Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

The Waterboys: 1985 – Limited Edition Box (Review)

Artist:

The Waterboys

The Waterboys: 1985 – Limited Edition Box
Album:

1985 – Limited Edition Box

Medium: Deluxe/Limitiert/6-CD-Box/Media-Book/Remaster/Ltd. Box
Stil:

Blues, Rock, Pop, Folk, Singer/Songwriter

Label: Chrysalis
Spieldauer: ca. 380:00 Minuten
Erschienen: 23.02.2024
Website: [Link]

1985 war das Jahr, das MIKE SCOTT, ANTHONY THISTLEWAITE und KARL WALLINGER (zu jener Zeit das Kerntrio der WATERBOYS) damit verbrachten, ihr drittes Album „This Is The Sea“ aufzunehmen. Zum 40-jährigen Jubiläum erscheint nun eine unglaublich umfassende, liebevoll kuratierte Neuauflage dieses für die WATERBOYS-Geschichte maßgeblichen Schlüsselalbums in verschiedenen Formaten.

Zunächst mal ist da das auf 3000 Exemplare limitierte 6-CD-Boxed-Set zu nennen. Hier versammelte Scott nicht nur die durch die 2004er-Extended-Version des Albums bekannt gewordenen Outtakes, die es weiland nicht auf das Original-Album geschafft hatten – allen voran den Song „Beverly Penn“, dem er nun auch eine 2023er-Neueinspielung spendierte – sondern auch alle Demos, Jam-Sessions, Instrumental- und Alternativ-Versionen, Fragmente, Live-Aufnahmen, Cover und Radio-Sessions, die im Rahmen der epischen Aufnahmesessions damals mitgeschnitten wurden. Zusätzlich zu dieser limitierten Box-Set-Version erscheint gleichzeitig eine ebenfalls limitierte Vinyl-Neuauflage des remasterten Original-Albums auf durchsichtigem 180g-Vinyl.

Worum geht es da? Nun die schottischen WATERBOYS hatten zu jener Zeit aufgrund des Erfolges der beiden Vorgänger-Alben „Waterboys“ und „A Pagan Place“ die Möglichkeit, ihren damals 'Big Music' genannten Sound produktionstechnisch auf die Spitze zu treiben. „Big Music“ war nicht nur der Songtitel einer Single, sondern wurde im Laufe der Zeit zum Gegenstück der 'American Cosmic Music'. Am Ende stand 'Big Music' nicht nur für einen orchestralen, rockorientierten Wall-Of-Sound-Ansatz, sondern auch für Mythologie, (heidnische) Spiritualität, Naturverbundenheit und Mystik. Da Scott mit dieser Produktion offensichtlich alles erreicht hatte, was er sich bis dahin produktionstechnisch hätte wünschen können, beendete er mit diesem Album vorerst die Big-Music-Phase und wandte sich eher traditionellen Sounds und irischen Folk-Elementen zu – ein Umstand, der dazu führte, dass die WATERBOYS bis heute oft für eine irische Band gehalten werden.

Von vielen Kritikern und Fans wird „This Is The Sea“ für das beste WATERBOYS-Album gehalten – wohl vor allen Dingen deshalb, weil die LP den Signature-Track „Whole Of The Moon“ enthielt, der spätestens aufgrund eines 1991er-Re-Releases in die Charts kam – wodurch auch das Album entsprechend populär wurde und blieb. Das ist eine Einschätzung, die sicherlich diskutiert werden darf, denn während Scott zu jener Zeit als Lyriker zugegebenermaßen auf der Höhe seiner Kunst war, schrieb er im Laufe seiner Karriere sicherlich songwriterisch attraktivere Songs, als jene 9, die schließlich den Weg auf die LP fanden.
Bis zu diesem Album legte MIKE SCOTT als Songwriter sehr viel Wert darauf, mit weit ausholenden Melodiebögen und hymnischen Refrains zu arbeiten. Diese indes fehlen auf „This Is The Sea“ weitestgehend, was mit dem Konzept zu tun hatte, das Scott und Wallinger, der entscheidend an der Produktion des Albums beteiligt war, damals verfolgten. Scott interessierte sich damals für die Arbeiten des Minimalmusik- und Avantgarde-Komponisten STEVE REICH und entschied sich, die Songs für „This Is The Sea“ strukturell den Prinzipien dieser Technik zu unterwerfen.

Im Rahmen des Box-Sets lässt sich das leicht nachvollziehen, denn fast alle Piano-Demos und viele Basic-Tracks (die sich hauptsächlich auf CD 2 mit dem Untertitel „The Black Book“ finden) kommen auf Stakkato- bzw. Martellato-Basis daher – der typischen Grundlage der Minimal-Musik. Akkordwechsel standen bei diesem Prinzip weniger im Vordergrund als ein wellenartiger Flow – was das Fehlen der melodischen Aspekte erklärt. Offensichtlich suchten Scott und Wallinger dies dadurch zu kompensieren, dass sie die Songs mittels Multitracking mit zahlreichen musikalischen Zutaten produktionstechnisch zu einem Wall Of Sound nach PHIL SPECTOR-Art aufschichteten. (Wir erinnern uns: Das waren prä-digitale Zeiten und alles musste von Hand und rein analog geleistet werden).

