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Armored Saint - Win Hands Down - Massen-Review
Jedem halbwegs informierten Metalhead dürften ARMORED SAINT ein Begriff sein. 1982 gegründet, wurde der Band eine große Zukunft prophezeit. Was sich jedoch nicht erfüllte. Nach drei Alben verlor man den Plattenvertrag mit Chrysalis, 1990 starb Gitarrist Dave Prichard an Leukämie. Das Album "Symbol Of Salvation" war ihm gewidmet, danach löste die Band sich vorerst auf und Frontmann John Bush heuerte bei Anthrax an. 2000 folgte die Reunion und zwei weitere Studioalben wurden aufgenommen. Mit "Win Hands Down" ist nun das siebte Studioalbum erschienen und sorgt so ziemlich überall und bei jedem für Begeisterung. Wir machen da ausnahmsweise keine Ausnahme.
Review von: Andreas Schiffmann (Profil)
Ohne große Vorankündigung warten ARMORED SAINT, die vielleicht wichtigste Band des klassischen amerikanischen Metal, die nie jemand auf dem Schirm hat(te), mit einem neuen Album auf und drehen der Konkurrenz, falls es die angesichts ihres einzigartigen Sounds überhaupt gibt, eine lange Nase.
"Win Hands Down", die dritte Scheibe im zweiten Karriereanlauf ohne falschen Ehrgeiz, ist dahingehend ein ganz großer Wurf, dass die Band ihre Trademarks forciert und gleichzeitig eine Überraschung nach der anderen bietet, vor allem hinsichtlich der Arrangements. Joey Vera hat vor psychedelischen Bridges (Titelstück) genauso wenig zurückgeschreckt wie vor regelrecht proggigen Mini-Epen (Das quasi dreiteilige "In An Instant" und den Kniff hingelegt, seine Band kompakt wie ehedem klingen zu lassen.
John Bushs Stimme ist nach wie vor Gold wert, aber kein Selbstläufer, denn er singt weiterhin so, als gehe es um sein Leben, während seine Hintermannschaft so verboten unverbraucht rockt, dass man meint, es mit Jungspunden zu tun zu haben. "Win Hands Down" katapultiert sich nicht nur mit dem forschen "With A Head Full Of Steam" (Scott Ians Taube Pearl Aday trällert mit), der Klavierballade "Dive" und der finalen Hymne "Up Yours" in die Jahresbestenliste ...
FAZIT: ... sondern als schon jetzt zeitloses Gesamtwerk. Bingo!
13 von 15 Punkten
Review von: Andreas Schulz (Profil)
Ein Kumpel von mir bezeichnete ARMORED SAINT neulich als "No-Bullshit-Band" - als Band, die komplett ohne aufgesetztes Image einfach aus Leuten besteht, die Spaß daran haben, Metal zu machen und darüberhinaus auch noch so talentiert sind, dass die Konkurrenz in qualitativer Hinsicht nur noch die Rücklichter sieht. Das kann man durchaus so stehen lassen, denn "Win Hands Down" ist ein beeindruckend starkes Album geworden.
Klar, mit einem John Bush am Mikrofon, den Brüdern Sandoval und einem Joey Vera am Bass kann in spielerischer Hinsicht nichts schief gehen. Trotzdem ist es erstaunlich, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit die Band ihre durchaus anspruchsvoll arrangierten, aber trotzdem schnell zündenden Songs angeht. Es scheint, als könne die Band völlig ohne jeglichen Druck einfach das machen, was sie am besten kann und was ihnen am meisten Spaß macht. Dann kommt ein Album wie "Win Hands Down" dabei heraus.
Dann kann man im höchst eingängigen, tollen Opener und Titeltrack einen jazzigen Zwischenpart einbauen, ohne dass das aufgesetzt oder verkrampft klingen würde. Oder man schüttelt sich eine komplexere, trotzdem knackige Nummer wie "Mess" aus dem Ärmel. Das markante "An Exercise In Debauchery" groovt wie Sau, während Bush in "Muscle Memory" mit ganz starke Gesangslinien punktet. In "With A Head Full Of Steam" duelliert er sich mit Scott Ian-Gattin Pearl Aday und ihrer Rockröhre, "Dive" ist eine (natürlich) komplett uncheesige Ballade und "Up Yours" ein Schlusspunkt mit starken Melodien. Lediglich das unauffälligere "That Was Then, Way Back When" fällt leicht ab, während "In An Instant" mit seiner laut/leise-Dynamik etwas länger braucht, bis er zündet.
FAZIT: No-Bullshit-Metal!
12 von 15 Punkten
Review von: Lothar Hausfeld (Profil)
Seien wir mal ehrlich: Das, was ARMORED SAINT nach ihrer Reunion Ende der 90er-Jahre veröffentlichten, das war schon gut. Aber ein Großteil der Euphorie wurde entfacht, weil man der Band für die übermächtigen Werke von "March Of The Saint" (1984) bis "Symbol Of Salvation" (1991) einfach immer noch unendlich dankbar war.
