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King Crimson: Larks' Tongues In Aspic – The Complete Recording Sessions (Review)

Artist:

King Crimson

King Crimson: Larks' Tongues In Aspic – The Complete Recording Sessions
Album:

Larks' Tongues In Aspic – The Complete Recording Sessions

Medium: 2BluRay/CD
Stil:

Progressive- und Jazz-Rock

Label: DGM Live
Spieldauer: 2CD's – 118:22 / BluRays – 198:21+697:22 (895:43)
Erschienen: 20.10.2023
Website: [Link]

Als ROBERT FRIPP – Mastermind und musikalisches Wunderkind von KING CRIMSON – im Jahr 1973 knallhart feststellte, dass „diese Band mehr KING CRIMSON [ist] als je zuvor“, da wollte man es ihm eigentlich kaum abnehmen, nach solchen musikalisch-progressiven Geniestreichen wie „In The Court Of The Crimson King“ (1969), „In The Wake Of Poseidon“ (1970), „Lizard“ (1970) und „Islands“ (1972).
Das alles war doch eigentlich kaum noch oder gar nicht zu übertreffen…
...eigentlich!

Darum hören wir Rob Fripp einfach weiter zu, denn er in weiser Voraussicht dieser Tatsache ergänzte: „In dieser Band finden wir alle Voraussetzungen und Zielstellungen, die dafür unerlässlich und notwendig sind: Liebe, Respekt und sich einander ergänzende Ideen. Das hier ist eine magische Band!“

Und genau diese Magie hört man dem Album mit einem der wohl ungewöhnlichsten Titeln der Rockgeschichte an: „Larks' Tongues In Aspic“ (In Aspik eingelegte Lerchenzungen).
Und ab sofort darf gelten: Auch nach „Larks' Tongues In Aspic – The Complete Recording Sessions“ haben in Aspik eingelegte Lerchenzungen noch nie so gut geschmeckt wie heute – ganz ohne Tierquälerei, dafür aber als tonaler Leckerbissen der verrücktesten und allerhöchsten Güteklasse!

Da kommen Erinnerungen auf – als der Kritiker damals in jungen Jahren mit seinen wenigen Freunden, die genauso musikbegeistert wie er waren, in dem DDR-Wohnzimmer des Ältesten unter ihnen saßen und zum ersten Mal „Larks' Tongues In Aspic“, das schweineteuer (auf jeden Fall teurer als der Plattenspieler, auf dem die LP einmalig lief, um sie der Schonung wegen dabei gleich auf Tonband aufzunehmen) auf dem Schwarzmarkt besorgt worden war, hörten. Was da musikalisch geschah, war einfach nicht zu glauben. Welch unvorstellbare Klangwelten wurden uns – die ebenso gerne den Progressive Rock von PINK FLOYD, VAN DER GRAAF GENERATOR, GENESIS und ELP (und als ostdeutsche Variante die STERN-COMBO MEISSEN) hörten – da nur aufgetan.
War das Prog, war das Jazz, war das Hardrock, war das sonstwas?
Es war auf keinen Fall „Easy Money“, selbst wenn dieses auf grandiose Weise besungen wurde und zugleich die Außergewöhnlichkeit eines JOHN WETTON nicht nur als Bassist, sondern eben auch als Sänger offenbarte. Wer also glaubte, nach einem Greg Lake (als ehemaliger Sänger und Bassist von KING CRIMSON), der gerade anfing mit ELP Musikgeschichte zu schreiben, wäre kein auch nur halbwegs adäquater Ersatz zu finden, der irrte auf ganzer Linie.

Eins war klar: Diese Musik war einfach unglaublich – schon die ganzen Effekte (Allein was da am Schlagzeug und den Percussion abging!) ließen einen nicht los. Die Komplexität der Kompositionen, die auch ganz ruhig, gar balladesk und bewegend sein konnten („Book Of Saturday“) eröffneten zwar Ruheräume, hinter deren musikalischen Türen es aber längst schon wieder lautstark brodelte und die uns nur anscheinend ein Gefühl von Ruhe vermittelten.

Das experimentelle Wechselspiel in dem gigantischen, das Album einrahmenden Zweiteiler „Larks' Tongues In Aspic“, der auch heute noch in einem Atemzug mit Fripp und KING CRIMSON und all deren Live-Aktivitäten genannt wird, umschloss dabei alles, was diesem Album mit der Sonne-Mond-Kombination auf dem LP-Cover in sich vereinte. Schon der den epischen Monster-Song einleitende Rhythmus erzeugt eine Harmonie, die man nie wieder vergisst. Bis heute nicht!
Demgegenüber sorgte die „Talking Drum“, ein sich steigerndes, freejazzig entwickelndes Instrumental, das Bolero-mäßig einer kreischenden Eruption entgegensteuerte, für aufgerichtete Nackenhaare beim Hören.

