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Max Schiefele: Waldgeist (Review)

Artist:

Max Schiefele

Max Schiefele: Waldgeist
Album:

Waldgeist

Medium: CD/Download
Stil:

Instrumentaler Progressive Rock, Electronics, Doom

Label: Klangdesign/Just For Kicks
Spieldauer: 62:20
Erschienen: 01.10.2024
Website: [Link]

Vorab eine wichtiger Hinweise für alle, denen der Name MAX SCHIEFELE kein Begriff ist und die vielleicht einen musikalischen Neueinsteiger oder Debütanten, der auf „Waldgeist“ besagte Geister des Waldes heraufbeschwört, erwarten. Schiefele ist besser bekannt als MAXXESS, einem Ein-Mann-Live- und Studioprojekt, dessen Musik eine Symbiose aus elektronischer Musik und abwechslungsreichen Gitarrenriffs mit progressivem Grundcharakter ist, wozu der gebürtige Bayer selber unter seiner Homepage feststellt: „Es ist progressiv, es ist melodiös, es ist psychedelisches Zeug und es ist instrumental. Worte, die es nicht wert sind, gesagt zu werden, sind es auch nicht wert, gesungen zu werden, aber: Es ist keine gewöhnliche Gitarrenmusik. Ungewöhnliche und nie gehörte Instrumentierungen verschmelzen zu einer harmonischen Einheit, als wären sie schon immer eins gewesen.“

Genau diesen Grundsatz verfolgt der deutsche Multiinstrumentalist auch auf „Waldgeist“, wobei es doch einen entscheidenden Unterschied gibt, der Schiefele offensichtlich dazu bewegte, das Album unter seinem eigenen statt seinem Künstlernamen zu veröffentlichen. Die Waldgeister entfalten sich zum Großteil über das elektronische Instrumentarium, während die oft härter eingesetzten Gitarrenanteile aus- und höchstens entspannter wie atmosphärisch im Hintergrund bleiben.


Zudem formuliert der 1962 geborene Bayer, der im Rock sozialisiert bereits mit 18 Jahren seinen ersten Synthesizer (Korg MS20) sein Eigen nennen durfte, die Absicht hinter „Waldgeist“ detailliert im vierseitigen Booklet: „Mit diesem Album lade ich Dich dazu ein, die Geheimnisse jenseits des Sichtbaren zu entdecken. Es ist eine Ode an die überwältigende Schönheit der Natur und ein Akt der Demut gegenüber der Schöpfung.“

Der Einstieg in das Album mit der „Walpurgisnacht“ klingt dagegen weniger 'demütig', sondern wartet mit knackigen, sich dem Techno andienenden Klängen auf, die tatsächlich bestens dazu geeignet sind, als eine Mischung aus heidnischen, christlichen und kulturellen Traditionen lautstark das Fest zur Einleitung des Frühling zu begehen, aber auch die Hexen (Man denke nur an Goethes „Faust“ und die wilde Hexenfeier auf dem Brocken, dessen Stelle heut als der 'Hexentanzplatz' bezeichnet wird) tanzen zu lassen.


Diese Stimmung wechselt allerdings von ihren ausgelassenen Rhythmen ganz schnell in die finsteren, harmonischeren und mythischeren Klänge, eröffnet mit dem „Tanz der Feen“, das klassische Gegenstück der Hexen, welche mit einem Hauch von TANGERINE DREAM daherkommen.
Andere Stücke wiederum, wie das finale „Nebelelfen“, tragen deutliche Züge eines KLAUS SCHULZE in sich, sodass die 'Berliner Schule' viele Waldstücke bevölkert, die vom „Waldgeist“ besucht werden.

Nunmehr begegnen uns im Verlauf der insgesamt acht Instrumentalstücke – die sich allesamt in einer Laufzeit von 8 bis 11 Minuten ausgiebig entfalten dürfen – ganz unterschiedliche Waldgestalten, wie besagter Waldgeist, Elfen, Raben, Zwerge und der Nachtalb, die sich irrlichternd durch die mitunter auch bedrohlich und sehr spannende Musikwelt von MAX SCHIEFELE bewegen.


Immer dunkler entfaltet sich der Stimmungsbogen hinter „Waldgeister“, die zum Verständnis ebenfalls im Booklet genau beschrieben werden, denen Schiefele nun musikalisches Leben einhaucht: „Waldgeister sind der Atem des Waldes, Wesen aus Nebel und Licht, die zwischen den Ästen der mächtigen Bäume tanzen“, wobei aus Sicht des Musikers gilt, dass „Jene, die den Wald mit offenem Herzen betreten, ihre Gegenwart spüren können“. Damit uns das noch leichter fällt, erschuf MAX SCHIEFELE diesen akustischen Begleiter, der neben dem neblig, mit ein paar lichten Strahlen sich durch die Musik-Finsternis bahnenden, gut eine Stunde dauernden Exkurs durch die geheimnisvolle Welt der „Waldgeister“ akustisch in Szene setzt, denn: „Wenn du tief genug in die Wälder wanderst, spürst du ihre Anwesenheit – flüchtige Schatten, die sich gerade noch im Augenwinkel zeigen oder ein leises Wispern in der Dämmerung“.


FAZIT: So schaurig-schön wie eine bedrückende Kurzgeschichte von EDGAR ALLAN POE ist auch das Album von dem Mann hinter MAXXESS, dieses Mal allerdings unter seinem Klarnamen MAX SCHIEFELE, geworden, der darin mit größtenteils breit ausladenden Electronics und deutlich reduziertem Gitarrenklang den „Waldgeist“ weckt und sogar den an Poe erinnernden Raben durch die 'kleinen Triebe' oder die 'großen grünen Kathedralen' fliegen lässt. Die Stimmungen sind hierbei größtenteils getragen und finster, erheben sich aber auch bombastisch und ganz selten sogar mit einem Hauch von Techno, sodass die Bäume des Waldes bei Schiefele ihren ganz eigenen Klang (übrigens wirklich soundtechnisch gut produziert) erhalten, sodass wir es, getreu Schiefeles Absicht, genau hören können: „Wenn die Bäume rauschen, sprechen sie [die Waldgeister] durch sie und wenn ein Baum stirbt, weinen sie im Wind“.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 121x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Walpurgisnacht
  • Tanz der Feen
  • Waldgeist
  • Der Rabe
  • Der Nachtalb
  • Irrlichter
  • Rückkehr der Zwerge
  • Nebelelfen

Besetzung:

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