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Büsra Kayikci: Places (Review)
Artist: | Büsra Kayikci |
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Album: | Places |
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Medium: | CD/LP/Download | |
Stil: | Instrumentale Klaviermusik, Minimalismus, Klassik |
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Label: | Warner Music | |
Spieldauer: | 42:57 | |
Erschienen: | 24.11.2023 | |
Website: | [Link] |
Wer sich nicht für besonders von einem Piano getragene, klassisch anmutende und dabei fast an architektonisch ausklamüserte Regeln haltende Musik begeistern kann, der darf ab hier mit dem Lesen der Review aufhören, denn BÜSRA KAYIKCI widmet sich bei ihren Kompositionen und ihrer Musik ganz dem Klavier – und erzeugt dabei mitunter ähnlich verstörende Töne wie das nicht wirklich ansehnliche Cover ihrer LP.
Am besten folgt man einfach den Worten der Musikerin, um vielleicht halbwegs das zu verstehen, was einen auf dieser LP (vielleicht würden einige sogar sagen: Voller Piano-Geklimper) erwartet: „Auf gewisse Weise entwerfe ich als Komponistin einen Ort und die Hörer gehen darin umher, bewegen sich in seiner Architektur.“
Da bekommt man schon beim Lesen dieser Zeilen verängstigt Fernweh – so wie im zweiten Stück des Albums thematisiert.
Es ist eine einfache, nicht farbenfrohe und noch dazu traurig anmutende Architektur, mit der uns Kayiksi auf „Places“ begegnet, die manchmal – wie zu Beginn der LP-B-Seite – etwas an Fahrt aufnimmt und sogar ein wenig an ein Klavier-Intro von GENESIS zu deren Anfangszeiten erinnert. Natürlich weiß ein Gabriel-Ära-Fan an dieser Stelle, welcher GENESIS-Song hier gemeint ist und er wird sich wahrscheinlich tatsächlich an diesen bei „Old Friend“ auch erinnern.
Insgesamt aber ist der Rahmen von „The Middle Of...“ hin zu „...Nowhere“ ein weit gefasster, der sich von den Titeln her nicht nur über verschiedene Sprachen, sondern auch über ganz unterschiedliche Musikkulturen erstreckt. Selbst wenn die Worte dabei fehlen und nur das Piano und ein paar elektronischen Effekte bei BÜSRA KAYIKSI zählen, so entfaltet sich „Places“ doch zu einem ungewöhnlichen Ort und eine ganz spezielle Musik-'Architektur', die bewusst von der Musikerin ausgewählt, entworfen und umgesetzt wurde. Manchmal scheint sie sich hier als Architektin wichtiger zu nehmen, als die Bewohner – also ihre Hörer – wenn es um die Verwirklichung ihrer Musik geht.
Demgegenüber stehen aber immer wieder die Titelangaben, die sich nicht auf Architektonisches, sondern viel stärker auf Natürliches, wie beispielsweise „Into The Woods“ oder Olivenbäume beziehen.
Bereits 2019 entwarf sie schon ähnliche Musik wie an einem Reißbrett. „Places“ ist nun die Fortsetzung dieser kompositorischen Skizzen als eine Art vollendetes Projekt. Und hier kommt der Moment, der einen an dieser Musik einfach stört. Die Stücke klingen viel zu strukturiert in ihrer 'Architektonik' und viel zu wenig leidenschaftlich auch mal improvisiert oder mutig. Jeder Tastenanschlag dreimal durchdacht statt einmal spontan inspiriert, sodass mitunter die elektronisch vorsichtig eingebauten Akzente die am spannendsten wirkenden sind. Musik ist eben doch keine Architektur – sondern Gefühl und Leidenschaft, was dieser „Places“ fehlt, die statt nach farbenfrohem Hundertwasser nach trist-grauem Fertighaus-Stil klingt. Wer also gerne einfach und klar strukturiert in seinen musikalischen Hörgewohnheiten wohnt, der wird „Places“ mögen, gar genießen, wer mehr erwartet als das, der wird diesen Ort schnell wieder verlassen, um sich tatsächlich im „Nirgendwo“ zu verlieren.
FAZIT: „Ich komponiere immer am Klavier und schreibe ein Stück erst auf, wenn es fertig ist. Was dann noch in meinem Kopf ist, ist der Weg, den ich mit dem Stück weitergehen kann.“ So beschreibt BÜSRA KAYIKSI ihre vom Piano getragene, minimalistisch wie klassisch anmutende Musik auf „Places“. Instrumentalmusik, die einer klar strukturierten Architektur folgt und der dabei nach und nach das Gefühl abhanden kommt, welches dann höchstens durch elektronisch kalte und mitunter fremd wirkende Sounds ersetzt wird. Im Promo-Schreiben heißt es dazu: „Ihr Ansatz ist in gewisser Weise synästhetisch – oder anders gesagt: Ihre Idee, Musik und Architektur zu verbinden, geht über rein interdisziplinäres Denken weit hinaus.“ Mit diesem 'rein interdisziplinären Denken' ist der sonst eigentlich für alles offene Kritiker dann doch überfordert, genauso wie mit „Places“, einem musikalischen Ort, in den er selber nicht einziehen wollte (selbst wenn ihn dabei manchmal ein paar Piano-Passagen aus frühen GENESIS-Werken anlächeln).
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (22:44):
- The Middle Of… (2:30)
- Fernweh (5:37)
- Unrooted (3:22)
- Deep-Seated Arrogance (5:10)
- Olive Tree (2:34)
- Quba (3:38)
- Seite B (20:13):
- Old Friend (3:12)
- Tribute To Egyptian Song (4:26)
- L'inno (2:26)
- Into Te Woods (3:30)
- Vác (4:13)
- ...Nowhere (2:26)
- Keys - Büsra Kayikci
- Places (2023) - 6/15 Punkten
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