vielleicht gehört das so, aber für mich schafft diese Art von verzerrtem Gitarrensound - mittig näselnd, warm und dabei doch frostig, differenziert und dennoch ein wenig wie gewürgt - eine Distanz, die mir allzu oft den Zugang zu den Songs verwehrt.
Auch mit den Gitarrensoli ist das so eine Sache. Stellenweise bekommt man den Eindruck, als ob sie von jemandem gespielt wurden, der zwar eine Idee davon hat, was er spielen will, aber nicht so recht in der Lage ist, diese technisch umzusetzen. Es klingt manchmal, schlicht und einfach gesagt, „anfängerhaft“. Vermutlich ist das so gewollt. Und womöglich ist das eine wahre Kunst, als Gitarrist das genau so hin zu kriegen. Aber weshalb? Ich kann die positive Wirkung jedenfalls nicht erkennen. Der Gesang von Paul Rarick bewegt sich in normalen Gefilden und zeigt sich wenig experimentierfreudig. Dafür liefert er aber eine konstant gute Leistung ohne echte Schwächen ab.
Trotz allem erscheint die Scheibe aus einem Guss. Es sind einige gute Ideen vorhanden und dem Songwriting kann man eine klare Linie bestätigen. Das rockig-dynamische „Hide In My Shadow”, mit welchem der CD ein guter Start gelingt, besitzt Charakter und bietet einen Refrain, der im Hirn die Bereiche stimuliert, in denen man sich merkt, was man sich noch mal anhören mag. Schade, dass die Gitarrenmelodien sich nicht flüssig anhören, sondern eher etwas hakelig wirken. Aber der Bass zeigt klar, wo es lang geht. Cool, kurz vor Ende des Stücks wurde eine kleine, nur wenige Takte andauernde Jahrmarktmelodie eingespielt. Sehr überraschend und herrlich erfrischend! Das folgende „Sacred & Mundane“ hinterlässt einen etwas stressigen und verwirrten Eindruck. Dafür ist vor allem der Sound, der in erster Linie durch das Keyboard und die effektbeladenen Gitarren geprägt wird, verantwortlich. Mit den folgenden drei Songs hat man sich auf das Niveau der Platte eingependelt und liefert für aufmerksame Zuhörer keinen Grund zur Langeweile. Für die weniger Aufmerksamen könnte an dieser Stelle das ein oder andere fehlende Highlight für das Aufsuchen einer nützlichen Nebenbeschäftigung im Haushalt verantwortlich sein.
Das über acht Minuten lange „Dragons, Dreams & Daring Deeds” trumpft zwar mit spannender Rhythmik auf, es mag aber auch diesem Song nicht gelingen, das Eis zu brechen. Zu arg scheint da noch die Handbremse angezogen zu sein. Hymnenhaft und teilweise im ¾-Takt gespielt bringt „Crowded Emptiness“ danach ein wenig die erhoffte Erleichterung mit sich und geht gut ins Ohr. Das hebt die Stimmung an, wovon auch der letzte Titel der CD profitiert. Man merkt nun erst, wie schwer die zuvor dargebotene Kost doch tatsächlich war. Fast schon hardrockig geht es mit „Hide & Seek“ in den Endspurt. Mit dem fast dreiminütigen Gitarrensolo am Ende des Stücks lässt sich die Band nun etwas mehr treiben und zeigt noch einmal gekonnt, dass man sich musikalisch bestens versteht.
FAZIT: Die Anhänger der Band werden sich auch mit „Fly Paper“ gut unterhalten fühlen. Der Rest muss das jedoch erst selbst herausfinden. Nur schon wegen des sehr „eigenen“ Sounds der CD. Die Prog-Rocker zeigen sich erneut mit ihrer unverwechselbaren Handschrift und sorgen auf ihrem fünften Studioalbum überwiegend für Stimmungen, die es vermögen, ein übermäßig positives Lebensgefühl wieder in die Balance zu bringen. Nicht zuletzt deshalb sollte man sich im Klaren darüber sein, auf was man sich da einlässt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Hide In My Shadow
- Sacred & Mundane
- Back & Forth
- Landscrape
- Markers
- Dragons, Dreams & Daring Deeds
- Crowded Emptiness
- Hide & Seek
- Bass - Jeff Whittle
- Gesang - Paul Rarick
- Gitarre - Chris Herin
- Keys - Chris Herin
- Schlagzeug - Mark Evans
- Fly Paper (2008)
- Off The Floor (2013)
- Off The Floor Vol. 2 (2014)
- Pretending 2 Run (2016) - 14/15 Punkten
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