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Neànder: Eremit (Review)
Artist: | Neànder |
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Album: | Eremit |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Instrumentaler Doom, Post-Rock, Black Metal |
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Label: | Through Love Records | |
Spieldauer: | 40:40 | |
Erschienen: | 09.10.2020 | |
Website: | [Link] |
Auf der Suche nach neuen interessanten Musikkonzerten bin ich vor kurzem auf den Namen der Berliner Band NEÀNDER gestoßen, die momentan auf Tour ist, um die zwei aktuellen Tracks ihrer EP „odem / yola des goz“ zu promoten. Ohne das Œuvre vorher gehört zu haben, scheint der Fund bei erster Recherche vielversprechend. Nicht nur bringt der Berliner Vierer, die grobe Marschrichtung andeutend, Erfahrungen aus anderen Musikprojekten wie der Doom/Sludge-Gruppierung EARTH SHIP sowie der Post-Black-Metal-Kapelle ÅND mit, sondern er ist auch auf dem Radar des WDR erschienen, der ihm glatt ein Feature im Rahmen der Rockpalast-Reihe gewidmet hat – nebst populärer Extrembands wie BEHEMOTH.
Können wir also darauf vertrauen, dass sich das deutsche Hauptstadt-Kollektiv NEÀNDER seine bisherigen Musikerfahrungen auf „Eremit“ hörbar zunutze macht und uns der Geschmack öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten nicht in die Irre führt?
Finden wir es heraus.
„Eremit“ ist das zweite volle Album der Band nach einem selbstbetitelten Debüt und zwei Singles. Der Dreh- und Angelpunkt der LP sind vier in Überlänge präsentierte Songs, wobei noch ein Intro und ein Intermezzo von kürzerer Dauer hinzukommen. Bei einer Gesamtspielzeit von ungefähr 40 Minuten kann das nur bedeuten, dass NEÀNDER den Kern des musikalisch Gebotenen in entsprechender Gelassenheit entfalten. Hier schlägt sich die musikalische Verbindung zu einem anderen, oben genannten Projekt aus dem NEÀNDER-Dunstkreis deutlich nieder, denn die grundsätzliche Ausrichtung des Stils kann man durchaus im Doom-Metal verorten.
Man würde dem Berliner Quartett aber nicht gerecht werden, wenn man es lediglich auf diesen einen Stil festlegen wollte. In Wirklichkeit möchte ich den bratenden Sound der Band insofern als Freimachung von ähnlich gelagerten, bisweilen etwas abgeschmackt klingenden Heavy-Kapellen begreifen, als er immer wieder andere Spielarten in sich vereint. Einen großen Anteil haben dabei die eingestreuten, flirrenden Postrock-Melodien, die düsteren Black-Metal-Riffs und kleine Details wie die Akustikgitarren am Ende des Albumrausschmeißers „Atlas“, welche aus dem brodelnden, zähen Gesamtsound in erfrischender Weise herausragen und ihn sinnvoll ergänzen.
In den härtesten Momenten wird dieser stimmungsvolle Genre-Mix, der gänzlich instrumental eingespielt und professionell produziert wurde, mit Blastbeat-Geknüppel unterlegt.
Jetzt mag dem einen oder anderen Musikpuristen das zu zerfahren klingen. Indes, NEÀNDER gelingt es, die Einzelteile mit Sinn für spannendes Songwriting zusammenzuhalten und die Aufmerksamkeit bis zum Schluss zu binden. Wer das nicht glauben mag, möge sich exemplarisch den erwähnten Song „Atlas“ anhören und damit seine doomigen Grooves, die einen gleich zu Beginn einfangen und hypnotisch einlullen; die von Leidenschaftlichkeit, Emotionalität sowie Post-Black-Metal-Melancholie getragene Leadgitarren-Arbeit im Anschluss; die wilde Raserei, wenn nach halber Spielzeit der stampfende Kracher neu einsetzt und an Fahrt aufnimmt; und zuletzt den finalen Part des Stückes, in dem alles noch einmal zusammenkommt und ein Akustik-Outro nicht nur ein extrem kurzweiliges 12-Minuten-Epos, sondern auch ein gesamtes Album eindrucksvoll beschließt. Hier werden besondere Soundscapes erschaffen – alles ohne Gesang.
Wen wundert es, dass dem WDR dies Kunststück gefällt?
FAZIT: In konsequenter, kompetenter und überraschend origineller Weise wird der selbstbetitelte Vorgänger, der mit denselben Stilelementen kokettiert wie „Eremit“ und gleichermaßen im instrumentalen Doom-Segment verwurzelt ist, fortgesetzt. Die neue NEÀNDER-EP sowie ein von mir besuchter Live-Auftritt der Band machen ebenfalls Lust auf mehr. Insofern hatte der Westdeutsche Rundfunk schon die richtige Intuition, dem mir und vielleicht auch Anderen bisher gänzlich unbekannten Vierer aus dem deutschen Hauptstadt-Underground zu mehr Reichweite und öffentlicher Wahrnehmung zu verhelfen. Jetzt muss recht bald nur noch ein qualitativ entsprechendes Drittwerk her.
Tim R.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Purpur (Prelude) (02:35)
- Purpur (08:01)
- Eremit (07:34)
- Ora (08:10)
- Clivina (02:30)
- Atlas (11:50)
- Gitarre - Jan Korbach, Michael Zolkiewicz, Patrick Zahn
- Schlagzeug - Sebastian Grimberg
Interviews:
-
keine Interviews