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The Used: Toxic Positivity – Limited Vinyl-Edition (Review)
Artist: | The Used |
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Album: | Toxic Positivity – Limited Vinyl-Edition |
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Medium: | CD/Download/Do-LP/Limitiert | |
Stil: | Emo, Rock, Alternative, Punk |
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Label: | Hassle Records/Big Noise Music Group | |
Spieldauer: | 30:37 | |
Erschienen: | 14.07.2023 | |
Website: | [Link] |
Och, liebe Leute! In Zeiten von Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Materialrückständen und Schwierigkeiten in den Presswerken, um der großen Vinyl-Retro-Welle halbwegs ohne zu große Wartezeiten für die Bands hinterherzukommen sowie Anfragen relativ zeitnah zu bearbeiten, ist es doch nun wirklich nicht nötig – wie im Falle von „Toxic Positivity“ der seit über 20 Jahren aktiven amerikanischen (Hard-)Rocker THE USED – aus einem Album mit einer Laufzeit von ca. einer halben Stunde doch tatsächlich ein fettes Doppel-Vinyl, bei dem keine Seite es auf eine Länge von 10 Minuten bringt (die letzte besticht dann sogar mit gerade mal mit 5 Minuten und 10 Sekunden) uns in 45er-Geschwindigkeit zu kreieren. Oder geht die Band davon aus, dass ihre Fans auf Dauer zu fett geworden sind und deshalb permanent zum Wechseln der LP-Seite an ihren Plattenspieler rennen sollten?
So böse könnten tatsächlich die ersten Gedanken ausfallen, wenn man die opulente Doppel-LP „Toxic Positivity – Limited Edition“ im Gatefoldcover in den Händen hält. Doch in diesem Falle ist der Ansatz falsch.
Man kann THE USED diese glänzend gestaltete Vinyl-Entscheidung – immerhin ist dies ja eine spezielle, streng limitierte Edition – einfach nicht übelnehmen, denn sie scheint das gesamte Konzept hinter „Toxic Positivity“ aus künstlerischer Sicht zu unterstützen und bestätigen.
Das beginnt bei dem Motiv mit dem vertrocknete Rosen fressenden Gerippe, setzt sich in dem grün-schwarz-gestalteten Gatefoldcover sowie die schwarzen mit grüner Schrift bedruckten (alle Texte) Innenhüllen und dann dem mehrfarbig gestalteten Vinyl (bei dem wiederum das Grün dominiert) fort. THE USED beweisen mit diesen Mitteln, dass für sie (ihre) Musik einfach viel mehr (wert) ist, als das billige Streamen von irgendwelchen Plattformen.
THE USED bäumen sich auf „Toxic Positivity“, ihrem Album das noch maßgeblich von der Pandemie und der damit verbundenen Isolation geprägt ist, gegen die inflationäre Musik-Oberflächlichkeit, welche sich speziell in dieser Zeit wie eine weitere Seuche verbreitete, auf, was schon knackig im Album-Opener „The Worst I Ever Been“ mit: „No one can stop this wicked world from burning / Keep this world from burning...“, thematisiert wird.
Das Toxische im Album-Titel setzt sich über das gesamte, auf dem Plattenteller in 45er-Geschwindigkeit abzuspielende Doppel-Album fort und ist anfangs ähnlich schwer zu fassen, wie es Texter und Sänger McCracken selber feststellt: „Für mich ist es sehr schwer, diese Platte zu hören, weil sie die Zeiten in meinem Leben widerspiegelt, die zu den bisher schlimmsten gehören.“
Hammerhart beginnend (und sogar ein paar Growls einbauend) mit „The Worst I Ever Been“, dann ruhig und rhythmisch mit „Numb“ fortsetzend – einem Song, der auf ruhiges Intro samt Klavier setzt, sich hart rockend entwickelt und am Ende mit poppigen Ohrwurm-Rhythmen endet – um dann mit der schreckliche Feststellung „I Hate Everybody“ im HipHop-Style die LP-A-Seite beendend.
