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Elie Zoé: Shifting Forms (Review)

Artist:

Elie Zoé

Elie Zoé: Shifting Forms
Album:

Shifting Forms

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie- und Psychedelic-Rock, Singer/Songwriter

Label: Humus Records
Spieldauer: 42:26
Erschienen: 10.10.2025
Website: [Link]

„Ich trat ins Jahr 2024 ein, als würde ich in jene Art von 'mythischer Zeit' eintreten, von der animistische Kosmogonien sprechen: Meine typischen stimmlichen Gewohnheiten funktionierten nicht mehr, wie ich mich in der Öffentlichkeit präsentieren sollte. Ich entschied mich, diesen Zustand der Nicht-Definition als eine aufregende Möglichkeit zu betrachten, zu verstehen und neu zu denken, wer ich bin und was ich tue.“ (Elie Zoé zu ihrem neuen, sehr ungewöhnlichem vierten Album)

Bevor wir voll in diese Review einsteigen, lassen wir die im ersten Moment unbekannte, im zweiten aber durchaus Bekanntere erst einmal etwas klarstellen: „Im Herbst änderte ich meinen Namen offiziell, indem ich ein 'mi' aus meinem bisherigen Künstlernamen entfernte. Mein Name ist ELIE ZOÉ. Dies ist mein viertes Album, auch wenn es wie mein erstes klingen mag. Darin lebt eine Vielzahl von Wesen, die uns in eine grenzenlose Kontaktzone einladen, in der die Namen, die wir ihnen gegeben haben, hinterfragt werden dürfen.“


Das klingt erst einmal seltsam, was uns die ehemalige EMILIE ZOÉ und jetzige ELIE ZOÉ hier zu erklären versucht, obwohl doch Namen eigentlich (Oder etwa gerade?) Schall und Rauch sind oder sein sollten. Jedenfalls haben uns bisher die Alben von Frau Zoé, Vorname hin oder her, immer gut bis sehr gut gefallen, ob sie nun solistisch als „The Very Start“ und „Hello Future Me“ oder von der Band AUTISTI, hinter der sich ebenfalls Frau Zoé und ihr nach wie vor musikalischer Partner LOUIS JUCKER verbargen, oder als ganzer Soundtrack daherkamen.

Neuer Name – neues Glück! Wirklich?
Auf „Shifting Forms“ hinterfragt Zoé ihre eigene Stimme, die sich verändert hat und es ihr schwierig macht, noch so zu klingen, wie auf ihren vorangegangenen Alben: „'Shifting Forms' ist aus dem Bedürfnis geboren, meine Beziehung zu meiner Stimme – und zur Welt – neu zu definieren. Ich musste live alle Songs mehrere Tonarten tiefer transponieren, da ich keins der Lieder, die ich je geschrieben hatte, noch wie in der Vergangenheit singen konnte.“


Also gibt’s auf „Shifting Forms“ eine neue, deutlich tiefere Zoé-Stimme, die selbstverständlich noch einige Parallelen zu deren ehemaligen Vokalisen erkennen lässt. Zudem spielen dieses Mal Pop und Rock eine deutlich größere Rolle, aber auch ein Minimalismus sowie ein ungewöhnliches Textkonzept, in dem es um unterschiedliche Wesen geht, „die uns in eine grenzenlose Kontaktzone eingeladen haben, in der die Namen, die wir ihnen gegeben haben, hinterfragt werden dürfen“.


Öfters kommen einem nunmehr bei der neuen Stimme von Frau Zoé eine MARIANNE FAITHFULL oder NICO in den Sinn. Auch wenn die Schweizerin nicht deren Tiefe und Aura erreicht, so singt sie mit viel Herzblut recht roh und direkt zu größtenteils straighten Rock-Rhythmen über Fauna (Biber, Wölfe) und Flora (Farne, Bäume) sowie geisterhafte Wesen, welche die Sonne verschlingen und dabei ihre Gestalt wandeln oder Augen, die in die Vergangenheit blicken und Berge, die denken und sich verändern können.


Besonders stark sind allerdings gerade bei solchen Themen und dieser Stimme die ruhigeren Songs wie „Dormant Plants“, ein hymnisches, von Piano und Cello getragenes Stück über eine verborgene Pflanze, die erst noch entdeckt werden muss, oder „Pale Eyes“ als trauriger Rückblick auf die eigene Vergangenheit und das folkig-balladeske „Think Like A Mountain“ über das überwinden von Ängsten, indem man wie ein Berg tanzen sollte. Spätestens hier erkennt man in allen Texten die Parabeln, die sich dahinter verbergen. In erster Linie sind dies keine Songs, sondern kleine literarische Kunstwerke.

Hier entfaltet ELIE ZOÉ atmosphärisch tatsächlich ein gewisses LEONARD COHEN- oder LOU REED-Gefühl, das geheimnisvoll und mystisch seine Bahnen durch die Gehörgänge des Zuhörers, der dabei allerdings auch sein Gehirn aktiv mit einsetzen sollte, zieht.


Der Titeltrack selber entfaltet eine psychedelische Aura und thematisiert den Tod als Vorstufe in eine neue Lebensform. Gewöhnungsbedürftig ist das schon, auch weil hier plötzlich die rhythmischen Synthesizer-Klänge ein echtes 80er-Jahre-Feeling verbreiten, bis sich dann mit „How We Break“ der Kreis und das Album schließt. Das musikalisch abwechslungsreichste, wiederum sehr retro-orientierte Stück, welches Ende und Neubeginn gleichermaßen symbolisieren soll.


Neben der Musik betont Zoé auch die maßgebliche Bedeutung des Album-Covers von Lea Kunz, die im Laufe eines ereignisreichen gemeinsamen Tages entstanden: „Als ich die Bilder einen Monat später sah, weinte ich. Ich war überwältigt davon, wie stimmig, schlicht, rein und im Einklang mit mir ihre Arbeit war. Sofort war klar, dass die Serie, aufgenommen zu einer unbestimmten Tageszeit, die Grundlage für das Album-Artwork bilden würde.“


FAZIT: Sie hat eine massive Wandlung – aus musikalischer wie persönlicher Sicht – vollzogen, was sich nicht nur durch das Minimieren ihres Künstlernamens von EMELIE ZOÉ zu ELIE ZOÉ ausdrückt. Mit deutlich tieferer Stimme verfolgt sie auf „Shifting Forms“ eine etwas andere musikalische Ästhetik, ohne dabei ihre Grundsätze der drei vorausgegangenen Alben zu verleugnen. Vom Indie-Pop bis zum Psychedelic-Rock, die ausschließlich mit Vintage-Mikrofonen und analogen Effekten sowie erdigen Gitarren und bewegenden Klavier-Passagen aufgenommen wurden, entstand mit „Shifting Forms“ ein (besonders vom textlichen Hintergrund her) bewegendes Album, das uns in fiktive wie reale, auf indigene Welten bezogene Themen 'anderer Wesen' entführt. Die moderne Welt auf Konfrontationskurs mit der natürlichen und ökologischen... Tatsächlich magisch!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 80x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Devour The Sun
  • The Whole Of The Moon
  • Dormant Plants
  • Contact Zone
  • Pale Eyes
  • Change My Name
  • Think Like A Mountain
  • Shifting Forms
  • How We Break

Besetzung:

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