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No More: Kissin' In The Blue Dark (Review)
Artist: | No More |
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Album: | Kissin' In The Blue Dark |
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Medium: | Do-CD/Download | |
Stil: | New Wave, Post-Punk |
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Label: | rent a dog/The orchard/AL!VE | |
Spieldauer: | 99:16 | |
Erschienen: | 14.10.2022 | |
Website: | [Link] |
Nicht nur das Albumcover ziert eine herbstliche Farbpallette, auch die Musik auf „Kissin‘ In The Blue Dark“ wirkt wie die Vertonung einer beginnenden Herbstdepression. Na gut, noch ist der emotionale Zusammenbruch nicht erreicht, aber genauso wie in der bräunlich-goldenen Farbenpracht der Natur die Gewissheit liegt, dass bald nur noch die knöchernen Strukturen der äußeren Kälte trotzen werden, findet sich in der Musik die Gewissheit, dass zumindest eine Zeit der inneren Einkehr kurz bevorsteht.
Auf emotionaler Ebene spielt die erste CD „Blue“ sehr stark mit diversen Motiven der Liebe. Titel wie „A Happy Place“ oder „Kissin‘ In The Blue Dark“ wirken romantisch, deuten aber auch immer wieder an, dass in jeder Romantik eine Tragödie verborgen liegen kann, wenn die Umstände ungünstig aufeinandertreffen.
Wie zum Beweis dieser These klingt „Adrift“ eindringlich und blechern. Die Elektronik drängt sich unangenehm monoton auf und ebnet den Weg für „Sleepers And Trains“, das irgendwo zwischen freudiger Erwartung und der Sehnsucht nach persönlicher Entfaltung umhertänzelt. Das klingt rastlos, aber doch vollgeladen mit Energie, die raus will, egal wie, egal wohin.
Bleibt man beim Titel, weckt der Song auch Assoziationen zu nächtlichen Graffiti- und Sprayer-Aktionen auf einem Bahnhofsgelände. Die Liebenden verewigen ihren Ausdruck gegenseitiger Hingabe Hand in Hand auf einem Zug. Dabei schlägt das Herz nicht nur vor Liebe bis zum Hals… Diese Gratwanderung zwischen einem „Hals über Kopf“-Gefühl und der tief im Inneren sitzenden Sehnsucht nach persönlicher Stabilität zieht sich durch das komplette Album.
Auf der zweiten CD „Dark“ weicht die rebellische Energie des ersten Teils einer intimeren Atmosphäre. Songs wie „Harmonic 1973“ klingen wie die Vertonung einer Trance, was wiederum gut zum vorherigen Bild des Liebespaares passt. Arm in Arm sind ihre Blicke in der Betrachtung des eigenen Werkes versunken.
Das Zeugnis ihrer Verbindung sollte jeder sehen können und doch ist es am Ende nur wichtig, dass der Ausdruck gemeinsam geschaffen wurde. Doch in Songs wie „V“ kommt plötzlich die Angst auf, davor entdeckt zu werden dazu. Die Herzen schlagen schneller und sind hin- und hergerissen zwischen dem Willen zu verweilen und zu genießen und der fast sicheren Gewissheit, vor einer Entdeckung fliehen zu müssen.
Trotz aller inneren Hetze findet sich aber stets die Zeit für kurze Ruhemomente. Eine Nummer wie „Château d`Hérouville“ vertont Gefühle von Halt und Sicherheit. Wenn nicht im Außen, dann doch wenigstens in der Gewissheit, mit seinen Gefühlen nicht alleine zu sein. Hieraus erwächst das Wissen um die eigene Stärke, das sich in „Words, Vows, Gifts And Tears“ noch stärker manifestiert und in seinem musikalischen Drang sehr gut zur folgenden Entspannung von „Floating“ passt.
Das ätherische „AES“ und „Old News Is Good News“ bilden dann eine Art Anlaufbahn für „The Night Still Holds Temptation“. Die Flucht ist gelungen, birgt aber den Preis stetiger Unruhe. Sicher, das Gefühl von Freiheit und vielleicht auch das feiste Grinsen darüber, mit seiner Dreistigkeit durchgekommen zu sein, können den inneren Rebell erstmal zufriedenstellen. Doch spätestens mit dem ersten Licht des Tages kommt die Gewissheit, dass eine harmonische Zweisamkeit kaum nur auf den Ratschlägen des inneren Antihelden fußen kann. Ein Mittelweg muss gefunden werden. Immerhin sorgt „First Light“ erstmal für Ablenkung, denn die ersten Sonnenstrahlen des Tages lassen ein kleines bisschen Frieden im Moment gewahr werden.
FAZIT: Mit dem Doppel-Album „Kissin‘ In The Blue Dark“ ist NO MORE eine spannende Mischung aus fiktiver Geschichte, persönlicher Intimität und ganz realen Bezügen zum gelebten Alltag gelungen. Dank dem gegebenen Facettenreichtum – der als „Blue“ betitelten ersten und als „Dark“ betitelten zweiten CD – vergehen die knapp hundert Minuten Musik fast wie im Flug, wobei es sich unbedingt lohnt, in die Geschichte des Albums einzutauchen, da es hier viel zu entdecken gibt.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- CD1: Blue
- Berlin Soul
- Keep It Cool
- Paris Blue
- Painting Flowers In The Dark
- A Happy Place
- It’s So Easy To Get Lost
- Kissin’ In The Blue Dark
- All The Dark That Shines
- Adrift
- Sleepers And Trains
- Valentina
- Joan In A Red Field
- Love’s Sweet Dream
- You Have To Paint It
- CD2: Dark
- Nightfall
- The Sun, Henriette, The Sun
- Harmonic 1973
- Descending
- V
- Château d`Hérouville
- Words, Vows, Gits And Tears
- Floating
- A.E.S.
- Old News Is Good News
- The Night Still Holds Temptation
- All’Ombra Dei Pini
- The Nightly Runner
- The Woman In White
- First Light
- Gesang - Andy Schwarz
- Gitarre - Andy Schwarz
- Keys - Andy Schwarz, Tina Sanudakua
- Sonstige - Tina Sanudakua (Theremin, Electronica)
- Kissin' In The Blue Dark (2022) - 12/15 Punkten
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