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Iguana Death Cult: Echo Palace (Review)
Artist: | Iguana Death Cult |
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Album: | Echo Palace |
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Medium: | CD/Download/LP+DL-Code | |
Stil: | Garage Rock, Punk, Indie |
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Label: | Innovative Leisure/Bertus/H'art | |
Spieldauer: | 39:32 | |
Erschienen: | 12.05.2023 | |
Website: | [Link] |
Welch Todeskult auch immer ausgebrochen sein mag, der aus Holland mit Namen IGUANA DEATH CULT ist einer der geilsten und frustrierendsten zugleich. Denn das niederländische Quartett lässt auf ihrem „Echo Palace“ jede Menge Wut raus, die sich nicht etwa in kotzigen Punk-Rhythmen, sondern einer bunten musikalischen Mischung aus Punk, Post, Garage, Indie, Art und alles, was sonst noch so rocken kann, zusammensetzt und unerbittlich mit dem Irrsinn der Pandemie-Zeiten, bei denen (durchaus verständlich) immer mehr durchzudrehen schienen, abrechnet. Nur wie gesagt: Hier wird nicht abgekotzt und frustriert rausgerülpst, sondern tatsächlich leidenschaftlich therapiert und intelligent analysiert. Die Pandemie war scheiße – aber Scheiße kann durchaus auch kreatives Klopapier hervorbringen, das im Musikbusiness sogar richtig gut klingen kann wie im Falle von „Echo Palace“.
Auf ihrem bereits dritten Album bestätigen IGUANA DEATH CULT die sprichwörtliche Weisheit, dass aller guten Dinge drei sind. Egal, ob es nun an der Pandemie liegt oder nicht, das Thema welches diese für das aktuelle Album der Holländer liefert, scheint unerschöpflich und ähnlich komplex wie es das Verhalten der Menschen und die Brutalität des Virus war. Unerbittlich fallen so die Texte auf „Echo Palace“ aus, während die Musiker sich an ihren Instrumenten austoben und gleich mit dem Album-Opener „Paper Straws“ krachend den Einstieg ins Album meistern, um kurz Zeit später schon mit dem „Pusherman“ zum erneuten Rundumschlag auszuholen: „In the future / I'll be a drug pusher / Another species / On the blink of evolution...“
Ähnlichkeiten zu CLASHs „Sandinista“, aber auch zu XTC oder SONIC YOUTH, genauso wie zu TAME IMPALA – immerhin masterte das Album Dave Cooley, der sich auch schon bei besagter Band einbrachte – sind unüberhörbar.
Grandios wird’s dann, wenn ein ekstatisch sich austobendes Saxophon uns in „Sensory Overload“ die Ohrmuscheln wackeln lässt, während Sänger Opschoor uns immer wieder ein „Fuck You“ entgegenschleudert und wir ernsthaft darüber nachdenken, ihn beim Wort zu nehmen, bevor uns dann „Confrence To Confrence“ mit ein paar überraschenden Keyboard-Schrägheiten und erstmals Sprechgesang im TALKING HEADS-Style aus der LP-A-Seite entlässt und so schon die Vorfreude auf die B-Seite steigert.
Und die wird gleich mit „I Just Want A House“ voller schöner Melodien und erneuter Elektronik-Spielereien befriedigt – irgendwie kommen hierbei erneut TALKING HEADS-Erinnerungen an „Burning Down The House“ auf. Dazu gibt’s noch ein richtig geiles Gitarren-Solo, das sich mit dem Keyboard auf ein ungewöhnliches 'Duett' einlässt und die Zeilen: „I wanna know, how much you know“, lauthals unterstreicht. Das folgende „Oh No!“, diesmal wiederum mit scharfem Saxofon garniert, das sogar mal kurz in zarte Jazz-Töne übergeht, die uns in die frühen 60er-Jahre entführen, ist die beste Antwort auf die im Song zuvor aufgeworfene Frage.
Ganz offensichtlich erweitert sich neben dem großartigen Saxofonspiel von Benjamin Herman zudem die musikalische Palette durch den neuen Keyboarder Jimmy de Kok, der für die elektronischeren, aber auch filigraneren Momente, die mitunter weit zurück bis in die Vergangenheit reichen, verantwortlich zu sein scheint. Hier bekommen die angriffslustigen Texte eine weitere Betonung, sodass viele der Aussagen, wie beispielsweise bei „Sensory Overload“ noch verdeutlicht und klar verständlich hörbar sind, selbst wenn sie sich provokant verdorben auf ein: „Lockdown bullshit / Green grats / Fuck you / Fuck then / Fuck this / Fock when?“, beschränken.
FAZIT: Es kommt eben doch nicht nur Käse aus Holland – sondern auch richtig starker Garage Rock mit Punk und hochgradig abwechslungsreichen Art- bis hin zu Jazz-Rock-Einflüssen, besonders dann, wenn ein wild geblasenes Saxophon die Oberhand auf „Echo Palace“ des holländischen Rock-Quartetts IGUANA DEATH CULT übernimmt, um noch dazu mit gehörig provokanten Texten den Irrsinn (größtenteils während der pandemiebedingten Lockdown-Zeit) aufs Korn zu nehmen und selbstverständlich auch nicht vor dem einen oder anderen 'Fuck you!' zurückschreckt. Besonders stark ist hierbei zudem die LP-Ausgabe, die einem den mitunter rotzigen Ton auch bestens aus den beiden schwarzen Rillen entgegenschleudert. Noch dazu gibt’s ein DL-Kärtchen im besten Mastercard-Style, von dem man auch dauerhaft was hat. Dauerhaft – ist so das Stichwort. Denn die echt mutige Musik auf dieser LP im Gatefoldcover plus aller Texte im LP-Inneren hat durchaus einen Hang für die Ewigkeit verdient, womit tatsächlich auch die Behauptung auf dem Promo-Schreiben zur LP zutrifft, die da lautet: „Einer der aufregendsten Rockexporte Europas!“
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (19:39):
- Paper Straws (3:07)
- Echo Palace (2:39)
- Pushermen (3:52)
- Sunny Side Up (3:27)
- Sensory Overload (2:07)
- Confrence To Confrence (4:27)
- Seite B (19:53):
- I Just Want A House (4:14)
- Oh No! (3:28)
- Rope A Dopa (3:00)
- Heaven In Disorder (5:35)
- Radio Brainwave (3:36)
- Bass - Justin Boer
- Gesang - Tobias Opschoor
- Gitarre - Tobias Opschoor
- Keys - Jimmy de Kok
- Schlagzeug - Arjen van Opstal
- Sonstige - Benjamin Herman (Saxophon)
- Echo Palace (2023) - 12/15 Punkten
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