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Between The Buried And Me: The Anatomy Of (Review)

Artist:

Between The Buried And Me

Between The Buried And Me: The Anatomy Of
Album:

The Anatomy Of

Medium: CD
Stil:

Coverversionen

Label: Victory/Soulfood
Spieldauer: 70:00
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Dieses Coveralbum gibt ein wenig Aufschluss darüber, warum die neue amerikanische Metalwelle so klingt, wie sie es tut: immer vertraut – oft gar zu sehr – und manchmal überkandidelt, prollig wie indie und in der Regel mit dem nötigen handwerklichen Können versehen. Die Wahl der Huldigungsobjekte weist die Gruppe nicht als Musik-Nerds aus, zeigt aber, woher die der neuen Generation eigene Mischung aus Kommerz und Härte herkommt; dass die Bands der medial als innovativ hochstilisierten Szene keineswegs so wegweisend sind, bekräftigt auf „The Anatomy Of“ die experimentierfreie Handhabung des Fremdmaterials. So collagenhaft wie dieser Tonträger soll damit auch das Review dazu sein:

1. Metallica werden von einer skandinavischen Death-Metal-Band gecovert, deren Wurzeln im Carcass-Grind liegen. Den dünnen Originalsound sticht die krachende Produktion von BETWEEN THE BURIED AND ME klar aus; an Hetfields „Vergrunzung“ muss man sich nicht stoßen, denn eine klassisch ausgebildete Divenstimme wird in seinem Fall bekanntlich nicht geschändet.

2. Der Wechsel in den Cockrock-Modus erfolgt reibungslos; man meint fast – nicht zuletzt durch das Vince-Neil-ähnliche stimmliche Leichtgewicht – es mit einer völlig anderen Band als im ersten Track zu tun zu haben...nämlich mit Mötley Crüe selbst.

3. Die erwähnte Schwachbrüstigkeit fordert nun ihr Tribut und zollt Soundgarden demnach kein angemessenes. Chris Cornell hat mehr Seele, und der Siebziger-Groove fehlt BETWEEN THE BURIED AND ME völlig – es ist eben etwas anderes, die Helden zu emulieren, ohne wiederum deren Helden studiert zu haben.

4. Dabei zeigt der Fünfer doch, dass seine musikhistorischen Kenntnisse weiter reichen, und währenddessen betreibt er keine Geschichtsverfälschung: Queen zu covern mag ein Sakrileg sein, doch diese Interpretation kommt ohne Augenzwinkern daher und tut dem Original allenfalls dahingehend eine Schande, dass der Satzgesang dessen Qualität nicht erreicht. Außerdem hätten die punkigen Rhythmusgitarren nicht müssen sein.

5. Na, da ist man aber schließlich doch hart an der Grenze zum Elitären – King Crimson erklingen im modernen Gewand, sofern ihr Gesamtwerk nicht ohnehin immer als auf der Höhe der Zeit angesehen werden muss. „Modern“ bezieht sich hier also auf den einmal mehr offensichtlichen Hinweis, dass die britische Kapazität im neuzeitlichen Alternative-Prog eine einflussreiche Stellung innehat. Produktionstechnisch erklingen alle Instrumente adäquat im transparenten Klangbild.

6. Floyd dürfen nicht fehlen, wenn es um elegische Breitbandformate geht. Das Saxophon geht als Archaismus durch - die Dynamik, das An- und Abschwellen der Verzerrung erdet das Nachgespielte allerdings im Klangmauerwerk des Hier und Jetzt.

7. Billy „Rock is doch nicht so dead“ Corgan würde diese Modern-Metal-Version eines seiner Stücke sicher nicht gutheißen. Den Gesang hätte er ähnlich nölend hinbekommen, aber das flinke Solo...?

8. Der Straight-Edge-Hardcore der politisch polarisierenden und mittlerweile verblichenen Veganer Earth Crisis mag der Grundausrichtung von BETWEEN THE BURIED AND ME von allen 14 Liedern noch am nächsten stehen. Deshalb ist dieser doomige Plattmacher das am wenigsten überraschende Stück.

9. Da Hardcore in der Stilformung Sepulturas über die Jahre hinweg eine wachsende Gewichtung bekommen hat, klingt dieses „Territory“ so, wie es sich bei den Brasilianern heute vielleicht auch live anhört – abzüglich der todesmetallischen Stimme.
10. Neuhippietum auf der Akustikgitarre ist danach die größte anzunehmende Unvereinbarkeit. Nichtsdestoweniger erfährt das Gequäke des unzeitigen Drogentoten Shannon Hoon hier eine Wendung zum Besseren; die relaxten Vibes stimmen im Gegensatz zum ersten Grunge-Versuch (siehe oben) ebenso.

11. Die Kapelle überhaupt, wenn es um abgelegte musikalische Scheuklappen geht, waren Faith No More. Keyboards werden unerlässlich, um der Urversion gerecht zu werden, doch gesanglich gelingt dies keinesfalls. Mike Patton und seine Hintermänner hatten zudem einen Remix dieses Hits in der Hinterhand, der auch heute noch interessanter ist als diese zweifelhafte Ehrerbietung.

12. Bombast und Pathos sind den jungen Wilden nicht fremd, und Kajal sowie Nagellack sind unter alten Wavern wie neuen Emo-Kindern verbreitete Accessoires. Depeche Mode sind eine vorhersehbare Wahl aus dem Pop-Bereich, das Lied an sich weniger. Anfangs noch Synthie-gesteuert, rockt diese Fassung später dicht und völlig ohne Kitsch als einer der stärksten Songs des Samplers. Gekonnte Gitarren-Sweepings ersetzen außerdem hintergründige Tasten-Arpeggien – eine der wenigen Arrangement-Umgestaltungen.

13. Pantera ohne Anselmo-Pressgesang zu kopieren zeugt von Missachtung einer wichtigen Komponente der Texaner. Einen guten Song macht dieser bestimmt der Bemühung um Eigenständigkeit geschuldete Verzicht allerdings auch nicht kaputt.

14. Der einzige mir nicht vertraute Song der Counting Crows ist erneut ein von akustischer Gitarre angeführter Ruhepunkt, am Ende in der Funktion des Absackers.

FAZIT: Wer kauft Coverscheiben? – Sicher die Fans der Covernden, und weniger die der Gecoverten. Die Auswahl der Bands wie Stücke ist bei BETWEEN THE BURIED AND ME in der Regel glücklicherweise nicht unoriginell. Wie gesagt: angemessen bezüglich der Quantität und Ausführung; abwechslungsreich, aber auch etwas an Charisma missend...eben wie es den meisten Protagonisten der NWoAHM in ihrem selbstkomponierten Stoff auch zu eigen ist...postmoderne Eklektiker.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6013x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Blackened
  • Kickstart My Heart
  • The Day I Tried To Live
  • Bicycle Race
  • Three of A Perfect Pair
  • Us And Them
  • Geek U.S.A.
  • Forced March
  • Territory
  • Change
  • Malpractice
  • Little 15
  • Cemetary Gates
  • Colorblind (Bonustrack)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
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