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Ruhmer: The Masterplan (Review)

Artist:

Ruhmer

Ruhmer: The Masterplan
Album:

The Masterplan

Medium: CD/Download/LP
Stil:

Indie Pop, Singer/Songwriter, Alternative Rock, Art Pop, Soul

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 30:53
Erschienen: 30.05.2025
Website: [Link]

Wer braucht heutzutage eigentlich noch einen Masterplan, wenn sowieso gefühlt jede Arschgeige macht, was sie will?
Diese Frage scheint sich wirklich immer zwangsläufiger zu stellen. Und so ist es ein Glück, wenn es Menschen wie Zeitgenossen gibt, die Arschgeiger und deren stuhlgängigen Ergüsse nicht in ihre Band lassen und „The Masterplan“ in all seinem Unsinn doch tatsächlich einen Sinn ergibt. So wie RUHMER, der mit „The Masterplan“, seinem zweiten Album nach „Cherryland“, in seiner verspielten Musik und seinen ironischen Texten diejenigen aufs Korn nimmt, die beim Blick in den Spiegel einen Arsch sehen und dabei noch nicht einmal fragen, wie's denn dann in ihrer Hose aussieht. Vielleicht sollten die sich doch besser an den wichtigen Hinweis hinter RUHMERs „The Masterplan“ halten, bei dem er mit Unterstützung von IVERY feststellt: „Oh my god there goes my masterplan / I could never let go – Now I can“.


Also: Der Sinn im Masterplan liegt darin, sich von diesem nicht vereinnahmen zu lassen, sondern seinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn der eben immer mal wieder vom geplanten oder vorgegebenen abweicht. Masterpläne gebären unkreative Korinthenkacker.
RUHMER ist dagegen kreativ, einfallsreich und von jeder Form des: „Ich scheiße jetzt mal wieder neunmalklug eine Korinthe!“ um Längen entfernt. Nicht der musikalische 'Master' sondern Macher! Denn RUHMERs zweiter Name ist 'Ungebremster Einfallsreichtum' und sein dritter 'Ich verlasse mich ganz auf mich'.

Ein Song, der herrliche Erinnerungen an die großartigen THE BEAUTIFUL SOUTH“ weckt, die vor 35 Jahren mit „A Little Time“ wohl eins der feinsten Beziehungslieder mit ganz ähnlichen Intentionen zum Besten gaben, kommt einem doch tatsächlich bei RUHMERs Titelsong in den Sinn.


Dass das die eine oder andere Kettenreaktion auslöst, ist die bahnbrechende Logik, der auch auf diesem Album gleich mit einem kompletten weiteren Stück gehuldigt wird, das sich noch dazu durch einen herrlichen Groove auszeichnet und uns den Hinweis nicht erspart, was passieren könnte, wenn 'Mama Adler' das Nest verlässt und wir mit unserer kugelsicheren Weste ziemlich allein dastehen und bemerken, dass es wohl doch auf mehr als das ankommt.
Selbst kulinarische Freunde und Freuden bleiben bei RUHMER nicht unberührt. Seit Kindestagen gibt es ein Stammgericht bei Schulspeisungen, welches in jeder Rangliste eigentlich grundsätzlich den ersten Platz einnimmt: Spaghetti. Dass diese auch zum Problem werden können, erfahren wir in „Spaghetti At The Wall“, zumindest wenn sie nicht auf dem Teller sondern an der Wand landen. Wenn dabei die musikalische Untermalung aber so viel Freude macht, gar ein paar Erinnerungen an EELS und die Siebziger-Disco-Zeiten aufwirft, kratzt man sich dem feinen Rhythmus angepasst die Nudelfäden nur zu gerne von der Wand.