Doch im Falle von "Win Hands Down" ist jegliche Euphorie angebracht. Die Band setzt exakt dort an, wo man mit "Symbol Of Salvation" seinerzeit aufgehört hatte: Kraftvoller, energiegeladener Power Metal amerikanischer Machart, der diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient. Die zuletzt deutlicher in den Vordergrund getretenen Classic-Rock-Einflüsse sind auf dem regulären Studioalbum Nummer sieben auf ein Minimum geschrumpft, stattdessen dominieren donnernde Drums, riffen Phil Sandoval und Jeff Duncan um Wette und – nicht zuletzt – singt Stimmbandgott Jon Bush auch im Jahre 2015 nahezu alle Konkurrenten in Grund und Boden.
Es sind insbesondere die Songs, bei denen man auf Experimente verzichtet, die sofort zünden und "Win Hands Down" zum besten Album der Saints seit fast 25 Jahren machen: Der Titeltrack mit seiner ungezügelten Energie, "An Exercise in Debauchery" mit seinem unnachahmlichen Refrain, das im klassischem Laut-Leise-Schema gehaltene "Muscle Memory" mit kämpferischem Text und fantastischen Melodien, das rasante "With A Hand Full Of Steam", bei der sich Bush erstmals das Mikrofon mit einer Sängerin (Pearl Aday, Adoptivtochter von MEAT LOAF und Ehefrau von ANTHRAX‘ Scott Ian) teilt – jeder, der "Symbol Of Salvation" liebt, wird auch "Win Hands Down" lieben, auch wenn im letzten Viertel der Scheibe nicht mehr ausnahmslos alle Ideen zünden und sich die eine oder andere (dezente) Länge einschleicht.
FAZIT: Jetzt aber wirklich: Welcome back, ARMORED SAINT! Mit der Reaktivierung sämtlicher Stärken zeigen Jon Bush und Co., dass sich auch mehr als 30 Jahre nach "March Of The Saints" noch in der Lage sind, höchst relevanten US Metal zu zelebrieren – und das, wie es der Titel andeutet, "spielend leicht".
13 von 15 Punkten
Review von: Lukas Heylmann (Profil)
Irgendwie sind ARMORED SAINT ja doch ein Phänomen. Die Alben bis Anfang der 90er sind allgemein als Klassiker des traditionellen Metal anerkannt und es wird auch wirklich schwer jemanden zu finden, der mit den Kaliforniern überhaupt nichts anfangen kann. Und doch haben sie es nie so recht geschafft zu den Großen der Szene aufzuschließen. Woran das lag, weiß wohl letztlich niemand, das Angenehme ist aber, dass die Band nicht den Eindruck macht als würde es sie wirklich stören. Lieber wirft man ab und an, wenn die Zeit reif ist, mal wieder ein Album auf den Markt, einfach weil man es grade kann.
Und so erscheint nun fünf Jahre nach "La Raza" (immerhin ist der Abstand nur halb so lang wie zuvor zu dessen Vorgänger) das neuste Werk "Win Hands Down". Was genau zu erwarten war, wusste vor den Vorabsongs eigentlich niemand so ganz. Rückkehr zu den Wurzeln? Die eher gemäßigtere, Hardrock-lastigere Richtung von "La Raza"? Etwas völlig anderes? Nun liegt das Ergebnis vor und eines steht fest: Es kann sich sehen beziehungsweise viel mehr hören lassen.
Rein stilistisch gibt es von allem ein bisschen was, der Härtegrad kommt allerdings wohl "Symbol of Salvation" am nächsten. Es lässt sich also ausrechnen, dass die Rock-Einflüsse etwas in den Hintergrund getreten sind. Bereits der Opener und Titelsong ist klassisch ARMORED SAINT und erreicht auch die Qualitätsstandards, die man von der Band gewohnt ist. Überhaupt hat "Win Hands Down" nichts, was man im Entferntesten als Ausfall bezeichnen könnte. Sei es das großartiger "With a Head Full of Steam" oder das mit einem von zahlreichen Ohrwurmrefrains gesegnete "Muscle Memory", über weite Strecken halten ARMORED SAINT tatsächlich das Niveau des bereits erwähnten 1991er Albums. Dass John Bush immer noch einer der (grob geschätzt) fünf besten Metalsänger überhaupt ist, muss man ja eigentlich kaum noch erwähnen, ebenso wenig wie den Umstand, dass auch die Instrumentalisten alle enorme Könner sind und hier auch zum wiederholten Male die Chance haben, dies unter Beweis zu stellen.
FAZIT: Mit diesem Album hat die Band sich selbst und ihren Fans einen Gefallen getan. Man kann die Hand dafür ins Feuer legen, dass kein AS-Supporter von "Win Hands Down" enttäuscht sein wird. Insgesamt wurden beide Vorgänger übertroffen und auch wenn der ein oder andere Song vielleicht einen Tacken gestrafft hätte werden können, gibt es im Großen und Ganzen kaum etwas zu bemängeln. Zumal man der Band genau den Spaß am Spielen anhört, den die Fans beim Anhören haben werden.
12 von 15 Punkten
Durchschnittspunktzahl: 12,5 von 15 Punkten.
Damit Einstieg auf Platz 3 in den Massen-Review-Charts.