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The Bathers: Sirenesque (Review)

Artist:

The Bathers

The Bathers: Sirenesque
Album:

Sirenesque

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Barock-Pop, Sophisticated-Pop, Piano-Pop, Chamber-Folk, Singer-Songwriter

Label: Last Night From Glasgow
Spieldauer: 67:07 (CD mit 7 instr. Bonus-Tracks), 45:24 (LP)
Erschienen: 14.10.2023
Website: [Link]

Wenn man eine Band aus der eigenen Jugendzeit (na ja, der fortgeschrittenen Jugend in den 90er Jahren) nun wirklich nicht mehr auf dem Zettel hatte, dann waren es THE BATHERS. Das Projekt um den schottischen Gentleman-Songwriter Chris Thomson hatte seinerzeit einige komplett aus der von Grunge-Rock und Hip-Hop geprägten Zeit gefallene Crooner-Alben vorgelegt, die zum Schönsten und Bewegendsten gehören, was diese Dekade vorzuweisen hatte. Dann, mit dem erneut epischen "Pandemonia" von 1999, war Schluss - es hatte sich offensichtlich ausgebadet. Wie man hörte, machte Thomson in Familie. 

Was sich mit einigen Neuauflagen alter BATHERS-Alben - etwa der bei einem deutschen Klein-Label erschienenen "Marina-Trilogie" - seit 2020 andeutete, bestätigt sich nun: Es gibt wieder Interesse an den großformatigen Liedern des Chris Thomson. Und was für eines - zumindest in seiner Heimat ist die Begeisterung riesig für "Sirenesque" und die Wiederkehr von THE BATHERS. Dass ihr neues Werk das allerbeste, das Opus Magnum in einer wechselvollen Karriere sei, hatte man zwar schon öfter über diese Band gelesen - es macht die Aussage aber im aktuellen Fall nicht falsch.

Schauen wir uns zunächst mal auf das schon optisch höchst ansprechende "Sirenesque"-Angebot. Vor allem das wahlweise auch farbige Vinyl macht eine Menge her mit seinem Klappcover und dem nostalgischen Glasgow-Artwork sowie Texten und Credits im Innenteil; die CD bietet dafür über die zwölf regulären Songs hinaus noch sieben instrumentale Bonus-Tracks. Das Label Last Night From Glasgow (LNFG), das sich seit einiger Zeit um die so liebevolle wie hochwertige Veröffentlichung älterer und aktueller schottischer Popmusik (Trashcan Sinatras, The Bluebells, The Kingfishers, Love And Money) verdient macht, hat beim BATHERS-Comeback ganze Arbeit geleistet.

Damit aber nun zur Musik - denn die ist mindestens ebenso spektakulär (wenn man ein Faible für emotionale, üppig instrumentierte Songs hat und, was Chris Thomsons Gesang betrifft, bei Tom Waits, Van Morrison oder Scott Walker andocken kann). "Sirenesque" ist ein Album, das man unbedingt durchhören sollte, in dessen melancholische Stimmungen man sich fallen lassen sollte - also das Gegenteil von Spotify-Häppchen-Zeugs. 

Von dem wie ein romantischer Tagesanbruch heranwehenden Instrumental-Opener "Culzean" (nur Thomson am Piano und etwas Vogelgezwitscher), über famose Barockpop-Balladen wie "Locomotion Is Easy" und "The Camelia House", bis zu den Stücken der zweiten Albumhälfte, die vor orchestraler Grandezza nur so strotzen, etwa "Lost Bravado", "Feathers, Books And Lace" und "She Rose Through The Isles" (mit dem Scottish Session Orchestra und den Prager Philharmonikern) - ja, THE BATHERS haben noch nie nur gekleckert, aber hier klotzt die Band um Thomson, Hazel Morrison und Callum McNair, als gäbe es kein Morgen.

Drei Songs dieses wunderbaren Sophisticated-Pop-Albums gilt es dann doch hervorzuheben. Track zwei, das siebenminütige Titelstück "Sirenesque", präsentiert nun zum ersten Mal seit vielen Jahren Thomsons auch früher schon seltsam "verbraucht" klingende, nunmehr für einen rund 60-jährigen Mann aber perfekt gealterte Baritonstimme, außerdem einige fantastische Gitarren-Soli von Thomson und Chris Montague auf einem Meer aus Streichern und Chören. "Garlands" wird nicht nur mit einem toll animierten Video präsentiert, der Song gehört auch melodisch und produktionstechnisch zu den Highlights. Und "Welcome To Bellevue" verzückt gegen Ende erneut mit der Kombination aus sinfonischer Opulenz und markanten E-Gitarren-Sounds.

Auch "Sirenesque" ist, rund 30 Jahre nach dem Start von THE BATHERS, natürlich wieder ein komplett aus der Zeit gefallenes Album. Wer lässt heutzutage für ein Comeback mit ungewissem Ausgang ein Dutzend Bandmusiker sowie zwei Orchester in Glasgower und Prager Studios antreten, um dort derart überdimensionale Lieder einzuspielen? Wer liefert rein instrumentale Bonus-Tracks, die mehr mit moderner Klassik von Aaron Copland oder Ennio Morricone zu tun haben als mit Pop?

Aber Chris Thomson ist jetzt offenkundig zurückgekommen, um zu bleiben - er hat aus den ergiebigen "Sirenesque"-Sessions der BATHERS wohl noch Top-Material übrig. "Ich hab's nicht so mit Doppelalben", sagt er. "Für mich ergibt es mehr Sinn, das 'Sirenesque'-Album jetzt erstmal rauszubringen und dann innerhalb der nächsten sechs Monate oder so eine zweite Ladung zu veröffentlichen." Denn: "Nun habe ich so lange gewartet, da wäre es doch nett, das Momentum ein bisschen zu nutzen." Sehr einverstanden. 

FAZIT: Wer mit dem dunkel-romantischen schottischen 80er/90er-Jahre-Sound von The Blue Nile oder Trashcan Sinatras etwas anfangen konnte, hatte vermutlich auch ein Faible für Chris Thomsons Projekt THE BATHERS. Jetzt ist die Band um den Sänger mit der ungewöhnlichen Crooner-Stimme zurück - und beeindruckt mehr denn je. "Sirenesque" badet im epischen Schönklang wie nur wenige Produktionen der vergangenen Jahre. Dabei sind die zwölf Stücke nicht einmal überladen - diese berührenden Klangmalereien erfordern einfach die ganz breite orchestrale Palette. Ein Barockpop-Meisterwerk.

Werner Herpell (Info) (Review 2160x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 14 von 15 Punkten [?]
14 Punkte
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Tracklist:
  • Culzean
  • Sirenesque
  • Late Night Conversations
  • Garlands
  • A Map Of Venice
  • Locomotion Is Easy
  • On The Road To The Isles
  • The Camelia House
  • Lost Bravado
  • Feathers, Books And Lace
  • Welcome To Bellevue
  • She Rose Through The Isles

Besetzung:

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