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The Cyberiam: Unobtainium (Review)
Artist: | The Cyberiam |
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Album: | Unobtainium |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Progressive Rock, Metal |
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Label: | Eigenpressung/Just For Kicks | |
Spieldauer: | 46:14 | |
Erschienen: | 12.07.2024 | |
Website: | [Link] |
Frisches progmetallisches Futter aus Amerika, das sich wie selbstverständlich genau dort einzuordnen versucht, wo ihre Landsleute von DREAM THEATER oder FATES WARNING und SYMPHONY X die unangefochtenen Platzhirsche sind.
THE CYBERIAM möchten offensichtlich mit ihrem nunmehr dritten Album „Unobtainium“ in den Prog-Metal-Olymp vorstoßen und sind recht nah daran, dieses Ziel zu erreichen, da die vier Musiker aus dem Umfeld von Chicago definitiv keine Grünschnäbel, sondern absolut professionell agierende Könner sind, die dem Progressive Rock Unmengen metallischer Breitseiten verpassen und mit depressiv-düsteren Texten eine betrogene Generation besingen: „We were born in '77 ! We're not Generation X / We're generation-less“ („Mind The Gap“).
Ob THE CYBERIAM aus Prog-Sicht jedoch auf dem richtigen Weg sind, bleibt die große Frage. Denn auf „Unobtainium“ entschieden sie sich für kompakte, kürzere Songs und vermieden (leider) komplexere Longtracks, was die Band bewusst auch unter ihrer Homepage betont: „Die Songs auf dieser neuen Veröffentlichung sind im Allgemeinen kürzer als auf früheren Alben. Dies war ein konzentrierter Versuch, schneller zum Wesentlichen zu kommen.“
Knallhart im Hochgeschwindigkeitstempo wird das Album mit dem durch die ungewöhnliche weibliche Sprechstimme recht eigenartigen Song „Are You There?“ eröffnet, bei dem zugleich das Schlagzeug regelrechte Maschinenpistolen-Salven abzufeuern scheint.
Das Thema des Songs ist zudem bedrückend wie bedrohlich, denn es geht um ein Mädchen, das offensichtlich entführt worden ist und nun versucht, ihren Vater, zu dem es Kontakt aufnehmen konnte, dabei zu helfen, sie zu finden – anscheinend aber nicht mit glücklichem Ausgang: „There is nothing. Nothing I could say / Seeing only. Seeing only gray“.
Das folgende „Long Lived The Queen“ ist zwar ohne Gesang, dafür aber voller Sprachsamples und begeistert mit einem extrem knackigen Slide-Gitarren-Solo. Der Songname wurde so gewählt, weil die Königin von England starb, als CYBERIAM gerade an diesem Stück arbeiteten.
Die Königin begraben und schon tauchen die „Trolls“ auf...
...und sind musikalisch wie textlich wortwörtlich richtig böse, denn der Song beschäftigt sich mit der Unerträglichkeit des Cybermobbings, während das folgende „Double X“ im Grunde die 'Fickt euch'-Antwort darauf ist und mit einem mehr als deutlich gleichermaßen an PINK FLOYD wie an GARY MOORE erinnernden Gitarren-Solo in den Song einsteigt (Floyd), das sich dann im Mittelteil (Moore) fortsetzt.
Höchste Zeit für eine Ballade, die uns als „Ghost In The Machine“ begegnet und mit der allgegenwärtigen Verlogenheit abrechnet, während das folgende „Mind The Gap“ die 'Xennials' (zwischen 1976 und 1984 Geborenen) thematisiert, welche den Übergang von ihrer anfangs noch analogen Kindheit hin in die digitale Erwachsenenwelt irgendwie (nicht immer erfolgreich) meistern müssen. Auch in diesem Song darf erneut ein faszinierendes Gitarren-Solo genossen werden, bis der mit knapp 8 Minuten längste und zugleich typischste Metal-Song (irgendwo zwischen Metallica und Megadeth) – der Titeltrack „Unobtainium“ – das offizielle Album abschließt, auch wenn danach noch mit „Wrong Turn“ den CD-Besitzer ein Bonustitel erwartet.
„Wrong Turn“ erschien bereits im Dezember 2023 als Single und sollte eigentlich auch auf's Album, wurde dann aber der Vinyl-Zeitkapazität wegen doch nur separat als Single-Auskopplung verwendet, selbst wenn sie musikalisch wie textlich bestens zum Album passt und im Grunde zusammenfasst, wie man die besungenen Missstände, welche dem Album zugrunde liegen, noch am besten entkommen kann: „There a no God-given rights / No big brother oversight / Only free society / I'll do to you as you would do to me“.
Wer sich unterwirft hat schon verloren, wer sich die Freiheit nimmt, diese zulässt oder auch erkämpft, geht den wohl einzig richtigen, wenn auch nicht geradlinigen Weg. Eine Botschaft, der am Ende sogar noch der 'Kantsche Imperativ' verpasst wird, welche die Gesamtwirkung dieses Albums durchaus noch ein wenig erhöht.
FAZIT: Frischer, abwechslungsreicher Prog-Metal aus Chicago, der durchaus traumtheatralisch seine spannenden Bahnen auf „Unobtainium“ zieht. THE CYBERIAM bieten musikalisch wie textlich eine breite Palette vom Progressive Rock bis hin zum Metal mit extrem zeitkritischen Texten, denen mehr Pessimistisches als Optimistisches anhaftet, worauf schon der Albumtitel verweist: „Unobtainium“ ist ein fiktiver Begriff, der für all die Dinge steht, nach denen man sich sehnt und für die man kämpft, welche man aber einfach nicht erreicht. Es ist die pure Sehnsucht nach allem Unerreichbaren. So trifft letzten Endes die einfallslose Cover-Gestaltung (wie das Symbol im Rahmen eines chemischen Periodensystems) auf wirklich einfallsreiche und richtig gut dargebotene Musik, die dem Prog-Metal tatsächlich alle Ehre macht.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Are You There?
- Long Lived The Queen
- Trolls
- Double X
- Ghost In The Machine
- Mind The Gap
- Unobtainium
- Wrong Turn (Bonustrack)
- Bass - Brian Kovacs
- Gesang - Frank Lucas, Brian Kovacs, Keith Semple, Rozzie
- Gitarre - Keith Semple
- Keys - Frank Lucas
- Schlagzeug - Tommy Murray
- Sonstige - Brian Kovacs, Keith Semple (Effects)
- Unobtainium (2024) - 12/15 Punkten
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