Noch besser aber ist, sich verträumt samt La-La-La-Gesang ganz der Ruhe und Entspannung hinzugeben und einfach nichts zu tun. Doch wie schwer gerade diese Herausforderung ist, mal abzuschalten und alle fünfe gerade sein zu lassen, sich einen weißen Bademantel überzuwerfen und nichts zu tun, zeigt uns „I Tried“ samt karibischer Hintergrundbeschallung und der ständigen Wiederholung von „I do nothing!“ Die vertonte Langeweile kann im Falle von RUHMER sogar richtig reizvoll klingen.


RUHMER beherrscht die Kunst, mit seiner Musik etwas beim Hörer auszulösen, das immer wieder an die guten alten (entspannten wie aufregenden) Zeiten erinnert, ohne dabei in einen Nostalgie-Frust zu verfallen. Hierbei wirft er all seine Erfahrungen, die er als Mitglied der Soul-Band GOSPEL DATING SERVICE oder als Schlagzeuger von OEHL und HEARTS HEARTS gesammelt hat, in den bunt gemischten Musik-Topf von „The Masterplan“. Ein Plan, der in diesem Fall funktioniert und bei dem auch Bläser und Soul eine Rolle spielen, um zu zeigen, dass RUHMER sich in so etwa allen Spielarten des Art Pop zu Hause fühlt, sodass mit „Ain't Used To Talkin'“ eine ganz entspannte Soul-Ballade über die Schwierigkeiten, immer den richtigen Ton zu finden, wortwörtlich ein Lied singt.
Wer hier nicht an die grandiosen Amis von CIGARETTES AFTER SEX denkt, die nicht nur vom Bandnamen her spannend und erotisch klingen, der wird wohl bisher auf diese Dream-Pop-Band, die über eine der schönsten Sachen der Welt ihren philosophischen Ansatz nicht verhehlt, noch nicht aufmerksam geworden sein. Dank RUHMER gibt’s hier eine Kritiker-Empfehlung, den Song bei einer Zigarette nach dem Sex gerne einmal laufen zu lassen. Sicher inspirierend...


Und dass (David) RUHMER weiß, wie spannende Musik zwischen Indie Pop und Alternative Rock sowie retro-verliebte Erinnerungskultur funktioniert, darf (leider nur eine halbe Stunde lang) auf „The Masterplan“ genossen werden. Ein Album, das am Ende bei „Bon Voyage“ zu einem ganz großen Schlag ausholt, der an einen der größten BEATLES erinnert.
Oder zu einem guten Gespräch im Schlafzimmer bei guter Musik einlädt, damit man die richtigen Worte findet...


FAZIT: Wer sein farbiges Vinyl himmelblau mit weißen Schäfchenwolken oder wie ein von Wellenkämmen überzogenes glitzerndes Meer erscheinen lässt, der führt was im Schilde. Zumindest wenn man RUHMER heißt und einen Masterplan hat, der unbedingt zum Scheitern verurteilt werden sollte, da man erst dann die musikalische wie textliche Kreativ-Sau rauslassen kann. Genau das gelingt RUHMER auf „The Masterplan“. Ein Musik-Trip durch Himmel und Hölle, der Freude bereitet und so unberechenbar wie ein Donald ohne Duck dafür aber mit verrückter Trump-Dröhnung ist. Das macht tatsächlich Freude, denn schließlich geht es hier nicht um die große Politik, sondern um die große Musik, auch wenn die mit ein paar Seitenhieben aufwartet. Komisch, warum nur kommt einem beim Hören von „The Masterplan“ immer wieder mal JOHN LENNON in den Sinn? Ja, die Antwort darauf kennt wohl nur RUHMER oder der Wind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 104x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (16:30):
  • Down The Rabbit Hole
  • Spaghetti At The Wall
  • I Tried
  • Chain Reaction
  • Light My World (Take It Easy)
  • Seite B (14:23):
  • Overdrive
  • Rookie On The Dancefloor
  • Ain't Used To Talkin'
  • The Masterplan
  • Bon Voyage

Besetzung:

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