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The Beths: Straight Line Was A Lie (Review)
Artist: | The Beths |
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Album: | Straight Line Was A Lie |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Indie Pop, Alternative Rock, Singer/Songwriter |
|
Label: | ANTI-/Indigo | |
Spieldauer: | 43:47 | |
Erschienen: | 29.08.2025 | |
Website: | [Link] |
Bei diesem Albumtitel „Straight Line Was A Lie“ muss man denken, dass THE BETHS aus dem derzeitigen Pinocchio-Kanzler-Land Deutschland kommen. Aber weit gefehlt, denn mindestens genauso weit entfernt wie die Strecke, welche Merz-Münchhausen als geradlinige Lüge auf seiner Kanonenkugel zurücklegen kann, musizieren die Indie-Pop-Rocker aus Neuseeland, die ihr aktuelles Album in Los Angeles schrieben und in ihrer Heimatstadt Auckland aufnahmen. Noch dazu klingen sie deutlich nach den THE GO-GO'S goes Brit Pop und setzen damit ihrem gelobten Debüt-Album „Expert in A Dying Field“ noch eins drauf.
Was sind das nur für Zeiten?
Eine Frage, die auch für THE BETHS von enormer Wichtigkeit ist, selbst wenn sie darauf oftmals eher bedrückende als befreiende (musikalische) Antworten finden.
Dreh- und Angelpunkt hinter THE BETHS ist deren Singer/Songwriterin Liz Stokes – kompletter Name Elizabeth – womit sie zugleich auch Namensgeberin ihrer Band ist. Dass ihre Mitstreiter sich bei der breit aufgestellten musikalischen Ausrichtung das so einfach gefallen lassen, ist deren Problem. Doch ohne diese hochwertigen Musiker wäre „Straight Line Was A Lie“ garantiert nicht so abwechslungsreich ausgefallen.
Textlich setzt Stokes wiederum auf hohe Ansprüche, die sich darum drehen, dass das Leben nicht so geradlinig und wahrhaft verläuft, wie man es sich wünscht. Oft muss man widerstehen oder auch streiten, weil Harmonie nicht immer der Weg ist, um sich durchzusetzen. So greifen die Texte Lebenssituationen auf, die auf das Medikamentieren gegen Extremsituationen genauso verweisen wie den Hang, nach Lösungen zu suchen, die einem anfangs ungangbar erschienen, wozu die Liedermacherin selber feststellt: „Ich hatte irgendwie mit einem neuen Gehirn zu tun, und ich habe das Gefühl, dass ich sehr instinktiv schreibe. Es war, als wären meine Instinkte einfach ein wenig anders, sie waren nicht mehr so panisch.“
Alles klar. Ein Album also, das Innenschau ist und diese musikalisch nach außen trägt und damit mit dem einen oder anderen doch sehr traurigen Ansatz den Hörer mitunter ein wenig einsam und verwirrt zurücklässt, wenn Stokes in „No Joy“ feststellt: „All my pleasures: guilty / Clean slate looking filthy / This year's gonna kill me“.
Besonders traurig wird’s allerdings in der melancholischen Ballade „Mother, Pray For Me“, welche die LP-A-Seite abschließt.
Stokes Texte erscheinen so einerseits sehr verletzlich, aber sie strahlen auch Stärke aus. Sie beobachten, geben wieder und ziehen daraus die (richtigen oder doch falschen?) Schlüsse. Das wird THE BETHS Zukunft und der Erfolg dieser Platte zeigen.
Schön, dass trotz der mitunter melodramatischen Texte nicht vorrangig auf Akustik gesetzt wird, sondern wieder und wieder die E-Gitarren aufheulen, das Schlagzeug und viele Percussion druckvoll die Sounds vorantreiben und sogar die Orgeln eine herrliche Siebziger-Aura verbreiten. Hier liegt die Stärke hinter „Straight Line Was A Lie“, welche sich mehr aus dem Können der Musikanten als aus dem der Singer/Songwriterin mit ihrem depressiven Hang herausschälen. Eine richtig gute Vereinigung, die da geschieht, weil das Album nicht selbstmitleidig in eine Trauerkloß-Mentalität abrutscht, sondern zugleich einen rockigen Ausweg daraus findet.
FAZIT: Mit THE BETHS' „Straight Line Was A Lie“ reflektiert die Singer/Songwriterin Elizabeth Stokes in erster Linie sich und ihre (durchaus schwerwiegenden) Probleme selbst, wobei ihr die Band tatkräftig unter die Arme greift und mit einer gelungenen Mischung aus Indie-Pop und Alternative Rock mit oft melancholischem Hintergrund, dem aber auch druckvoll E-Gitarren oder 70ties-Orgeln gegenüberstehen, die Grundstimmung deutlich auflockert. So gesehen nachdenkliche Liebesgrüße aus dem Herzen Neuseelands.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (21:42):
- Straight Line Was A Lie (4:05)
- Mosquitoes (4:44)
- No Joy (3:18)
- Metal (4:44)
- Mother, Pray For Me (4:51)
- Seite B (22:05):
- Til My Heart Stops (4:15)
- Take (3:57)
- Roundabout (4:24)
- Ark Of The Convenant (4:23)
- Best Laid Plans (5:06)
- Bass - Benjamin Sinclair
- Gesang - Elizabeth Stokes
- Gitarre - Jonathan Pearce, Elizabeth Stokes
- Keys - Jonathan Pearce
- Schlagzeug - Tristan Deck
- Sonstige - Ruby Walsh (Congas, Bongos), Charmian Keay (Geige, Bratsche), Benjamin Sinclair (Streicher-Arrangements), Liam Finn (Zigarrenbox-Gitarre), Benjamin Sinclair (Flöte, Rekorder), Jonathan Pearce (Glockenspiel), Tristan Deck, Elizabeth Stokes (Percussion)
- Auckland New Zealand 2020 (2021) - 12/15 Punkten
- Straight Line Was A Lie (2025) - 11/15 Punkten
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