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Undarlih: Torch Eater (Review)
Artist: | Undarlih |
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Album: | Torch Eater |
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Medium: | LP/MC/Download | |
Stil: | Black Doom Metal |
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Label: | Bleeding Heart Nihilist Productions | |
Spieldauer: | 38:44 | |
Erschienen: | 06.12.2024 | |
Website: | [Link] |
Unter dem Titel "Über fleischfressende Maden keifen" schrieb der Kulturwissenschaftler Benjamin Moldenhauer in der TAZ im Dezember 2024: "Metal ist ein paradoxes Genre. Erhaben und albern, todernst und komisch, theatralisch und von einem ausgeprägten Authentizitätsanspruch getrieben. Primitiv und virtuos, was die musikalischen Herangehensweisen angeht." Diese einleitenden Worte zu seiner Rezension der gesammelten Werke von Death eignen sich auch zur Annäherung an das norddeutsche Trio UNDARLIH und dessen Debütalbum "Torch Eater", das der Nikolaus anno 2024 aus seinem Sack prügelte.
Warum dieser Verweis? Weil ich nicht der Versuchung erliegen möchte, das Info Sheet des Labels zu "Torch Eater" in vollem Umfang zu zitieren. Gleich zu Beginn des Pressetextes heißt es nämlich: "UNDARLIH wurde 2017 aus dem nebulösen Dunstkreis von Bands wie Gravehammer und Nosturaack irgendwo in der Einöde Norddeutschlands gegründet. 2019 folgte das Demo 'Death Comes in Winter', mit dem in fünf Stücken bereits in aller Klarheit das karge und trostlose Terrain abgesteckt wurde, auf dem sich das Trio von nun an im eigenen Hass wälzen würde: räudiger, widerborstiger Black Metal nach ältester Schule schweizer- bis norwegischer Prägung trifft auf zähen, primitiven Doom, nur um unvermittelt immer wieder erst recht die eigenen Regeln zu brechen, bevor sich dabei irgendjemand zu wohl fühlt." Soviel also zum Thema "ausgeprägter Authentizitätsanspruch". Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier keine Wohlfühl-Musik zu hören, nicht mal für die Mehrzahl jener, die sich Metal-Fans schimpfen!
Wer dennoch unverzagt dem Fackelfresser sein Gehör schenken möchte, der muss sich auf Schrilles und Schroffes gefasst machen. Bereits der Opener "Unhallowed Trespass" hält mit Hässlichkeit nicht hinter dem Berg, und feiert seine musikalische Höhlenmalerei mit Schreien aus Skeletors Folterkeller oder ähnlichen Kammern. Das folgende Stück "Devil’s Lust" drosselt das Tempo noch ein wenig, um sich in Klischees nur so zu suhlen: "The devil’s lust seizes the witch / A phallic thrust in this sacred night / The cross‘ aflame in her sanctuary / Screaming oaths to discharge hell" – der Frauenbeauftragte Schleswig-Holsteins fühlt sich ein wenig beklommen, während Arillus diese Zeilen schwallweise erbricht. Und so reiht sich eine vier- bis fünfminütige Nummer an die nächste, und wer nicht genau hinhört, der bekommt wahrscheinlich gar nicht mit, dass die Jungs inmitten aller grenzdebilen Heldenverehrung – ist hier etwa noch jemand ohne "UGH!" an Bord? – in "Nails To Vomit" (bei Fragen dazu wenden sie sich an Ihren Arzt, Ihre Apothekerin oder Karl Lauterbach) ein fast monströses Doom-Riff verstecken.
Nahezu progressiv nimmt sich das achtminütige "The Dead Slug Keeps Crawling Beneath The Skin" mit seinem Keyboard-Intro und Tempowechseln vor allem im Gesamtkontext dieses Albums aus, doch der räudige Tonfall ändert sich nicht wesentlich, wird allerdings um eine dicke Schüppe Größenwahnsinn erweitert und – Moment mal! Ist das etwa…? – ja, eine erkennbare, episch anmutende Melodie. Primitivität schließt eine ganz eigene Virtuosität nicht aus.
Der Krach wurde stilecht auf schwarzem Vinyl sowie Magnettonband verewigt, und die mittelalterlich inspirierte Tonträgergestaltung sollte Old School Freaks gefallen.
FAZIT: Punkiger Black Doom Metal für Krachmaden, die sich nur wohlfühlen, wenn sich außer ihnen fast niemand wohlfühlt? – Nichts anderes kredenzen UNDARLIH auf ihrem Langspiel-Einstand "Torch Eater", dessen Titel von einem norddeutschen Black-Metal-Musiker inspiriert sein könnte, der sich einst beim Feuerspucken verschluckte… UNDARLIH haben jedenfalls nicht nur Flammen, sondern auch fleischfressende Maden geschluckt, denn anders lässt sich ihre Darbietung kaum erklären. Herr Moldenhauer, übernehmen Sie die weitere Recherche!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Unhallowed Trespass
- Devil’s Lust
- Flamberge
- Nails to Vomit
- Forlorn Hike, Dismal Thoughts
- The Dead Slug Keeps Crawling beneath the Skin
- Rats’ Swansong
- Flails to Conquer
- Torch Eater (2024) - 11/15 Punkten
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