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Sparks: Lil' Beethoven – 21st Century Collection (Review)

Artist:

Sparks

Sparks: Lil' Beethoven – 21st Century Collection
Album:

Lil' Beethoven – 21st Century Collection

Medium: LP/Download/Do-CD
Stil:

Art Pop, Neoklassik, Kammermusik

Label: BMG
Spieldauer: 40:56
Erschienen: 29.04.2022
Website: [Link]

Sie starten wortwörtlich wie die Wilden wieder durch, nachdem sie mit ihrer Musik zum Musical-Film „Anette“ 2021 Frankreich regelrecht aufmischten und mit Preisen – so auch für die beste Originalmusik – überhäuft wurden.
Wen wundert das eigentlich, denn schon bei „So May We Start“ glaubt man, mit Russel Mael den Zwillingsbruder von PAUL McCARTNEY zu hören und die Musik haut einen sofort um, weil sie eben genau an die goldenen Zeiten erinnert, als man die BEATLES sowie THE BEACH BOYS und STEELY DAN vergötterte.

Und dieses „Sollen wir durchstarten?“ nehmen die SPARKS verdammt ernst – Wäre auch dumm, das bei der derzeitigen Aufmerksamkeit nicht auszunutzen! – und feiern mit ihrer „21st SPARKS Collection“ ihre wichtigsten Alben (Der erste Schwung erschien bereits am 29. April dieses Jahres und wird das technozentrische Übergangswerk „Balls“ [2000], das minimalistisch-maximalistische Meisterwerk „Lil' Beethoven“ [2002] sowie das opernhaft anmutende Rockmonster „Hello Young Lovers“ [2006] umfassen. Die zweite Welle folgt einen Monat später am 27. Mai und vervollständigt die Reihe der Wiederveröffentlichungen mit dem komplexen, in sich verschachtelten Werk „Exotic Creatures Of The Deep“ [2008] und dem ambitionierten Radio-Musical „The Seduction Of Ingmar Bergman“ aus dem Jahr 2009), indem sie diese als Deluxe-Neuauflagen auf CD und viele zudem erstmals auf Vinyl veröffentlichen. Wer bisher die SPARKS noch nicht für sich entdeckt hat, wird bei der musik-chamäleon-haften Vielfalt des Brüderpaares, von dem zum Glück Ron Mael auch längst sein bescheuertes 'Hitlerbärtchen' abgelegt hat, sicher erst sprachlos und dann begeistert sein.

Doch bleiben wir einfach mal bei einem ihrer wohl ungewöhnlichsten Alben im Rahmen dieser Edition und ihrer gesamten Musik-Ära und was einem dazu so alles einfällt, wie zum Beispiel:
Welch geile Idee und zugleich extrem mutig, sein Album „Kleiner Beethoven“ zu nennen! Wer solchen Mut besitzt, besitzt auch viel Selbstbewusstsein und den Hang zu abgefahrenen Ideen in Kombination mit einer Form von musikalischer Ideen-Genialität und Kreativität. Eigentlich muss solche Anmaßung doch schiefgehen – nicht aber, wenn man SPARKS heißt und als Brüderpaar schon immer sein Leben lang die verrücktesten Musikvisionen umzusetzen versuchte.

„Lil' Beethoven“ ist das 19. Album der amerikanischen Gebrüder Mael, die zu diesem Zeitpunkt bereits als SPARKS über 35 Jahre Musikgeschichte schrieben und die im Jahr 2002 mit „Lil' Beethoven“ eine regelrecht radikale Abkehr von ihrer bis dahin verfolgten musikalischen Bahn der elektronischen Tanzmusik zwischen New Wave und Synth-Pop vollzogen, mit der sie bereits 1994 durch „When Do I Get To Sing 'My Way'“ einen Riesen-Hit fabrizierten, der weltweit in Radio- und Fernsehstationen hoch- und runter-gedudelt wurde.

2002 allerdings erschien es so, als ob die Erfolgssträhne der SPARKS gänzlich abgerissen sei. Es gab zu viele ähnlich gelagerte, deutlich erfolgreichere Bands – besonders YELLO oder ERASURE – die den SPARKS das Synthpop-Wasser abzugraben schienen.
Also konnte man nicht viel verlieren, wenn man als SPARKS beschloss, einfach vieles musikalisch anders als zuvor zu machen. Und das Ergebnis „Lil' Beethoven“ war minimal wie maximal gigantisch und für alle, die sich mit Musik beschäftigten und das amerikanische Musik-Brüderpaar kannten, extrem verblüffend – ja, gänzlich unglaublich.

