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Michal Urbaniak Group: Sound Pieces (Review)
Artist: | Michal Urbaniak Group |
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Album: | Sound Pieces |
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Medium: | 3 CDs | |
Stil: | Jazz Rock, Avantgarde, Free |
|
Label: | MIG music/Moosicus Records | |
Spieldauer: | 178:49 | |
Erschienen: | 27.10.2023 | |
Website: | [Link] |
Er ist der JEAN-LUC PONTY (MAHAVISHNU ORCHESTRA, FRANK ZAPPA) aus Polen, wo er längst als echter (Free-)Jazz-Teufelsgeiger zu einer Jazz-Legende geworden und zudem in seiner Heimatstadt Lodz heute Botschafter und Ehrenbürger ist: MICHAL URBANIAK!
Wer das noch nicht wusste oder glauben kann, der erhält mit dieser umfang- und zugleich aufschlussreichen 3-CD-Veröffentlichung von Moosicus Records einen intensiven Überblick – der uns weit in die Urbaniak-Vergangenheit mitnimmt. Ein halbes Jahrhundert so gesehen, als der damals 29-Jährige live in Bremen Station machte (CD 2 und CD 3) und außerdem mit „Paratyphus B“ und „Inactin“ 1973 zwei richtig gute, wagemutig frei improvisierte Jazz-LP's an den Start brachte (CD 1), die er bereits in dem Konzert präsentierte, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht worden waren.
Seit 1969 leitete der polnische Multiinstrumentalist, der neben der Geige noch Saxophon und Lyricon spielte, seine MICHAL URBANIAK GROUP, die auf diesen Aufnahmen von „Sound Pieces“ zu hören ist.
Später zogen Urbaniak und seine Frau (Sängerin Urszula Dudziak) in die Vereinigten Staaten, wo er erfolgreich mit solchen Musikern wie HERBIE HANCOCK oder CHICK COREA sowie BILLY COBHAM auftrat...
...und sogar an MILES DAVIS' „Tutu!“ mitwirkte.
Mit diesen auf „Sound Pieces“ verewigten Aufnahmen legte Urbaniak den Grundstein für seine Anerkennung und den Erfolg, der ihm weltweit begeisterte Kritiken einbrachte. Locker darf man hier Vergleiche zum MAHAVISHNU ORCHESTRA herstellen, wobei allerdings ein besonderes Erkennungsmerkmal dieser Aufnahmen, neben Urbaniaks E-Geigen-Exkursen, der Gesang – oder besser die Vokal-Akrobatik – von Urszula Dudziak und der interessante Wechsel zwischen den harmonischen, aber auch experimentellen und frisch drauflosimprovisierten Rhythmen, bei denen zudem das ekstatische Schlagzeugspiel eine wichtige Rolle zufällt, ist.
So vereinen sich in den beiden Studio-Alben „Paratyphus B (1973) / Inactin (1973)“ Avantgarde Jazz, Progressive Rock, Experimental Music und Rock In Opposition zu einer hochexplosiven Mischung. Bester Vergleich hierzu ist das im gleichen Jahr entstandenen „Marionetki 2“-Album von NIEMEN, das dieser gemeinsam mit den SBB- und ein paar Jazz-Musikern einspielte. Polen hätte für dieses Jahr mit NIEMEN und URBANIAK so gesehen die Krone für die mutigste Jazz-Prog-Experimental-Rock-Ära verdient, die in einer Liga mit MILES DAVIS' „Bitches Brew“(1969) und „The Inner Mountain Flame“ (1971) des MAHAVISHNU ORCHESTRA spielte. Sogar die sphärischen Momente der frühen GONG, als die musikalische mit ihrer Teekanne auf dem Camembert-Planeten landeten, kommen einem in den ruhigen Momenten, in denen Frau Dudziak ihre mitunter elektronisch verfremdete Stimme erhebt, in den Sinn.
Die zwei Live-CD's mit dem Bremer Konzert vom 21. Januar 1972, bei dem sich die Improvisationen, denen man die unbändige Spielfreude der Musiker anhört, bis zu einer halben Stunde hin pro Stück entfalten können, besticht dann durch einen richtig guten Stereo-Sound der keine Wünsche offenlässt, sodass diese 'Klangstücke' ein beachtenswertes Bild und zugleich Highlight der polnischen Jazz-Szene der Siebzigerjahre ergeben.
FAZIT: Es ist ein großes Glück für alle Jazz-Freunde der besonders progressiven Art, dass diese zwei Studio-LP-Aufnahmen und der komplette Radio-Konzertmitschnitt aus der Bremer 'Lila Eule' von MIG music erneut gehoben und in diesem 3er-CD-Digipak vereint wurden. Sie sind wirklich Gold wert – und zeigen zugleich, welche hohe Achtung die MICHAL URBANIAK GROUP anno 1973 auch in der Bundesrepublik Deutschland genoss, die (ganz im Gegenteil zur DDR, die eigentlich sonst immer im AMIGA-Rahmen für polnische Jazz-Aufnahmen sehr aufgeschlossen waren) unter dem deutschen Spiegelei-Label gleich die beiden auf der ersten CD enthaltenen LP's veröffentlichten und dann auch noch das Konzert vom 21. Januar 1972 von Radio Bremen fürs Radio mitschnitten. Das alles ist jetzt bestens auf „Sound Pieces“ vereint und darf als echtes Highlight der gesamten 70er-Jahre-Jazz-Ära betrachtet werden. Oder wie heißt es oft so schön in den Vergleichen musikalischer Werke: Essentiell!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD 1 = Paratyphus B (1973) / Inactin (1973) = (79:50):
- = Paratyphus B =
- Paratyphus B
- Valium
- Irena
- Winter Piece
- Sound Pieces
- = Inactin =
- Inactin
- Alu
- Ekim
- Silence
- Fall
- Groovy Desert
- Lato
- CD 2 = Live at Lila Eule, Bremen / Germany, January 21, 1972 = (50:31):
- Winter Piece
- Introduction / Valium
- Irena
- CD 3 = Live at Lila Eule, Bremen / Germany, January 21, 1972 = (48:28):
- Paratyphus B
- Sound Pieces
- Groovy Desert / Silence / Lato
- Bass - Pawel Jarcebski, Roman Dylag
- Gesang - Urszula Dudziak
- Keys - Adam Makowicz
- Schlagzeug - Czeslaw Bartkowski, Branislav Kovacev
- Sonstige - Michal Urbaniak (Geige, Saxophone, Flöte), Urszula Dudziak (Percussion), Branislav Kovacev (Congas)
- Sound Pieces (2023)
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