Logischerweise lässt sich durch die Vielfalt des auf dem Box-Set versammelten Materials auch nachvollziehen, wie die Tracks von „This Is The Sea“ zu ihrem ursprünglichen LP-Format fanden. Insbesondere die vierte CD „The Ladder“ bietet einige im Vergleich zum Album sehr unterschiedliche Versionen, mit denen sich die WATERBOYS an das endgültige Format herantasteten. So etwa gibt es gleich zweimal „This Is The Sea“ als Rocksong, mal mit einem Solo von MIKE SCOTT und dann mit einem von TOM VERLAINE. Auch den Song „Trumpets“ gibt es als Rocksong zu bestaunen – allerdings nur instrumental, dafür aber mit Rhythmusgruppe. Und das ursprünglich auf der LP aus unerklärlichen Gründen auf unter 3 Minuten komprimierte „Medicine Bow“ gibt es in einer epischen 6 Minuten-Version zu hören.

Auch auf CD 4 findet sich schließlich die ausproduzierte Version des Songs „Beverly Penn“, der es damals nicht auf das Album schaffte. Wie es dazu kam, dass MIKE SCOTT letztlich deutlich mehr Tracks aus den Sessions wegließ, als sie auf das Album zu nehmen und einige wie „Spirit“ oder „Medicine Bow“ dann auch noch fragmentarisch eindampfte, verrät das Box Set allerdings nicht. Wie auch: Scott selbst stellt hierzu fest, dass es dafür keinen besonderen Grund gab, außer dem, dass es wohl halt so hatte sein sollen.

Für die Hardcore-Fans, die in dieses Projekt investieren möchten, sind dann vielleicht weniger die zahlreichen Demo- und Jam-Tracks von gesteigertem Interesse, als vielmehr die ausproduzierten Alternativ-Versionen der bekannten Songs genauso wie jener der bislang nur auf der 2004er-Edition zu findenden Outtakes. Abgerundet wird die Sache durch einige Live-Versionen – sowohl von LP-Tracks als auch von Songs wie „Ribbon Of Steel“, „Bury My Heart“ oder „The Ways Of Men“ (alle zu finden auf der ersten CD „Towers Open Fire“), die einst noch für das eine oder andere LP-Projekt angedacht waren, dann aber auf B-Seiten und Oddity-Sammlungen ihr Dasein fristen mussten. Weniger aussagekräftig sind Cover-Schnipsel wie „Ruby Don't Take Your Love To Town“ oder eine frühe Version von VAN MORRISONs „Sweet Thing“, die offensichtlich nur zu Übungszwecken aufgenommen wurden.

„This Is The Sea“ markierte das Ende des ersten Kapitels der WATERBOYS-Story – auch wenn MIKE SCOTT das Big-Music-Thema mit späteren Alben wie „Dream Harder“ und dem nach seiner Solo-Phase 2000 aufgelegten Reunion-Album „A Rock In A Weary Land“ noch einmal aufgriff. Das Ende dieser Ära wird auch dadurch markiert, dass KARL WALLINGER nach dieser Produktion die WATERBOYS verließ, um sein Projekt WORLD PARTY zu gründen. Der zugrundeliegende Song „World Party“ findet sich übrigens hier noch als Demo auf CD 5 „The Mountain-Top“, auf der auch ein Demo von „The Pan Within“ zu hören ist, auf dem der bis heute aktive WATERBOY Steve 'The Fiddler' erstmals mitwirkte; der die folgenden WATERBOYS-Produktionen in eine folkige Richtung führte.

FAZIT: „1985 – Limited Edition Box“ von den WATERBOYS ist natürlich schon ein arges Vanity-Projekt. In den nun vorliegenden Formaten taugt es nur für finanzstarke Hardcore-Fans, die allerdings nunmehr wirklich alles zum Thema „This Is The Sea“ serviert bekommen und für die sich das Griff ins Portemonnaie durchaus lohnen dürfte. Wer indes nicht unbedingt jede der immerhin 95 während der Produktionsphase entstandenen Aufnahmen und ein 220 Seiten starkes Buch von MIKE SCOTT braucht - sich aber vielleicht dennoch ein umfassenderes Bild über das Projekt machen möchte, der ist mit der 2004er „2 Disc Collector's Edition“ besser bedient.

Ullrich Maurer (Info) (Review 2495x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Des Umfangs wegen erfolgt hier nur die Nennung der Alben:
  • Don't Bang The Drum (1985)
  • The Whole Of The Moon (1985)
  • Spirit (1985)
  • The Pan Within (1985)
  • Medicine Bow (1985)
  • Old England (1985)
  • Be My Enemy (1985)
  • Trumpets (1985)
  • This Is The Sea (1985)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!