Im Vorfeld von „Lil' Beethoven“ hatten die SPARKS sogar wegen dieser massiven musikalischen Veränderung darüber nachgedacht dieses Album nicht unter ihrem Bandnamen, sondern als 'Lil' Beethoven' zu veröffentlichen, was sie aber wieder verwarfen.

Doch zuvor kommt in diese seltsame Geschichte tatsächlich noch Deutschland ins Spiel, in denen die SPARKS besonders angesagt waren/sind und wozu sie nach ihrem Album „Gratuitous Sax & Senseless Violins selber feststellten: „Wir wissen nicht, warum das in Deutschland so gezündet hat. Aber wir sind dankbar, denn so haben wir 1994 neue Fans gewonnen, die dachten, SPARKS wäre eine neue Band – dabei hatten wir damals schon eine 20-jährige Geschichte.“

Die Gebrüder Mael wurden im Jahr 2001 nämlich von einer deutschen Rundfunkanstalt dazu eingeladen, einen Song für den Sportkommentator Günther Koch zu sampeln und produzieren. Dabei kam der in Deutschland absolut erfolgreiche Hit „Wunderbar“ heraus, der bereits mit all den Zutaten – fette Orchestrierung, übereinandergeschichtete Sounds, lustige Wiederholungen, mehrspuriger Gesang usw. – überzeugte, die dann auf „Lil' Beethoven“ noch perfektioniert und mit jeder Menge absurden Texten versehen wurden, auf denen auch diesmal eine deutsche Wendung nicht fehlen durfte, sodass gleich bei dem grandiosen Einstieg ins Album mit „The Rhythm Thief“ aus dem 'Wunderbar' ein 'Auf Wiedersehen' wird.
Außerdem kündigt der Song sofort in den ersten Zeilen an: „Verabschiede dich von dem Beat!“ und gibt damit die neue musikalische Ausrichtung an.

Zudem scheinen sich die SPARKS im Inneren der Plattenhülle auf dem farbig bedruckten Einleger über GENESIS' „I Can't Dance“ lustig zu machen, wenn man sich die Schrittkombination der beiden genauer ansieht.

Kritiker verglichen das Album sogar mit dem unglaublichen „Kid A“-Meisterwerk von RADIOHEAD (MOJO: „Hierauf hat die Welt gewartet – SPARKS eigenes 'Kid A', das sich als eine kühne Mischung aus schlauen Texten und sich wiederholenden Orchestermelodien auszeichnet.“)
Und weil die (Musik-)Welt eben doch ungerecht ist, blieb trotz aller Kritiker-Begeisterung, der sich nur zu gerne auch der Schreiber dieser Zeilen anschließt, im Jahr des Erscheinens von „Lil' Beethoven“ der Erfolg aus. Aber egal, denn selber SPARKS sind sich in Aufarbeitung ihres Album-Katalogs aus über einem halben Jahrhundert einig, dass „Lil' Beethoven“ zu ihrem persönlichen Opus Magnum wurde.

FAZIT: Die SPARKS feiern mit ihrer „21st Century Collection“ ihre wichtigsten Alben in neuen Editionen – von denen erstmals besonders die Vinyl-Ausgaben in hervorragendem Klang die herausragende Bedeutung haben – ab. Im Falle von „Lil' Beethoven – 21st Century Collection“ entschieden sie sich für eins ihrer wichtigsten Alben, das im Jahr 2002 einen massiven musikalischen Stilwechsel präsentierte, der heutzutage 'einen minimalistisch-maximalistischen' Quantensprung bedeutete. Ein Album, das definitiv (ab sofort) in jede gut sortierte Plattensammlung gehört!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2871x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (21:59):
  • The Rhythm Thief (5:18)
  • How Do I Get To Carnegie Hall? (3:50)
  • What Are All These Bands So Angry About? (3:32)
  • I Married Myself (4:59)
  • Ride 'Em Cowboy (4:20)
  • Seite B (18:57):
  • My Baby's Taking Me Home (4:42)
  • Your Call's Very Important To Us. Please Hold. (4:11)
  • Ugly Guys With Beautiful Girls (7:06)
  • Suburban Homeboy (2:58)

Besetzung:

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Kommentare
Peter Elsen
gepostet am: 25.09.2022

User-Wertung:
14 Punkte

"Wunderbar" war m.E. mitnichten ein Hit!

woher diese Info!?

wurde irgendwann auf einem sampler vom
BR veröffentlicht ..
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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