Knallhart hatte Mr. Fripp jedenfalls Tabula rasa betrieben und sich von den bis 1972 aktiven Musikern seiner Band – mit den besonders namhaftem Greg Lake als Sänger, der daraufhin mit EMERSON LAKE & PALMER eine ganz neue Musikgeschichte schreiben sollte – getrennt, um genau seine Vision von dem perfekten KING CRIMSON-Sound zu verwirklichen.
Also warb er tatsächlich BILL BRUFORD bei YES und JOHN WETTON bei FAMILY ab und ergänzte sie durch den wilden Geiger und Keyboarder DAVID CROSS sowie den verrückt-kauzigen Free-Jazz-Percussionisten JAMIE MUIR. Damit war das Setting perfekt. Perfekt für das nächste wahrhaft perfekte Album „Larks' Tongues In Aspic“, eine heftig komplexe und experimentelle, aber auch verträumt ruhige Symbiose aus den kuriosesten, an Einfallsreichtum nicht zu übertreffenden kompositorischen Ideen, bei denen besonders auch die abgefahrenen Percussion-Einlagen eine ungewöhnliche, dem verrückten Muir-Geist entsprungene, Rolle spielten.

Leider verabschiedete sich Muir nach diesem Album in ein buddhistisches schottisches Kloster, sodass die verbleibenden vier Musiker tatsächlich mit „Starless And Bible Black“ (leider beschloss Cross nach diesem Album ebenfalls auszusteigen) und als Trio mit zusätzlicher Unterstützung von Ian McDonald und Mel Collins als Gästen „Red“ die ebenfalls extrem spannenden (und viele Elemente aus „ Larks' Tongues In Aspic“ übernehmenden) Alben der weiteren Crimson-Geschichte einzuspielen.
Den Start dieser Erfolgsgeschichte aber machte eben das unglaubliche, so noch nie gehörte oder gedachte oder musikalisch irgendwo anders in dieser Art zu entdeckende „Larks' Tongues In Aspic“, dem aus Anlass seines 50. Geburtstags (nach der 40th Anniversary Edition) nun eine ganz besondere Edition gewidmet wird, auf der man im Grunde nicht nur den ausgefeiltesten (von STEVEN WILSON bearbeiteten) Klang, sondern auch die gesamte Entstehung musikalisch mitverfolgen kann – ein Meilenstein des Jahres 1973 erhält mit dieser „Larks' Tongues In Aspic – The Complete Recording Sessions“ seine späte Vollendung in Form zweier CD's und BluRays, verpackt in einer Hardcover-Box mit umfangreichem 24-seitigem Booklet.

Unfassbar sind diesbezüglich die Laufzeiten der BluRays, die bewusst ausschließlich mit Audio-Material gefüllt wurden, wodurch bei der zweiten BluRay fast 700 Stereo-Audio-Minuten verewigt werden konnten, sodass tatsächlich die kompletten Aufnahmen im Studio, verteilt auf insgesamt 13 Tage, in Stereo-Ton angehört werden können. Jeder Crimson-Fan darf so gesehen live (und ohne doppelten Boden) anno 1973 (und zwar ohne Computer oder digitale Technik) im Studio bei allen Aufnahmen zu „Larks' Tongues In Aspic“ mit dabei sein. Hinzu kommt mit den „Session Reels“, also das gemeinsame Einspielen von Album-Passagen durch die Band, noch einmal knapp 80 Minuten an Stereo-Tonmaterial, inklusive der kurzen Kommentare der Musiker während der jeweiligen Session, mit hinzu. Hier wird das Fan-Herz nicht nur höherschlagen, sondern riesige Freudensprünge machen.

