Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Thala: Avalanche (Review)

Artist:

Thala

Thala: Avalanche
Album:

Avalanche

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-, Dream- & Power-Pop, Psychedelia, Singer/Songwriter

Label: Fire Records
Spieldauer: 33:15
Erschienen: 14.02.2025
Website: [Link]

Eher zufällig kam die inzwischen in den USA lebende Berliner Songwriterin THALA zur Musik. Aufgrund einer Wette brachte sie sich – während einer Ausbildung zur Tauchlehrerin auf den kanarischen Inseln - mit einer App das Gitarrespielen bei und begann erste Songs zu schreiben. Eine Reihe von glücklichen Umständen führte dann dazu, dass sie mit Mitte 20 begann, eine Karriere als Musikerin anzustreben – zunächst mit einer Reihe von Live-Auftritten – über die sie dann an gleich zwei Label-Deals herankam, die es ihr ermöglichten, ihre erste Single zu veröffentlichen. Das war im März 2020 – punktgenau zu Beginn der Pandemie. Davon ließ sich THALA aber nicht unterkriegen, sondern veröffentlichte im September des Jahres ihre Debüt-LP „Adolescence“.

Indem THALA ihren Karrierestart zwar relativ spät, dann aber im Schnelldurchgang auf der Überholspur hinlegte, hatte sie allerdings keine Zeit, sich einen definitiven musikalischen Stil zuzulegen. Das führte dazu, dass ihr Oeuvre aus einem Stilmix aus Dreampop-, Psychedelia-, Shoegaze- und Indie-Sounds bestand, der es schwierig machte, ihre Musik zu kategorisieren. Nachdem sie dann jemand gar als „Country-Pop-Musikerin“ bezeichnete (einfach weil sie auch Akustik-Gitarren ins Spiel gebracht hatte), fand sie das zwar lustig, war aber nicht sonderlich amüsiert.

Als klares Ziel ihrer Laufbahn hatte THALA schon früh die „Eroberung“ der britischen und letztlich der US-Musikszene ins Auge gefasst und versuchte sich im Folgenden – auf den sich anschließenden Touren und den EPs „In Theory Depression“ und „Twotwentytwo“ - an verschiedenen Settings mit dezidiert US-amerikanischem Touch – mal mehr in Richtung Pop, mal rockiger und songwriterisch deutlich ambitionierter und eigenständiger als bis dahin. Diese neuen Songs entstanden dabei als Reaktion auf die Erfahrungen, die sie mit ihrem ersten Album gemacht hatte. Dabei fand sie dann auch eine kreative Heimat auf dem Fire Records Label – einer Institution in Sachen psychedelisch orientierter Indie-Sounds.


Und damit wären wir jetzt langsam auch bei ihrem zweiten Album „Avalanche“ angelangt. War „Adolescence“ - trotz des Titels – noch eine klassische Coming-Of-Age-Scheibe gewesen, so beschäftigte sich THALA auf den EPs mit eher düsteren Aspekten des Daseins, wandte sich nach innen, stellte sich ihren Dämonen und zeigte sich verletzlich. Das neue Album strotzt nun geradezu vor kreativem Selbstbewusstsein und zeigt THALA von einer kämpferischen Seite, die man bislang bestenfalls in Ansätzen in ihrem Oeuvre finden konnte.

Musikalisch äußert sich das durch große Gesten, Power-Chords, pulsierende Rhythmen, geschickt implementierte Synthie-Sounds und an den US-College-Rock angelehnte Harmoniefolgen bzw. Sound-Designs. Angereichert wird das Ganze dann noch mit R'n'B-Akzenten („1st Of The Year“) oder Field-Recordings („Avalanche“). Auch die Psychedelia und akustische Gitarren finden sich in Tracks wie „Drive-Song“ oder „Sinner“ noch im THALA-Angebot – allerdings käme heutzutage niemand mehr auf die Idee, das als Country-Pop zu bezeichnen.


Das wäre auch deswegen unangebracht, da einige Tracks, die unverfänglich beginnen, am Ende dann doch irgendwann in Rocksongs ausarten. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Song „Sleep Paralysis“, der als besinnlich verträumte Psychedelia-Ballade beginnt, dann aber mit viel Dynamik als von Power-Chords getragener Orkan ausklingt. Insgesamt reiht sich THALA mit diesem Rezept nahtlos ein in die Riege angesagter Indie-Künstlerinnen wie PHOEBE BRIDGERS, SOCCER MOMMY oder SAMIA FINNERTY, die ihren Weg zwischen Indie-Credibilty, Pop-Appeal und Songwriter-Ambitionen mit viel Selbstbewusstsein und einer eigenen Identität in Einklang gebracht haben.

Standen auf dem Debüt-Album noch Jugenderinnerungen und Beobachtungen aus dem Alltag im Zentrum (die sie mal als „vertonte Podcasts“ beschrieb), so geht es auf dem neuen Album um eine Art bodenständige Bestandsaufnahme. Eine Traumtänzerin möchte THALA dabei trotz ihrer Ambitionen als Künstlerin nach wie vor nicht sein und beschäftigt sich mit Themen wie Freundschaft, Liebe, Akzeptanz, Gefühlschaos, Erwartungshaltungen und Plänen – und dem, was das Leben stattdessen für uns bereithält.


Die musikalische Entwicklung in Richtung Power-Pop und Indie-Rock hat noch einen interessanten Aspekt in Sachen Performance: Gerade in den balladeskeren Momenten tendierte THALA dazu, ihrer mädchenhaften Gesangstimme zu viele Freiheiten einzuräumen, so dass ihr Vortrag dann schnell einen süßlichen Charakter bekam. In der Phase zwischen ihren Veröffentlichungen experimentierte sie mit verschiedenen Setups –unter anderem einem, bei dem sie alleine mit einem Gitarristen und einer Beatbox auftrat. Dabei zeigte sich dann, dass sie durchaus in der Lage ist, bei druckvolleren Nummern gesanglich eine Oktave tiefer anzusetzen, was ihre Stimme dann natürlich auch mehr Nachdruck verlieh. Und genau dieser Effekt findet sich nun auch verstärkt auf der neuen Scheibe, so dass Tracks wie „Body To You“, der Revenge-Song „Spit You Out“ oder „It's Good“ scheinbar mühelos zu regelgerechten Rocksongs geraten.


FAZIT: Das oft schwierige zweite Album meistert THALA mit bemerkenswerter Leichtigkeit durch eine Hinwendung zum klassischen Power-Pop US-amerikanischer Prägung – ohne dabei ins Belanglose zu verfallen oder ihre Identität als Songwriterin aufzugeben. „Avalanche“ zeigt eine erkennbar gereifte Musikerin, die ihre Ambitionen und Ziele zielstrebig, aber authentisch verfolgt. Gerade dadurch, dass sie weiterhin zu ihren Inspirationsquellen und Ambitionen steht, macht sie dabei eine überzeugende Figur.

Ullrich Maurer (Info) (Review 854x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • 1st Of The Year
  • Body To You
  • Don't Want You To Die
  • Drive Song
  • Spit You Out
  • Sinner
  • Sleep Paralysis
  • Tongue Tied & Starry Eyed (feat. Sfen)
  • It's Good
  • Avalanche

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Welches Tier gibt Milch?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!