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Thala: twotwentytwo (Review)

Artist:

Thala

Thala: twotwentytwo
Album:

twotwentytwo

Medium: Download
Stil:

Indie Pop

Label: Fire Records
Spieldauer: 21:05
Erschienen: 03.11.2023
Website: [Link]

Auf dem diesjährigen Reeperbahn-Festival wurde eines deutlich: In Sachen Indie-Pop und Indie-Rock haben in diesem Jahr eindeutig die jungen Damen die Nase vorn – insbesondere auch jene aus unseren Landen. Zu diesen zählt auch THALA, obwohl die langjährige Wahlberlinerin inzwischen ihre Basis in London aufgeschlagen hat, um von dort aus ihren Plan, die angelsächsische Musikwelt mit ihrem zunehmend ambitionierter ausgerichteten, psychedelisch angereicherten, Indie-Dream-Pop zu erobern, effektiv in Angriff nehmen zu können.

Bereits 2021 präsentierte sich THALAdamals mit ihrer Debüt-LP „Adolescence“ - auf dem Reeperbahn-Festival und musste weiland noch damit kämpfen, dass die Fachwelt nach einem Label für ihre Musik suchte und dabei auf die lustige Idee kam, sie als Country-Pop-Künstlerin einzusortieren. Besonders unter dem Gesichtspunkt, dass ihre Musik absolut keine klassischen Country-Elemente enthält, ist die Sache heutzutage ein wenig einfacher, denn THALA entschloss sich, die Rock-Elemente in ihrer Musik deutlicher zu betonen. Auf dem diesjährigen Reeperbahn-Festival etwa präsentierte sie die Songs ihrer nun vorliegenden aktuellen EP „twotwentytwo“ mit einem Gitarristen und einer Beatbox in einem geradlinigen, schnörkellosen, kraftvollen Rock-Setting.

Ganz so geradlinig und schnörkellos geht es bei den Studio-Versionen der 6 Songs, die auf der EP versammelt sind, zwar nicht zu – aber der mit der vorangehenden EP „In Theory Depression“ eingeläutete Prozess, den Songs mit opulenten Arrangements mehr Glanz Und Glamour zu verleihen – vielleicht auch, um dem internationalen Musikgeschmack entgegenzukommen, vor allen Dingen aber um die Musik etwas größer als das Alltagsleben zu machen – wird auch auf „twotwentytwo“ konsequent weiterverfolgt.

Ein gutes Beispiel für die Arbeitsweise von THALA ist hierbei der als Single veröffentliche Song „Windowsill“ - eine verträumte Kontemplation über eine unsichere Beziehungsgeschichte. Ursprünglich entstand er als Skizze bereits am Vorabend von THALAs Reeperbahn-Auftritt 2021 – wobei sie bei einem Showcase, bei dem der Song als Premiere gespielt wurde, darauf hinwies, dass sie sich noch nicht im Klaren sei, wie der Song fertig gestellt werden solle. Heutzutage präsentiert sich „Windowsill“ als eine Art Powerballade mit einem mächtigen Intro, das im Refrain nochmals aufgegriffen wird und im Solo-Part mit verhallten Arpeggio-Gitarren an die große Zeit des 90's-Dream-Pop aus UK erinnert.

Nicht verwunderlich also, dass THALA in Großbritannien auf der einen Seite auch mit den Größen des Genres wie z.B. SLOWDIVE und auf der anderen mit Zeitgenossinnen wie HATCHIE oder PHOEBE BRIDGERS verglichen wird (die ihrerseits vom Dream-Pop der 90er-Jahre zehren). THALA räumt freimütig ein, von PHOEBE BRIDGERS tatsächlich nachhaltig inspiriert worden zu sein, was sich insbesondere in den gesanglichen Passagen ihrer eigenen balladeskeren Nummern bis heute erkennbar niederschlägt.

Musikalisch wird das auf „twotwentytwo“ deutlich, da THALA die Intimität ihres Songwritings gerne mit viel Dynamik gegen die Rock-Partien aufwiegt. So entstehen in Tracks wie „I Know When You Care“ oder „Honey (I Hope You Understand)“ Situationen von geradezu Stadien-reifer Grandezza, die in der persönlichen Hörerfahrung ein wenig über das Ziel hinauszuschießen scheinen – freilich im Gesamtzusammenhang im Streben nach einer größtmöglichen musikalischen Präsentationsfläche schon Sinn machen, gerade weil auf der anderen Seite die ursprüngliche Intimität der Kompositionen durch Stücke wie dem Titeltrack „twotwentytwo“ oder der Akustik-Ballade „Ferris Wheel“ gewahrt bleibt.

Logischerweise hat THALA dadurch, dass sie zweisprachig und hauptsächlich in Kanada aufgewachsen ist und durch ihren Job als Tauchlehrerin auf den Kanaren ein zusätzliches internationales Flair ausstrahlt, einen gewissen Standortvorteil, wenn es darum geht, Authentizität und Credibilty gesanglich und inhaltlich zu vermitteln. Dabei ist THALA auch auf den EPs noch auf dem Coming-Of-Age- und Selbstfindungs-Trip. Das geht sogar so weit, dass sie bei einer Show einräumte, selbst gar nicht so genau zu wissen, was der Titel der letzten EP „In Theory Depression“ eigentlich bedeute – und damit einräumte, wohl (noch) genauso auf der Suche nach sich selbst zu sein, wie ihre oft aus jungen Frauen bestehende Zielgruppe.

FAZIT: THALAs Eigenständigkeit als Songwriterin rührt daher, dass sie zum einen Seiten aus ihrem Tagebuch als Basis für ihre Coming-Of-Age- und Selbstfindungs-Hymnen hernimmt und auf der musikalischen Seite bemüht ist, den angestrebten Retro-Sound ihrer Musik durch das Songwriting strukturell und thematisch in die Gegenwart zu hieven. Zusammen gehalten wird das Projekt THALA dann zudem durch ihren einschmeichelnden Mädchengesang, der recht gut zu dem Dream-Pop-Image passt, das sie sich selbst gerne zuschreibt. In diesem Sinne ist „twotwentytwo“ ein weiterer solider Baustein auf THALAs Weg zur musikalischen Selbstverwirklichung. Gegebenenfalls werden die beiden EP's „In Theory Depression“ und „twotwentytwo“ später sogar noch zu einer LP zusammengefasst.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1580x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • It Was You
  • I Know When You Care
  • Windowsill
  • Honey (I Hope, You Understand)
  • twotwentytwo
  • Ferris Wheel

Besetzung:

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