FAZIT: Natürlich werden jetzt wieder einige alteingesessene KING CRIMSON-Fans aufstöhnen und sich fragen, ob's denn nach der 40-jährigen nun die erneute Geburtstagsauflage zum 50. des Meisterwerks „Larks' Tongues In Aspic“ bedarf. Eindeutige Antwort: Ja! Denn die halbjahrhundertige Geburtstagsausgabe erfüllt wohl anno 2023 endgültig alle noch so hoch gestellten Erwartungen, die man an dieses Album haben kann! STEVEN WILSON – der Crimson-Remix/Sound/Master-Filius und natürlich PORCUPINE TREE-Kopf hat mit viel Feingespür und allermodernster Technik diesem 1973er-Album eine echte Frischzellen-Kur verpasst, ohne diesem dabei seines Siebziger-Jahre-Charmes zu berauben. Dazu gehören die herrlichen Stereo-Effekte genauso wie die unbändige experimentelle Spielfreude (besonders des wilden Percussionisten Jamie Muir), die klanglich in allerhöchster Qualität umgesetzt wurde und einen selbst unter einem High-End-Kopfhörer schlicht von den progressiven Socken haut. Dazu kommen zusätzlich nun auch noch die „Elemental Mixes“ (Eine wahre wilde Klangeruption mit noch gewagteren Effekten als auf dem Original-Album!), welche übrigens auch der Doppel-LP-Ausgabe von „Larks' Tongues In Aspic – 50th Anniversary Edition“ als zweite LP beigefügt worden sind und die sich überdeutlich vom Original unterscheiden, aber eine ebenso große Faszination auf den Hörer ausüben. Im Rahmen der „Larks' Tongues In Aspic – The Complete Recording Sessions“-Mini-Box im Hardcover-Schuber samt sehr informativem, 24 Seiten starkem Booklet, wurden die beiden CD's noch um drei Instrumental-Mixe sowie drei Master-Real-Take-Aufnahmen erweitert. Und dann gibt’s hier als definitives Highlight für jeden Fan, Sammler und Komplettisten auf zwei BluRays das Album als 2023 Mixe in 'Dolby Atmos', DTS-HD MA 5.1 Surround Sound' und 'LPCM Stereo 24/96' sowie die „Elemental-“ und „Instrumental-Mixes“ in 'LPCM Stereo 24/96' auf BluRay 1 zu hören, während die zweite BluRay eine wahre Raritäten-Fundgrube für jeden KING CRIMSON-Fan ist, denn sie enthält über eine Stereo-Audio-Laufzeit von fast 700 Minuten (!!!) die kompletten Aufnahme-Sessions des Albums sowie die „The Session Reels“ und den „Original Mix“ der „30th Anniversary Remaster“-Album-Ausgabe von Simon Heyworth & Robert Fripp (1999) in LPCM Stereo 24/96. Ein Jahrhundertwerk – auch wenn es erst ein halbes Jahrhundert alt ist und in dieser Version seine Vollendung erreicht, die wohl auch das kommende halbe Jahrhundert überdauern wird…

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2481x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
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  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • CD 1 = 2023 Stereo Mixes & Instrumental Mixes = (65:25):
  • Larks' Tongues In Aspic, Part One
  • Book Of Saturday
  • Easy Money
  • The Talking Drum
  • Larks' Tongues In Aspic, Part Two
  • Book Of Saturday (Instrumental Mix)
  • Exiles (Instrumental Mix)
  • Easy Money (Instrumental Mix)
  • CD 2 = Elemental Mixes & Selected Master Reels = (52:57):
  • Larks' Tongues In Aspic, Part One (Elemental Mix)
  • Easy Money (Elemental Mix)
  • The Talking Drum (Elemental Mix)
  • Larks' Tongues In Aspic, Part Two (Elemental Mix)
  • Exiles – Master Reel Take 4 Backing
  • Book Of Saturday – Master Reel Guide Vocals, Guitar, Violin Overdubs
  • Book Of Saturday – Master Reel Bass Pass 2, Vocals with Vocal Overdubs
  • BluRay 1 = 2023 Album Mixes in Dolby Atmos & DTS-HD MA 5.1 Surround Sound, 2023 Mixes, Elemental Mixes in 24/96 LPCM Stereo = (198:21):
  • = Dolby Atmos = (46:50)
  • = DTS HD-MA 5.1 Surround = (46:50)
  • = 24/96 Stereo = (46:50)
  • Larks' Tongues In Aspic, Part One
  • Book Of Saturday
  • Easy Money
  • The Talking Drum
  • Larks' Tongues In Aspic, Part Two
  • = Elemental Mixes = (39:18)
  • Larks' Tongues In Aspic, Part One (Elemental Mix)
  • Easy Money (Elemental Mix)
  • The Talking Drum (Elemental Mix)
  • Larks' Tongues In Aspic, Part Two (Elemental Mix)
  • = Instrumental Mixes = (18:33)
  • Book Of Saturday (Instrumental Mix)
  • Exiles (Instrumental Mix)
  • Easy Money (Instrumental Mix)
  • BluRay 2 = Original Mixes, Complete Recording Sessions & The Session Reels in 24/96 LPCM Stereo = (697:22):
  • = Original Mixes = (46:36)
  • Larks' Tongues In Aspic, Part One
  • Book Of Saturday
  • Easy Money
  • The Talking Drum
  • Larks' Tongues In Aspic, Part Two
  • = The Session Reels = (79:16)
  • = Complete Recording Sessions January 16th 1973 – February 1st 1973
  • = (571:30)
  • January 16th 1973 (60:29)
  • January 17th 1973 (60:53)
  • January 18th 1973 (19:21)
  • January 19th 1973 (25:53)
  • January 20th 1973 (17:08)
  • January 21st 1973 (12:30)
  • January 23rd 1973 (69:16)
  • January 24th 1973 (83:51)
  • January 25th 1973 (31:44)
  • January 26th 1973 (47:51)
  • January 30th 1973 (58:20)
  • January 31st 1973 (51:21)
  • February 1st 1973 (33:52)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
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