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The Rebel Wheel: Diagramma (Review)
Artist: | The Rebel Wheel |
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Album: | Diagramma |
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Medium: | CD | |
Stil: | Progressive Rock |
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Label: | 10T Records / Just For Kicks | |
Spieldauer: | 60:23 | |
Erschienen: | 2007 | |
Website: | [Link] |
Wenn es darum ginge, eine Hitliste der blödesten Cover zu erstellen, hätte „Diagramma“ von THE REBEL WHEEL berechtigte Chancen auf den Spitzenplatz. Soll das ein Amphitheater auf braunem Grund aus der Luftperspektive sein? Zumindest ließe ich diese CD unter gestalterischem Aspekt unbeachtet und ungehört stehen, da ich hinter dem Namen der Band und diesem Cover wohl eintönige, vor sich hinschrammelnde Metal-Mucke vermuten würde. Und so würde ich wahrscheinlich, hätte ich mich nur auf meine Augen verlassen, nie erfahren, was für ein Fehler das Nichtbeachten von „Digramma“ gewesen wäre. Denn meine Ohren fällen ein völlig anderes Urteil zur Musik dieser fünfköpfigen Band aus Ottawa, Ontario.
THE REBEL WHEEL gründete sich 1991 als eine Vereinigung musikalischer Freigeister, die im weitesten Sinne Fusions-Musik spielte. Der einzige mehr oder weniger bekannte Musiker dieser Band ist wohl der Schlagzeuger ALAIN BERGERON, der als Gründungsmitglied von NATHAN MAHL gilt, einer progressiven Rock-Gruppe, die beispielsweise mit ihrem Album „The Clever Use Of Shadows“ eine großartige Musik darbot, die sich zwischen solch einzigartigen Bands wie GENTLE GIANT, YES und KING CRIMSON bewegte. Ähnliches gilt auch für „Diagramma“, wobei hier aber als zusätzliche Schnittmenge noch FRANK ZAPPA und frühe GENESIS hinzugefügt werden müssen.
Kann so ein progressiver, musikalischer Misch-Masch überhaupt gut gehen oder bekommt man hier nur ein Konglomerat aus unterschiedlichen musikalischen Puzzlestücken geboten, die gar nicht so recht zusammenpassen? Eindeutige Antwort: „Diagramma“ ist ein musikalisches Puzzle, das am Ende ein wundervolles (Klang-)Bild ergibt, das allerdings jeden, der sich gerne auf nur eine musikalische Stilrichtung festlegt, sehr verstört zurücklassen wird. Also nichts für die Musik-Impressionisten, sondern hauptsächlich für die Expressionisten dieser Gilde, für die Progressivität und Komplexität immer sehr dicht beieinander liegen und denen die oft undurchschaubare Vielfalt unterschiedlicher Musikstile sowie deren perfekte Umsetzung wichtiger ist, als beispielsweise (neoprogressive oder progmetallische) Musik aus einem Guss.
Bei THE REBEL WHEEL begeben sich die Melodien auf die Suche nach der Kakophonie und die Kakophonie bewegt sich, ohne jemals zu stolpern, hin zur Melodie. Ganz ähnliche Erfahrungen habe ich übrigens beim Hören zweier Alben von STEVE HACKETT gemacht, die als Vergleich herrlich passen, „Darktown“ und „To Watch The Storms“ oder nehmen wir Steve Carroll, der Chef der Plattenfirma 10T Records, der TRW unter Vertrag nahm, nennt ihre Musik „Progressiven Rock der alten und neuen Schule voller moderner Klänge und Innovation.“ Besser kann man es eigentlich nicht ausdrücken.
Schon die beachtenswerte Tatsache, dass alle Musiker ohne Ausnahme auch an den Keyboards aktiv sind, verweist darauf, dass die Musik einige bombastische Momente enthalten muss. Doch statt diese zu übertreiben oder ausufernde Flächen zu produzieren, dienen sie vielmehr dazu, die ständige Gegensätzlichkeit zu anderen Richtungen, wie dem (Free)Jazz, Canterbury oder akustische Spielereien und Gesang, zu verstärken. Da wird dem Hörer so einiges abverlangt, der natürlich mit „Diagramma“ (21 Minuten) und „Awakened“ (11 Minuten) auch zwei wundervolle Longtracks geboten bekommt. Man muss sich einfach nur auf diese Musik einlassen, dem Bild auf dem Cover keine Beachtung schenken und sich letzten Endes darüber freuen, dass man zwischen dieser Vielzahl musikalischer Hausmannskost endlich mal wieder einen Leckerbissen entdeckt hat!
Übrigens, gerade in dem Moment, wo ich diese Kritik schreibe, spielt sich hinter meiner Fensterscheibe ein Naturereignis der besonderen Art ab: mal regnet es, mal stürmt’s, dann scheint die Sonne und ein herrlicher Regenbogen zeichnet sich immer stärker am Horizont ab. Wahrscheinlich hört Petrus wohl auch gerade THE REBEL WHEEL.
FAZIT: Auf „Diagramma“ erklingt progressive Rockmusik mit fast allen Facetten, die sich zwischen Neo-Prog und Canterbury, zwischen Balladeskem und Free-Jazz bewegen und deren Übergänge fließend sind. Viel Instrumentales und wenig Gesang sind ein weiteres Erfolgsgeheimnis dieser faszinierenden CD. Absoluter Tipp!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Threads
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- Arachnophobia
- Awakened
- Bass - David Campbell, Gary Lauzon
- Gesang - David Campbell, Angie MacIvor
- Gitarre - David Campbell, Paul Joannis
- Keys - Alain Bergeron, David Campbell, Paul Joannis, Gary Lauzon, Angie MacIvor
- Schlagzeug - Alain Bergeron
- Sonstige - Alain Bergeron & David Campbell (Percussions), Angie MacIvor (Saxes)
- Diagramma (2007) - 14/15 Punkten
- We Are in the Time of Evil Clocks (2010) - 12/15 Punkten
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