Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Tommy Crane: We're All Improvisers Now (Review)

Artist:

Tommy Crane

Tommy Crane: We're All Improvisers Now
Album:

We're All Improvisers Now

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Rock, Jazz, Electronics

Label: Whirlwind Recordings
Spieldauer: 42:27
Erschienen: 08.09.2023
Website: [Link]

Entdecker-Alarm!
Zumindest für alle, denen die komplexen Instrumentalwerke der ganz großen progressiven Freigeister von BRIAN ENO über CAN bis hin zu BILL BRUFORD am Herzen liegen. Denn der Multiinstrumentalist TOMMY CRANE spielt locker auf „We're All Improvisers Now“ in deren Liga mit.

Wenn der in New York und Montreal lebende Musiker Crane seine klangvolle, aber oft ruhige Reise im Universum aus viele Grenzen überschreitenden Ambient-Mischung mit progressiver Jazz-Verspieltheit und elektronischen Klangspielereien, bei denen eine besonders wichtige Rolle den Schlaginstrumenten zufällt (Womit vielen wahrscheinlich zurecht auch ein EBERHARD SCHOENER in den Sinn kommt!), dann verfällt man dieser Synthese aus akustischen und synthetischen Traumwelten recht schnell. Natürlich muss man bereit sein, sich darauf ein- und das Radio besser auszulassen.

Musik, die einem ENO sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Bewunderung hervorrufen sollte, denn schon die Doppeldeutigkeit des Albumtitels, die einerseits den improvisatorischen musikalischen Anteil und andererseits den durch die Pandemie hervorgerufenen ebenso improvisatorischen Lebensalltag betont, hinterlässt auf „We're All Improvisers Now“ jede Menge tiefe Spuren, weil sich durch den erzwungenen gesellschaftlichen Stillstand plötzlich viel umfangreichere Zeiträume eröffneten, um sich gänzlich der Musik hinzugeben.
Was kann einem da Besseres passieren, als dass man als Multiinstrumentalist nun die plötzlich zur Verfügung stehenden Freiräume mit der eigenen Musik füllen kann, ohne sich dabei zwanghaft treiben lassen zu müssen. Eine durchaus auch entspannte Situation, welche diesem Album, das recht dunkel und bassbetont beginnt und immer lichter und entspannter wird, durchaus anzuhören ist.
Das Geschenk der plötzlich zur Verfügung stehenden Zeit füllte TOMMY CRANE so gesehen mit analogen und elektronischen Klängen – oder wie er es selber ausdrückte: „Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder eine solche Platte machen werde – sie war ein einziges großes Experiment.“ Und für dieses Experiment schuf er sich während des Lockdowns in seinem Gästezimmer in Montreal eine raumschiffähnliche Anlage aus elektronischen Klangerzeugern sowie Synthesizern und 'sensorische' Percussion-Instrumente, die dem Schlagzeug neue Klangmöglichkeiten eröffneten.

Um dann das Album zur Vollendung zu bringen, rief er verschiedene Musikerkollegen in aller Welt an, damit diese aus der Ferne ein paar zusätzliche Beiträge an Blasinstrumenten, Gitarren und Bässen beisteuern konnten. So entstand am Ende ein vielfältiges Instrumentalwerk, welches sich seinen Weg zwischen Rock, Jazz, Ambient-Electronica und dem Klang zwischen Stille, aber auch Hektik und Unruhe bahnt, bei dem besonders gelungen auch die Saxophon-Beiträge sind, die sich manchmal, wie bei „Nordique Americana (Part 1)“, deutlich in Richtung JAN GARBARECK bewegen.

Bewegend steuert Crane dann auch mit „In Memoriam“ dem immer entspannter werdenden Ende des Albums entgegen, indem er dieses Stück seinem verstorbenen Vater zum ewigen, in Noten gegossenen Gedenken widmet, bis uns dann „Nordique Americana (Part 2 – Joie de Vivres)“ in eine Traumwelten entführt, der man sich einfach nicht entziehen kann und will.

FAZIT: Zwischen Ruhe und Hektik, akustischer Filigranität und komplexer, progressiver sowie elektronischer Verspieltheit bewegt sich das beeindruckende Instrumental-Debüt des amerikanischen Multiinstrumentalisten TOMMY CRANE, der auf „We're All Improvisers Now“ die Grenzen zwischen ENO und CAN auslotet, ohne dabei den größtenteils ruhigen Faden zu verlieren, den die Zeit der erzwungenen Ruhe durch den Lockdown aufwarf. Ein Glücksfall für Crane, der aus seiner Erkenntnis, „dass die Leute in Montreal“, wo er zu diesem Zeitpunkt mit seiner Partnerin lebte, „mehr Zeit, um das Leben zu genießen“ hatten, die passende Musik dazu schuf. Genau diesen Ansatz des erzwungenen Stillstands mit einer plötzlich doch als heilsam empfundenen Ruhe verewigte er auf „We're All Improvisers Now“. Ein Album, das ohne Lockdown so niemals entstanden wäre.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1403x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Before We Sail Away
  • Curated Reality
  • Shimo
  • Keys To The Darkroom
  • Once I Was A Cohen
  • Nordique Americana (Part 1)
  • In Memoriam
  • We're All Improvisers Now
  • Nordique Americana (Part 2 – Joie de Vivres)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Was kommt aus dem Wasserhahn?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!