„Pinky Swear“ startet dann auf der B-Seite mit extrem knackigen Gitarren-Riffs durch, um bei „Headspace“ auf Rock-Hymnisches zu setzen und sich mit dem wortwörtlich süßen, emotionalen und sogar auf akustische Gitarre und Violine aufbauendem „Cherry“ bereits wieder von der B-Seite zu verabschieden. Doch auch hier wird am Ende auf Tempo, Druck und zum Schrei erhobene Stimmen gesetzt.
Das weckt schon deutliche Erinnerungen an die frühen 2000er-THE USED-Tage.
Mit einem gewissen Zirkus-Charme beginnt die LP-C-Seite mit „Dopamine“. Der Song überrascht, denn er will so gar nicht in das typische THE USED-Bild passen, zumindest in den ersten anderthalb Minuten, bis er dann wieder brutales Emo-Rockfeuer verschießt und zum Tanz mit dem Mauerstein anstimmt und vom religionskritischen Text her (Unfreiwillig oder absichtlich?) eine Verbindung zu PINK FLOYDs „The Wall“ herstellt, um uns danach wieder zwischen Härte und Hymne auf „Top Of The World“ mitzuteilen, wo THE USED hingehören.
Die letzte LP-Seite begrüßt uns mit einer zartfühlende Ballade, die sogar eine gehörige Portion Schmalz verbreitet, aber trotzdem wirkt „House Of Sand“ keinesfalls peinlich, denn schließlich ist die Feststellung, dass man sein Haus auf Sand gebaut hat (und damit das Leben irgendwie in die falsche Richtung läuft), doch eher eine traurige, zu der diese Ur-Schrei-Therapie, die McCracken manchmal anstimmt, einfach nicht passen würde: „It's crashing down around me / It's like I live in a house of sand“.
Während uns der letzte Song dann vom Titel „Give Up“ her suggeriert, dass alles wohl keinen Sinn mehr macht und man aufgeben sollte, verblüffen THE USED uns dann doch damit, das der Song genau das Gegenteil von dem verbreitet und den puren Optimismus versprüht, den er noch dazu in eine echt radiotaugliche Nummer verpackt: „In the dark night the moon still glows // I'm not giving up on me“. Nach der achten Wiederholung von „I'm not giving up on me“ haben's dann selbst die noch skeptisch Dreinblickenden verstanden: THE USED beißen nicht, sie wollen lieber gestreichelt werden.
FAZIT: Mit „Toxic Positivity – Limited Vinyl-Edition“, einer in 45er-Geschwindigkeit abzuspielenden Doppel-LP auf mehrfarbigem Vinyl im kunstvoll gestalteten Gatefoldcover, setzen THE USED zum musikalischen Rundumschlag an, der sich zwischen ihren anfänglichen Hardcore- und Emo-Zeiten über die eingängigeren Rocknummern bis hin zu Hymnen und Balladen erstreckt und dabei noch im textlichen Hintergrund die bedrückende Pandemie-Stimmung in sich trägt. In diesem Format ist „Toxic Positivity – Limited Edition“ zudem ein lohnenswertes Sammlerstück, das sich auch durch seinen kunstvollen Charakter von Streaming- und Klick-Wahn wohltuend absetzt, selbst wenn die unmusikalischen Nachhaltigkeits-Experten sicher bemängeln werden, dass eine halbstündige Musikreise sich nicht gleich über zwei LP's erstrecken muss. An der Musik gibt’s dagegen wirklich kaum was auszusetzen.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (8:32):
- The Worst I've Ever Been (2:50)
- Numb (2:54)
- I Hate Everybody (2:48)
- Seite B (8:43):
- Pinky Swear (2:13)
- Headspace (3:35)
- Cherry (2:55)
- Seite C (8:12):
- Dopamine (2:37)
- Dancing With A Brick Wall (2:39)
- Top Of The World (2:56)
- Seite D (5:10):
- House Of Sand (2:00)
- Giving Up (3:10)
- Bass - Jepha
- Gesang - Bert McCracken
- Gitarre - Joey Bradford
- Schlagzeug - Dan Whitesides
- Vulnerable (2012) - 7/15 Punkten
- Toxic Positivity – Limited Vinyl-Edition (2023) - 11/15 Punkten
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